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86.4.2. Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 3032

Bearbeitet von Anja Eisenbeiß

KdiH-Band 9

Datierung:

24.6. bis 24.12.1514 (578v).

Lokalisierung:

Wiener Neustadt, Initialen Wien (Kunst um 1492 [1992] S. 306 [Eva Irblich]) oder Nürnberg (Zöhl [2015] S. 105).

Besitzgeschichte:

Von Marx Treitzsaurwein im Auftrag Maximilians I. zusammengestellt, 1515 von Maximilian an den Propst von Nürnberg (Melchior Pfintzing) zur Verwahrung übergeben (Petermann [1956] S. 95, Nr. 26). Im Schriftwechsel zur ›Weißkunig‹-Redaktion aufgrund des schwarzen Samteinbands als schwarzes Buch bezeichnet, nachgewiesen im Ambraser Inventar von 1596 (Wien, Cod. 8228, 390v), 1665 mit der Ambraser Sammlung in die Wiener Hofbibliothek gelangt (Signatur Peter Lambecks 5*r: MS Ambras 322, Gentilotti-Signatur 1*r: Hist. prof. 16).

Inhalt: Handschrift A
5*r–578v Maximilian I. und Marx Treitzsaurwein, ›Weißkunig‹
Vorrede Marx Treitzsaurweins (5*r–v), Widmung an Maximilians Enkel Karl und Ferdinand (7*v–10*r), Teil 1: Kap. 1–12 (2r–80v), Teil 2: Kap. 13–69 (82r–239v), Teil 3: Kap. 70–221 (243r–565r), Schlussrede Marx Treitzsaurweins (578r–v)
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, 11* + 580 + I* Blätter (moderne Zählung 1*–11* und Nachsatzblatt, originale Foliierung in Rot rechts oben 1–579, dabei 226 doppelt gezählt, nach 134, 382 und 423 jeweils ein Blatt vor der Foliierung herausgeschnitten; zu den gleichfalls originalen Kustoden Menhardt 2 [1961] S. 826), 410 × 285 mm, Kanzleischrift in der Art der ›Theuerdank‹-Type, eine Hand, Marx Treitzsaurwein (8*v, 578r–v), von anderer Hand Bildtitel, Notizen auf den Holzschnitten und Randnotizen, teilweise Maximilian I., einspaltig, 15 Zeilen (Schriftspiegel 258 × 175 mm), alle Seiten sorgfältig rot liniert, bis zu sechszeilige rubrizierte Kapitelüberschriften, der erste Buchstabe als Cadelle ausgebildet, vier Deckfarbeninitialen über vier Zeilen auf punziertem Goldgrund mit Blattranken am Textbeginn der Vorrede (5*r), der Widmung (8*r), des ersten Kapitels (2r) und der Schlussrede (578r), 220 Deckfarbeninitialen über drei Zeilen jeweils am Kapitelbeginn, davon eine I-Initiale mit Buchstabenstamm in Form einer brennenden Kerze (255r).

Schreibsprache:

bairisch-österreichisch.

II. Bildausstattung:

Eine gerahmte Deckfarbenminiatur (6*v), 137 eingeklebte Holzschnitte, davon 78 von Hans Burgkmair, 58 von Leonhard Beck und einer von Hans Schäufelein (Übersicht siehe KdiH-DB, Untergruppe 86.4.), auf elf Blättern Klebespuren nicht mehr vorhandener Holzschnitte (90v, 151v, 153v, 247v, 306v, 355v, 363v, 367v, 375v, 378v, 401v), 73 Leerstellen für Bilder (55v, 81v, 122v, 125v, 172v, 213v, 215v, 226v, 242v, 254v, 261v, 263v, 284v, 300v, 309v, 313v, 322v, 332v, 334v, 341v, 348v, 359v, 365v, 369v, 384v, 389v, 390v, 395v, 414v, 419v, 421v, 422v, 429v, 434v, 440v, 444v, 446v, 450v, 454v, 458v, 460v, 466v, 468v, 472v, 475v, 477v, 479v, 480v, 487v, 491v, 492v, 494v, 496v, 499v, 500v, 501v, 504v, 506v, 512v, 514v, 515v, 517v, 520v, 522v, 524v, 525v, 533v, 536v, 541v, 544v, 554v, 555v, 558v).

Format und Anordnung:

Nach der Vorrede auf 6*v ein Pergamentblatt (350 × 255 mm) mit der von einer Goldleiste mit gebuchteter roter Linie gerahmten Miniatur (218 × 201 mm) aufgeklebt. Die vierzeilige, rubrizierte Bildunterschrift wiederholt – leicht variiert – den im Bild mit goldener Feder geschriebenen Text. Das Layout des Codex sieht dann jeweils am Kapitelbeginn einen auf der Versoseite aufgeklebten Holzschnitt (216–220 × 195–198 mm) vor, dem auf der Rectoseite Kapitelüberschrift und Textbeginn folgen. Nur beim 146. Kapitel (437v–438r) fehlt der Platz für den Holzschnitt, beim 213. Kapitel (549v–550r) wurde der Holzschnitt versehentlich auf der vorhergehenden, unbeschriebenen Rectoseite (549r) aufgeklebt. Endet ein Kapitel auf einer Versoseite, bleiben diese und die gegenüberliegende Rectoseite bis auf wenige Ausnahmen (z. B. 26v, 538v) frei. Einen Teil der Holzschnitte begleiten Bildtitel, beim ersten auf einem kleinen eingeklebten Zettel (7*v), öfter über oder unter dem Bild auf den Holzschnitt notiert (z. B. 393v) oder über die eingeklebten Holzschnitte geschrieben (z. B. 90v, dann vor allem im dritten Teil ab 251v). Auch bei Leerstellen teilweise Bildtitel (z. B. 309v).

