44.5.2. Leiden, Universiteitsbibliotheek, LTK 539
Bearbeitet von Christine Stöllinger-Löser
KdiH-Band 6
1461.
Oberschwaben.
Herkunft unbekannt; die Handschrift wurde von der Universitätsbibliothek Leiden 1789 möglicherweise (
3r–233v | Johannes Nider, ›Die vierundzwanzig goldenen Harfen‹ |
Papier, 233 Blätter, 300 × 205 mm, zweispaltig, 24–33 Zeilen, schleifenlose Bastarda, ein Schreiber (233v: Et sic est finis huius libri in sexta feria post epiphanyam domini sub anno domini mo cccco lxio etc.), rubriziert (Strichel, Lombarden), neben der aufwändigen Eingangsinitiale 3r 24 weitere, schlichte, neunzeilige Initialen bei den Kapitelanfängen in Rot, Blau, Grün oder Gelb (4v, 7v, 12r, 18r, 23v, 28v, 35r, 52v, 55r, 60r, 64r, 72r, 77v, 81r, 107r, 112v, 118v, 129v, 139r, 150v, 170r, 178v, 195r, 215r).
ostschwäbisch.
2v ganzseitige kolorierte Federzeichnung über 28 Zeilen (schriftspiegelbreit, nicht ganz schriftspiegelhoch). Ein von Holzbalken getragenes Dach bildet eine Art Rahmen, der jedoch an einigen Stellen überschritten wird: Cassianus (links) und Germanus (rechts), mit Namen über den Figuren bezeichnet, beide bärtig, in faltenreicher weißer Mönchskleidung mit Mantel und Kapuze, auf einer Bank einander zugewandt sitzend, mit gestikulierend erhobenen Händen; Cassianus hält ein Buch im Schoß; in der Mitte über ihnen schwebt ein Engel mit Harfe. Graue Konturzeichnung, farbige Schattierungen.
Die Komposition mit zwei sitzenden Mönchsfiguren und einem Engel über ihnen weist eine gewisse Parallele auf zu einer Darstellung der Arsenius-Vision aus Heinrich Seuses ›Horologium sapientiae‹ (lib. 2, cap. 3), die sich in französischer Übersetzung (›Horloge de sapience‹) in der kostbar illuminierten Handschrift Brüssel, Bibliothèque Royale, Ms. IV 111 (erste Hälfte 15. Jahrhundert), 104v findet: Arsenius und Seuse, der Engel über ihnen nicht mit Harfe, sondern mit Buch und auf einer Himmelsleiter stehend (
3r neunzeilige Schmuckinitiale, blau mit Blattdekor, in zweifarbig-wechselnder Rahmung auf Goldgrund mit zweiseitigen Blatt- und Blütenranken und Goldpollen. Vielleicht Augsburger Werkstattarbeit, wofür auch die Verwandtschaft des Layouts mit München, Cgm 310, 1r (Nr. 44.5.3.) spricht.
Gelb, Braun, Grün, Weiß, Blau, Violett, Rosa, Grau, Gold.
Abb. 44.9: 2v. Johannes Nider, ›Die vierundzwanzig goldenen Harfen‹: Die Altväter Cassianus und Germanus im Gespräch.