38.1.3. Kraków, Biblioteka Jagiellońska, Ms. Berol. germ. quart. 2020 (olim Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz)
Bearbeitet von Rainer Leng
KdiH-Band 4/2
Ca. 1530–1540 (ca. 1510–1520
Süddeutschland.
Erster Besitzer als Nachtrag zu einem Besitzeintrag im Hinterdeckel aus der Erbschaft Burckhardt-Bachofen (Johann Jacob Bachofen-Burckhardt, Seidenbandfabrikant [1755–1828]?, nach
1. | Iv–IIr |
Darstellung des Kampfes Davids gegen Goliath, mit Schrifttafel als Titel über die ganze Handschrift
›Goliath. Item Figur der sund gewesen Ain schrecklicher grausamer Riß Vor dem sich alle menschen entsetzt haben Ausgenomen der klain Dauid‹ |
2. | 1r–73v |
Johannes Liechtenauer, ›Kunst des langen Schwerts‹, mit Abbildungen
›Ein gemayne ler des lanngen Schwertz. Wildu kunst schauen Sich linck gen vnd recht mit hauen Vnd linck mit rechtenn Ist das du starck gerest fechten‹ |
3. | 75r–86r |
Messerfechtlehre (mit Text zum Stangenfechten), ohne Abbildungen
›Fechtbuch im Meser‹ (76r) ›Annpinnden. Die stangen hat acht versatzunng, vier im anpinnden, oben zwo vnnd vnnden zwo‹ |
4. | 89r–97v |
Dolchfechten, ohne Abbildungen
›Im Pantzer Degenn volgt‹ (90r) ›Ein werffn vnnd arm pruch. Sticht dir einer mit einnem gefaustn degen oben nach dem gesicht‹ |
5. | 98r–110v |
Andreas Liegnitzer, Dolchfechten, ohne Abbildungen
›Das ander buech im Dolch. Hie heben sich an Maister Anndres Lintzingers Stuck mit dem Degen‹ (99r) ›Das erst stuckh. Sticht er dir mit dem degen von oben von oben nider zu deinem gesicht oder brust‹ |
6. | 111r–121v |
Ringkunst, mit Abbildungen
›Hie hebt sich an das buech vom Fuesringenn‹ (111v) ›In Gottes namen heb an sich ob der man hoch oder nider gang Das ist des ringens anfang‹ |
7. | 122r–128r |
Ringen im Grüblein, mit Abbildungen
›Ringen Im Griblein. Volgt.‹ (123r) ›Das warten im grublein‹ (123v) ›Das ist ein stos im Grubl. So du im grubl stest im warten, richt er sich dan auf wie hie gemalt‹ |
8. | 130v–147r |
Meister Ott, Ringkunst, ohne Abbildungen
›Volgt das annder Buech im Rinngen‹ (131r) ›Hie heben sich an die Rinngenn. So Maister Ott der löblichen Fursten von Osterreich Ringer gewesen d[em] g[ot] g[enad]. Die erst ler. In allen rinngen sollen sein drei ding das erst ist kunst‹ |
9. | 148r–159r |
Andreas Liegnitzer, Ringkunst, mit Abbildungen
›Das drit Buch vom Rinngen zu fues‹ (148v) ›Hie hebt sich an Mayster Andres Lintzingers ringen. I. Das erst Rinngen. Hat er dich bey den armen gefasst‹ |
10. | 163r–192r |
Roßfechten, mit Abbildungen
163r–165r gereimte Roßfechtlehre ›Dein sper bricht Gegenreiten mach zu nicht ob es empfalle dein end im abschnalle‹ 156v–166r Verzeichnis 26 ›Figuren des Roßfechtens‹ 166v–192r Auslegung der gereimten Roßfechtlehre ›Text einer gemeinen ler zu Roß. Dein sper bericht mach zu nicht. [D]as ist wenn dur reitest mit mit (!) deiner glefen vnnd einer gegenn dir auch mit einer‹ |
11. | 192v–196r |
Martin Hundfeld, Roßfechten mit der Glefe und dem langen Schwert, mit Abbildungen
›Das annder Puech zu Ross. [H]ye hebt sich an Maister Martins huntfeltz kunst zu ross mit der Glefen vnd mit dem schwert. Zu ross streiten herrnn zu beden seiten‹ |
12. | 199r–251v |
Martin Hundfeld (?), Text und Auslegung zum Kampffechten, mit Abbildungen
›Hie hebt sich an der Text vnnd die Auslegung des kampffechten. Text. Wer absinet Fechtenns zu fues beginnet Der schickh sein sper‹ |
13. | 252r–281v |
Andreas Liegnitzer, Kunst des Fechtens mit dem kurzen Schwert, mit Abbildungen
›Das annder buch zu kampf‹ (252v) ›Hie hebt sich an Maister Andre Lintzingers kunnst Das kurtz schwert zu gewappenter hant zu gleicher ritterlicher were‹ |
Papier, II + 283 Blätter (modern foliiert, ältere Foliierung von der Hand des Schreibers nur 1–6 und 111–114 jeweils beginnend mit 1), 217 × 200 mm, nach
fränkisch-bairisch.
Insgesamt 120 kolorierte Federzeichnungen und zwei nicht kolorierte Vorzeichnungen (224v, 225r) in wechselnder Verteilung: Iv–IIr, 11v, 13r, 16r, 16v, 17v, 18v, 19v, 21r, 22r, 23r, 24r, 25r, 26r, 28r, 29r, 30v, 31v, 33v, 35r, 36r, 37r, 38v, 39v, 41v, 43r, 44r, 47r, 48v, 50r, 51r, 54r–55r, 55v, 72v–73v, 89v–96r, 96v, 97r, 97v, 111v–121v, 123r, 123v, 126r–128r, 158v, 166v–168v, 169r, 170v, 171v, 172r, 173r, 174r, 175r–177r, 178v, 179r, 180v, 181v–183r, 184r–185v, 186v, 188v–191r, 192r, 195v, 196r, 202v, 203r, 204v, 205r, 208v, 209r, 217v, 223r, 224v, 225r, dazu in allen Teilen der Handschrift Freiräume mit zahlreichen Verweisen (wie her nach gemalt) auf nicht ausgeführte Illustrationen, sämtliche Illustrationen von einer künstlerisch begabten Hand in Nähe zur Donauschule, Analogien zu Albrecht Altdorfer.
Iv/IIr doppelseitig über die ganze Seitenhöhe unter teilweise ausgeführten Schrifttafeln, 166v/167r, 175v/176r, 176v/177r, 178v/179r, 181v/182r, 188v/189r, 189v/190r, 190v/191r, 195v/196r, 202v/203r, 204v/205r, 208v/209r doppelseitige Illustrationen unter dem Text, 25r und 184v je zwei einzeln gezählte Illustrationen auf einer Seite, von der Hand des Zeichners Illustrationen in Nr. 2 durchnumeriert 1–40 (springt von 13 auf 15, von 26 auf 28), Nr. 4 durchnumeriert 1–17, Nr. 6, 7 und 9 durchnumeriert 1–29, Nr. 10, 12 und 13 durchnumeriert 1–52 (49–53 von späterer Hand nachgetragen), Abbildungen überwiegend unter dem Text mit direktem Bezug auf die Abbildungen, gelegentlich auch auf eigenen Seiten, durchgehend halb- bis dreiviertelseitig auf den unteren Seitenrand gestellt mit 100–130 mm großen Kämpferpaaren.
Sämtliche Kämpferpaare in naturalistischen und dynamischen Posen, in detailliert gezeichneten Rüstungen bzw. reicher gebauschter und geschlitzter Kleidung mit Schraffuren und Faltenwurf, teils flächige, teils schattierende Farbfüllung, feine Zeichnung von Gesichtszügen sowie Haar- und Barttracht, gelegentlich individualisierte Figuren in kleineren Serien, sämtliche Kämpferpaare mit Schattenwurf auf Rasengrund mit naturalistischem Pflanzenbewuchs agierend; gelegentlich vor aufwendigen und an Altdorfer erinnernden Landschaftspanoramen mit architektonischen Elementen (Häuser, Siedlungen, Burgen auf Steilfelsen) im Hintergrund; bei gegenüberliegenden Darstellungen mit Niveauangleichung, so daß der Eindruck einer durchgehenden Szene entsteht.
Kämpferpaare in verschiedener Bekleidung, Rüstung und Bewaffnung; Bildvorlagen sind nicht auszumachen, als Textvorlage ist für die meisten Stücke Rom, Corsiniana, Cod. 44 A 8 (siehe Nr. 38.9.9.) wahrscheinlich, abweichend vom stereotypen Motiv der Kämpferpaare lediglich Iv/IIr allegorische Darstellung des Kampfes Davids gegen Goliath vor Landschaftspanorama mit Feldlager und Spruchtafeln, 167v Kampf Gewappneter zu Pferd mit Lanzen im Kampfring; Nr. 7 in enger Anlehnung an das Ringbuch Fabian von Auerswalds (38.10.g.).
Rot, Grün, Blau, Violett, Braun, Gelb, Rosa, Orange, Grau.
Taf. I: 190v + 191r. Roßfechten.
Abb. 5: Iv + IIr. Kampf Davids gegen Goliath.