Bildaufbau und -ausführung:

Die Diktierszene (6*v) wiederholt die Autorbilder aus Marx Treitzsaurweins Reinschrift der Diktate Maximilians (Nr. 86.1.1.), allerdings ohne Begleitfiguren. Dass sie hier wiederverwendet wird, unterstreicht den schon in Vorrede und Kolophon betonten Dienst, den Treitzsaurwein mit der Arbeit an dieser Text-Bild-Redaktion des ›Weißkunig‹ für den Kaiser erbringt. Während sich Irblich (Kunst um 1492 [1992] S. 306) für eine Entstehung der Deckfarbeninitialen in Wien ausspricht, sieht Zöhl (2015, S. 105) in ihnen eine Nürnberger Arbeit.

Unter den Holzschnitten wenigstens 20 Frühst- und Probedrucke, z. B. 184v / Pe 50: Der junge Weißkunig erlernt die Harnischmeisterei (Zustand I bei Petermann [1956] S. 65f. und 101–135: Katalog der Holzschnitte). Bei den übrigen handelt es sich um zu Lebzeiten Maximilians hergestellte Frühdrucke, Petermanns Zustand II, darunter einige aus der auf Publikanden gedruckten Serie von 1514 (z. B. 294v / Pe 92). Auch nach Fertigstellung der Handschrift wurden Holzschnitte eingeklebt, wie etwa der 1515 datierte Druck Burgkmairs zur Einnahme venezianischer Orte (535v / Pe 185) oder der über den Titel geklebte Holzschnitt zur Schlacht bei Vicenza (564v / Pe 208).

Bildthemen:

Während Treitzsaurwein zehn von zwölf Kapiteln des ersten Teils und 48 von 56 Kapiteln des zweiten einen Holzschnitt zuordnete, sind im dritten Teil nur etwas mehr als die Hälfte der Kapitel bebildert (77 von 151). Hier stockte nicht nur die Bildproduktion. Die oft gleichförmigen Belagerungs- und Kriegsbilder ohne Titel korrekt zuzuordnen erwies sich als problematisch, was acht zweimal verwendete Holzschnitte belegen (Übersicht siehe KdiH-DB, Untergruppe 86.4.). Ähnliche Probleme hatte Treitzsaurwein im zweiten Teil bei den Kapiteln zum Spracherwerb des jungen Weißkunig. Hier benutzte er den Holzschnitt mit der Übergabe eines Briefes der jungen Königin von Feuereisen durch einen Boten (Pe 59, Kap. 56, 206v) ein zweites Mal zum Erlernen des Spanischen (Kap. 67, 233v, der Text erwähnt Briefe des spanischen Königs) und fügte dem 66. Kapitel zum Erlernen des Englischen (231v) einen Holzschnitt bei, der den jungen Weißkunig beim Bogenschießen zeigt (Pe 38, in Cod. 3033, Nr. 86.4.3. im Bildtitel: Das englisch ... bogenschießen, was eine Zuordnung zu Kap. 38, dem Schießen mit dem Handbogen, nahelegt).

Farben:

Bei der Deckfarbenminiatur dominieren verschiedene Blautöne, Rot und wenig Grün. Breitere Farbpalette aus Blau, unterschiedlichen Rottönen, Gelbbraun, Grün und Grau für den Initialschmuck, Blattgold für Rahmen und Initialen.

Literatur:

Menhardt 2 (1961) S. 825f.; Unterkircher 4 (1976) S. 27. – Schultz (1888) S. XII–XIV, 1–414 (Transkription des Texts); Kaiser Maximilians I. Weisskunig (1956) S. 193–383 (Transkription und neuhochdeutsche Übertragung des Texts); Maximilian I. 1459–1519 (1959) S. 29, Nr. 83; Wehmer (1962) S. 260–264, Abb. S. 261 (578r); Maximilian I. (1969) S. 139f., Nr. 523c; Kunst um 1492 (1992) S. 305–307, Nr. 123, Abb. S. 307 (7*v–8*r) [Eva Irblich]; Neues vom Weisskunig (1994) Abb. 5 (481v–482r); Von Kaisers Gnaden (2005) S. 100f., Kat. 3.34 [Matthias Pfaffenbichler]; Bossmeyer (2015) Textbd. S. 42–45, Bildbd. Abb. S. 7 (6*v), 8 (327v–328r), 13 (545v), 14f. (2r–v); Zöhl (2015) S. 104f.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 31: 564v–565r. Schlacht bei Vicenza (Pe 208).

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Abb. 31.