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39.6.1. Cambridge (Massachusetts), Harvard University, Houghton Library, MS Typ 320 (olim Wien, Bibliothek Hauslab, Hs. 3; olim Liechtenstein Museum, *165-4-3)

Bearbeitet von Rainer Leng

KdiH-Band 4/2

Datierung:

Letztes Viertel 15. Jahrhundert; ca. 1471 (Wieck [siehe unten Literatur] S. 131).

Lokalisierung:

Nordbayern, Ostfranken.

Besitzgeschichte:

Ältere Herkunft unbekannt, wahrscheinlich jedoch unmittelbar auf Martin Merz zurückgehend; erstmals nachweisbar in der Bibliothek Hauslab (unter Nr. 3 bei Schneider [1868] S. 129 f.); unter Fürst Johann II. (1840–1929) 1883 mit der Sammlung Hauslab des österreichischen Generals und Kartographen Franz Ritter von Hauslab (1798–1883) für Liechtenstein erworben (Besitzereintrag Innenseite Vorderdeckel); bei Kristeller 4 (1989) S. 316 unter der Signatur *165-4-3 bereits als verschollen vermerkt; demnach wohl zu den Verkäufen von 1949 unter Fürst Franz Joseph II. (1906–1989) zu rechnen; nach den Katalogvermerken in Cambridge und Wieck (siehe unten Literatur) S. 131 durch Philipp Hofer vom Antiquariat E. Weil, London erworben, 1967 in Cambridge deponiert und 1970 in das Eigentum der Bibliothek übergegangen; wiederaufgefunden durch freundlichen Hinweis von Falk Eisermann (Berlin).

Inhalt:
1. S. 1–37 ›Feuerwerkbuch von 1420‹, Bearbeitung, übereinstimmend mit Nr. 39.6.4.

›Hie hebent sich an gut lere wie man puxen puluer machen sol Auch Salpeter vnd ander notturft vnd xii frage. Die erst frag. Die erst frag Ob das fewr den Stain auß der puxsen treib Oder der Tunst … wann liestu es gar plab werden, so wurd es gar zu waich‹. S. 38–40 leer

2. S. 41–101 Martin Merz, ›Kunst aus Büchsen zu schießen‹

›Hie hebt sich an ain bewarte warhafte kunst die auß den püxsen zu schiessen vast entlich wol dienen‹

S. 43–101 jeweils recto Zeichnungen von Kreissegmenten, schrittweise Konstruktion eines Quadranten, Abschnitten, Büchsen mit Visierlinien, Zielrichtungen, Überhöhungen, Schußkreisen mit darunterstehenden kurzen meist lat. Beischriften; die längeren deutschen Erläuterungen zu den jeweiligen Abbildungen gegenüberliegend verso

S. 100 Autobiographische Notizen Vnd jch martin Mercz jn den nachgeschriben czwain jaren nach xpi gepurt tausent Vierhundert Im lxx vnd lxxi jaren vor den hienach geschriben besassen drei hundert vnd xxvii tunnen puluer hab ich auß grossen wergk selbst ver schossen… (weiterer Text übereinstimmend mit 39.6.4., vgl. Leng [2002] Bd. 2, S. 202)

3. S. 102–107 Zwölf Anleitungen zum Laden und Schießen, bzw. zur Vermeidung und Behebung von Fehlern (übereinstimmend mit München, Cgm 599, 96v–99r [siehe 39.6.4.])

›Du solt wissen was dj rechten kunst tut irrenn vnnd velschen Der Artickel seint zwelff. Der erst do sich der knecht mit der ladung nit in ain hellt‹

4. S. 108–112 Salpeter- und Pulverrezepte (übereinstimmend mit München, Cgm 599, 99r–103r [siehe 39.6.4.])

›Hie hebt sich an ain gutte vnndterweisung Auff Salpeter Zue machenn‹

I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, 56 Blätter (modern jede zweite Seite paginiert 1–111), 312 × 217 mm, alle Texte von einer Hand (Schrift jedoch nicht übereinstimmend mit den Händen in München, Cgm 599 (siehe 39.6.4.), dazu diverse Notizen zum Inhalt (19. Jahrhundert); Bastarda, rubriziert, gelegentliche Lombarden, Legenden zu den Zeichnungen in roter Tinte; Nr. 1 30–32 Zeilen, Nr. 2 in den Beschreibungen verso 8–24 Zeilen, Nr. 3 und 4 meist 28 Zeilen; Selbstnennung Martin Merz’ S. 100 muss nicht unbedingt auf ein Autograph schließen lassen; Monogramm FG ist wohl als Besitzereintrag und nicht als Schreibermonogramm zu deuten (vgl. Nr. 39.6.7., Nr. 39.9.18. und Nr. 39.9.44.).

Schreibsprache:

ostfränkisch.

II. Bildausstattung:

Insgesamt 30 teilweise kolorierte Federzeichnungen jeweils recto S. 43–101, dazu S. 111 drei Schemazeichnungen, alle wohl von einer unbekannten Hand.

Format und Anordnung:

Nr. 2 alle Zeichnungen ganzseitig bis 312 × 217 mm mit wenigen Beischriften unter oder innerhalb der Zeichnung, ausführlichere Texte hier auf der Gegenseite; S. 111 drei nebeneinanderstehende Schemazeichnungen von je ca. 30 × 30 mm am unteren Rand von Kugel, Feuerkugel und Feuerpfanne.

Bildaufbau und -ausführung:

Alle Zeichnungen rahmenlos, S. 43–75 mit Zirkel und Lineal nach geometrischen Regeln ausgeführte schrittweise Schemazeichnungen zur Konstruktion eines Quadranten, ab S. 63 mit einigen leicht lavierten Teilen, innerhalb der Zeichnungen Buchstabenlegenden mit Verweis auf den verso daneben stehenden Beschreibungsteil sowie kurze lateinische Erläuterungstexte meist unterhalb der Konstruktionszeichnung; S. 77–112 Schemazeichnungen von der Anwendung des Quadranten bei verschiedenen Zielsituationen, bestehend meist aus einer schematischen Zeichnung eines isolierten Geschützrohres ohne Lafette und Linien zur Schußbahn bzw. der anzulegenden Überhöhung, hier mit gelegentlich schematisch angedeuteten Zielen (Burgen auf Anhöhen mit stilisiertem Pflanzenwuchs, grob und flächig koloriert).

Bildthemen:

Insgesamt steht die geometrisch präzise Vermittlung von Wissen über den Bau und die Anwendung eines Quadranten im Vordergrund; andere zeichnerische Belange sind stark reduziert; Texte und Bilder der Handschrift stimmen präzise mit München, Cgm 599 (siehe 39.6.4.) überein und dienten ihr wohl als Vorlage, die dort noch mit weiteren Texten und Bildkatalogen angereichert wurde.

Farben:

Braun in verschiedenen Mischungen, Grün, Oliv, Rot, Orange.

Literatur:

Schneider (1868) S. 129 f. – Roger S. Wieck: Late Medieval and Renaissance Illuminated Manuscripts 1350–1525 in the Houghton Library. Cambridge (Mass.) 1983, S. 131, Abb. Nr. 137 S. 167 (S. 79); Volker Schmidtchen: Merz (Mercz), Martin. In: 2VL 6 (1987), Sp. 442 f.; Berg/Friedrich (1994) S. 180, Anm. 46; Leng (2002) Bd. 2, S. 203. 409.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus