KdiH

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24.0.2. London, The British Library, Add. 25089

Bearbeitet von Ulrike Bodemann

KdiH-Band 3

Datierung:

Ende 15. Jahrhundert.

Lokalisierung:

Oberpfalz.

Besitzgeschichte:

Zunächst im Besitz der Seelschwester Katharina Kergin, dann im Dominikanerinnenkloster Dinkelsbühl (1v: Der passian ist der katherina Kergin selswester jm stopffel geßlein vnd nach yrem tod sal man es geben jn die samnung gein kemmaten pey dinckelspuhel jn daz swester hauß die sant dominicus regel halten die sullen got fur sie pitten). 1863 über Quaritch in das British Museum gelangt.

Inhalt:
1. 2r–76v Heinrich von St. Gallen, Passionsstraktat
2. 78v–91r ›Christus und die sieben Laden‹
3. 91r Spruch vom grimmigen Tod (O mensch erkennest dw dich so wirstu dir mißvallenn ...)
4. 92r–v Von fünf Spiegeln
5. 93r ›Geistlicher Fastnachtskrapfen‹
6. 95r Von fünf Dingen (Das erst Dw solt haben ein fleyssige sorg zw einem bekennen deiner eygen geprechen ...)
7. 95v–96r Geistliche Allegorie von der Seele als Königstochter (Ein könig het ein tochter dy het er ser lieb vn ließ jr pawen ein schon hawß ...)
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, 96 neuzeitlich gezählte Blätter (dazu 10 ungezählte leere Blätter vor 95, ein ungezähltes leeres nach 96), 208 × 151 mm, einspaltig, Bastardaschriften, fünf Schreiber (1: 2r–76v, 2: 78v–91r, 3: 92r–93r, 4: 95r, 5: 95v–96v), Text 2: 23–25 Zeilen, nur sporadisch rubriziert (rote Lombarden, Strichel und Unterstreichungen nur 80r–81v).

Schreibsprache:

nordbairisch.

II. Bildausstattung:

In Text 2 12 lavierte Federzeichnungen (79r, 79v, 80v, 82r, 83r, 84v, 85v, 87r, 88r, 89v[2], 90r), ein Zeichner.

Format und Anordnung:

Ganzseitig ist nur das Eingangsbild 79r (181 × 124 mm), nur dies auch eingefaßt in Architekturrahmen; die übrigen drittel- bis halbseitig (ca. 71–129 × 95–136 mm), ungerahmt oder in flüchtig gezogene Linien eingefaßt, die sich am inneren Blattrand meist mit der Schriftspiegeleinfassung decken. Im Mittelteil gehen die Bilder den sieben Laden-Kapiteln voraus, im Eingangs- und Schlußteil sind sie locker in den fortlaufenden Text eingestreut.

Bildaufbau und -ausführung:

Einfache Umrißzeichnungen in weicher Linienführung, die Figuren stehen sich statisch im Dreiviertelprofil gegenüber, Ansätze zentralperspektivischer Ausrichtung nur gelegentlich bei Architekturkulissen. Die Ladenöffnungsszenen spielen auf grün lavierten Bodenstücken, darauf mit der Feder gezeichnet Büschel breiter, langer Gräser; ohne Hintergrund. Mit Kulissen sind dagegen die Eingangs- und Schlußbilder versehen: Die drei Schlußszenen spielen in einem felsigen Waldgelände, die Bäume haben palmenartige Kronen aus sternförmig auseinanderfallenden Lanzettblättern. Die beiden Eingangsbilder zeigen Innenräume, deren Ausstattung sich jedoch auf mehr rahmenbildende als ortsbestimmende Architekturteile beschränkt (Gewölbedecke, Randpfeiler). Die Figurengestaltung ist im Eingangsbild am gelungensten; der Faltenwurf folgt hier der Körperbewegung, die farbigen Pinselstriche entlang der Konturlinien modellieren die Figuren. In den übrigen Bildern sind die Figuren ohne Plastizität, Körperproportionen bleiben unstimmig, die Gewänder umhüllen die Körper sackartig. Nachlässig ausgeführt ist eine flächige Lavierung in durchscheinenden Farben. 82r wurde die Zeichnung des Kopfes des Einsiedlers korrigiert. Die Gesichter stereotyp: Nasen meist nur durch ösenartig gebogene Halbkreise dargestellt, Augen als Punkte unter einem Lidbogen oder zwischen zwei offenen Lidbögen, darüber hohe Brauenbögen. Beide Akteure mit spitzem Vollbart und langen Haaren, die Haartracht des Einsiedlers jedoch meist unter einer eng anliegenden Kapuze. – Das Bild 80v (erste Lade) mit Inschrift Das ist das recht leben.

Bildthemen:

Die beiden Eingangsbilder schildern die Wandlung des reichen Kaufmanns zum Einsiedler (79r Predigt, 79v links Verteilung des Besitzes, rechts Verlassen des Kaufmannshauses im Pilgerkleid). Es folgen sieben Darstellungen der Ladenöffnungen (statt der zweiten Lade wird 82r irrtümlich erneut die erste Lade geöffnet); bis auf Blatt 87r Christus stets rechts mit vorgeschnalltem treppenartigem Ladengestell, das immer eine Lade weniger enthält, der Einsiedler links, seine Reaktionen auf die Nennung des Preises für die Laden sind nur anfangs gestisch wiedergegeben (erste Lade: entkleidet, zweite Lade: eine Erdscholle hochhaltend, dritte Lade: sich suchend umwendend). Der Anblick Gottes im Spiegel in der sechsten Lade (87r) ist dargestellt als Gnadenstuhl mit Engel über einem Wolkenband, darunter eine Stadtansicht; für die Insignien der kaiserlichen Majestät in der siebten Lade (88r) stehen Krone und Zepter, die am Hang eines über einer Stadt liegenden Burgbergs liegen. Die drei Schlußbilder sind der Rückkehr in die Klause und der Auslegung gewidmet (89v: Einsiedler geht in den Wald zurück, Einsiedler erreicht seine Klause; 90r: Vor der Klause betend erscheint ihm ein Engel).

Farben:

Blasse Naturtöne: Umbra, Rotbraun, Grün, Grau, Gelb, Violettrot; dazu gelegentlich deckendes Schwarz.

Literatur:

Priebsch (1896–1901) II, S. 226–228. – Schmidt (1964) S. 446.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 58: 79r. Predigt.

Abb. 59: 87r. Christus und Einsiedler an der sechsten Lade, darin Spiegel mit Bild des Gnadenstuhls.

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Abb. 58.
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Abb. 59.