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86.4.3. Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 3033

Bearbeitet von Anja Eisenbeiß

KdiH-Band 9

Datierung:

Um 1515 (?).

Lokalisierung:

Wiener Neustadt (?) und Süddeutschland.

Besitzgeschichte:

Für Maximilian I. hergestellter Band zur Bild-Text-Redaktion des ›Weißkunig‹ mit Notizen des Kaisers. Nach Maximilians Tod über die Ambraser Sammlung in die Wiener Hofbibliothek gelangt (auf Ir Signatur Peter Lambecks: MS Ambras 325).

Inhalt: Handschrift F
1v–174r
Holzschnitte, Zeichnungen, Bildtitel und Redaktionsnotizen zum ›Weißkunig‹
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, I + 204 Blätter (Bl. 27 fehlt, nach den Bll. 14, 20, 45 und 63 weitere Blattverluste ohne Auswirkung auf die Foliierung, die aber von 46 auf 48, 50 auf 52 und 59 auf 61 springt; auf den Versoseiten zeitgenössische, mehrfach korrigierte Zählung 1–193 beginnend auf 1v bis 187v), 435 × 278 mm, Kursive, wenige Bildtitel (z. B. 3v, 4v, 37r) direkt auf das Papier geschrieben, üblicher sind auf eingeklebte Zettel oder das Papier der eingeklebten Holzschnitte notierte ein- bis fünfzeilige Bildtitel und Anmerkungen von wechselnden Schreibern, davon einer Maximilian I. (z. B. 37r, 126v und auf dem auf 174r eingeklebten, beidseitig beschriebenen Blatt mit Redaktionshinweisen, transkribiert bei Schultz [1888] S. 462), die Anfangsbuchstaben oft größer, sonst keine Textauszeichnungen, auf 152r moderner Eintrag zu den folgenden Federskizzen und Holzschnitten.

Schreibsprache:

bairisch-österreichisch.

II. Bildausstattung:

Fünf eingeklebte Federzeichnungen (91v, 119r, 158v, 160v, 166v), eine eingeklebte Skizze (153r), 156 eingeklebte Holzschnitte, davon 87 von Leonhard Beck, 63 von Hans Burgkmair, sechs nicht zugeschrieben (zur Verteilung der Holzschnitte im Codex vgl. die Übersicht in KdiH-DB, Untergruppe 86.4.), an einer Stelle (3v) Klebespuren und Bildtitel zu einer heute verlorenen Illustration.

Format und Anordnung:

Bis auf sieben Illustrationen alle Bilder auf den Versoseiten des Codex aufgeklebt, Holzschnitte und Federzeichnungen haben ähnliche Abmessungen (216–220 × 195–198 mm). Nur die einfach gerahmte Entwurfsskizze (153r) ist – analog zu den in Handschrift H (Nr. 86.4.4.) überlieferten Skizzen – im Querformat angelegt, das Papier wurde hier vor dem Einkleben in der Mitte gefaltet. Bildtitel und weitere Notizen sind in der Regel oberhalb der Illustrationen notiert bzw. auf eingeklebten Zetteln zu lesen, für die teilweise Makulatur verwendet wurde. Bei acht Bildern (8v, 39r, 62v, 64v, 119r, 152v, 154v, 157v) fehlen solche Notizen, bei fünf weiteren (104v, 107v, 108v, 111v, 134v) sind Klebespuren heute verlorener Zettel sichtbar. Maximilian I. notierte Bildthemen und Änderungswünsche teils direkt in den Codex (z. B. 37r), teils auf die eingeklebten Zettel und Holzschnitte (z. B. auf 115v: No[ta] der pabst sol dry Cronen haben), wobei sich in diesen Fällen kaum entscheiden lässt, ob die Einträge bei der Durchsicht der Handschrift entstanden oder auf eine frühere Redaktionsstufe zurückgehen.

Bildaufbau und -ausführung:

In der Handschrift sind nahezu alle Stufen der Bildredaktion des ›Weißkunig‹ vertreten. Auf einen ersten Entwurf im Querformat, der in raschen Zügen Bildkomposition und Bildraum festlegt, aber kaum Details zeigt – hier eine Skizze zu Pe 14, der Jerusalemfahrt Kaiser Friedrichs III. (153r) – folgen Reinzeichnungen, in denen die Komposition in das spätere Format des Holzschnitts überführt wird. Zum Verrat des Genter Dechanten (Pe 137) enthält der Codex zwei solche Reinzeichnungen, die vorgenommene Änderungen dokumentieren: Der unter der Personengruppe rechts auf 166v notierten Anweisung sollen fluegend röck anhaben auf flemisch entspricht die veränderte Kleidung in der zweiten Zeichnung (160v). Das Nebeneinander von freigegebener Reinzeichnung (119r mit der Notiz: Das gemäl ist also recht) und ausgeführtem Holzschnitt (118v / Pe 166, die Schlacht auf der Stockemer Heide), verdeutlicht die auch auf dieser Redaktionsstufe noch möglichen Änderungen, fügte Leonhard Beck doch im Druck links an Stelle des in der Zeichnung vorgesehenen Baumstumpfes einen im Kampf Gefallenen ein und strukturierte die Figurengruppen stärker, indem er einzelne Personen hervorhob, was das ›Lesen‹ des Bildes erleichtert. Die in der Handschrift vermerkten Änderungswünsche betreffen auch bereits gedruckte Holzschnitte, wie der mit der Feder eingezeichnete Steg über einen Fluss auf dem Frühstdruck 46v / Pe 55 zeigt, der im entsprechenden Blatt in Handschrift A (Nr. 86.4.2., 199v) fehlt und in späteren Druckzuständen des Holzschnitts übernommen wurde (dazu Petermann [1956] S. 111, Abb. 19).

Unter den Holzschnitten finden sich wenige Probe- und Frühstdrucke (z. B. 10v / Pe 10, 46v / Pe 55, dazu Petermann [1956] S. 65f.), es überwiegen Frühdrucke (Zustand II bei Petermann [1956] S. 66f.), darunter breitrandig beschnittene Blätter, bei denen Notizen und Bildthema auf den Rand geschrieben wurden, und – mehrheitlich – die eng entlang des Bildrands beschnittene, auf Publikanden von 1514 gedruckte Serie. Ebenfalls vertreten ist Hans Burgkmairs 1515 datierter Holzschnitt mit der Einnahme venezianischer Orte (139v / Pe 185), was für eine Zusammenstellung des Codex nach bzw. um 1514/1515 spricht.

Bildthemen:

Der erste Teil ist bis auf die thematisch ähnlichen Bilder, die Gesandte des alten Weißkunig beim König von Portugal zeigen (Pe 3 und 4, nur Pe 4 / 64v vorhanden), vollständig illustriert. Die Abfolge stimmt bis auf zwei Abweichungen mit der Kapitelfolge in Handschrift A (Nr. 86.4.2.) überein, nur die Ankunft der Gesandten (64v) und Kaiser Friedrichs Jerusalemfahrt (152v / Pe 14) wurden weiter hinten im Codex eingeordnet. Zu Pe 14 und dem Empfang des alten Weißkunig und seiner Braut durch den Papst (8v / Pe 8) fehlen die Bildtitel. Auch die Illustrationen zum zweiten Teil, der Jugendgeschichte des Weißkunig, sind weitgehend vollständig und in der vorgesehenen Abfolge geordnet. Die größten Lücken finden sich bei der Bilderfolge zur Werbung um die Tochter des Königs von Feuereisen (Pe 53–65), hier sind nur sieben von 13 Illustrationen vorhanden (vgl. im Einzelnen die Konkordanz der Bildthemen in KdiH-DB, Untergruppe 86.4.). Zum dritten Teil, den Schlachten und Taten des Weißkunig, existieren 94 Illustrationen, darunter fünf Zeichnungen.

Bei den acht doppelt vorhandenen Bildthemen (Pe 14: Jerusalemfahrt Kaiser Friedrichs III., Pe 137: Der böse Dechant von Gent, Pe 166: Schlacht auf der Stockemer Heide, Pe 182: Bund zwischen Papst, Kaiser, Spanien und Ungarn, Pe 191: Der König mit den drei Kronen scheidet aus dem Bund aus, Pe 217: Seenot König Philipps, Pe 228: Beratung mit Welschen, Pe 233: Überfall auf Maastricht) handelt es sich nicht wie in Handschrift A (Nr. 86.4.2.) um fehlerhaft zugeordnete Bilder. Bis auf eine Ausnahme (Pe 137) folgen die Illustrationen direkt aufeinander und stellen in der Regel einem Blatt ohne Angabe des Bildthemas eines mit dem Bildtitel gegenüber. Bei der oben besprochenen Episode des bösen Dechanten von Gent (Pe 137) und dem Ende eines Bündnisses (Pe 191) werden dagegen unterschiedliche Redaktionsstufen gezeigt. Wie schon in der Bostoner Handschrift (Nr. 86.4.1.) wurden nicht bestimmbare Bilder entsprechend markiert (z. B. 68v / Pe 81: Hat auch kain namen).

Literatur:

Unterkircher (1957) S. 89. – Schultz (1888) S. XVII; Maximilian I. 1459–1519 (1959) S. 29, Nr. 85; Petermann (1956); Maximilian I. (1969) S. 140, Nr. 523b; Zöhl (2015) S. 106.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 32: 153r. Des alten Wk fart wider von Jerusalem (zu Pe 14).

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Abb. 32.