KdiH

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38.1.3. Kraków, Biblioteka Jagiellońska, Ms. Berol. germ. quart. 2020 (olim Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz)

Bearbeitet von Rainer Leng

KdiH-Band 4/2

Datierung:

Ca. 1530–1540 (ca. 1510–1520 Minkowski [1963] S. 10 f.).

Lokalisierung:

Süddeutschland.

Besitzgeschichte:

Erster Besitzer als Nachtrag zu einem Besitzeintrag im Hinterdeckel aus der Erbschaft Burckhardt-Bachofen (Johann Jacob Bachofen-Burckhardt, Seidenbandfabrikant [1755–1828]?, nach Hils [1985a] S. 81 Anm. 94 der Basler Kunsthistoriker Jakob Burckhardt [1818–1897], vor 1870 im Besitz von H. Burckhardt-Schönauer (Wassmannsdorf [1870] S. 195), vererbt an den Basler Kunstmaler Ludwig Burckhardt-Schönauer (1807–1878), im Vorder- und Hinterdeckel Kollationsnotizen und Besitzereintrag von Burchhart-Schönauer Maler Gellertstraße 2 Basel, aus dem Erbe des Arztes Jean Louis Burckhardt 1923 an die Galerie Fischer in Luzern verkauft, im Oktober 1936 vom Antiquariat E. P. Goldschmidt and Company zum Verkauf angeboten (Photographien im Kelvingrove Museum, Scott Collection of Arms and Armouries, Glasgow, Anglo [2000] S. 54 f.), 1938 von der Luzerner Kunsthandel A.-G. Bühler & Steinmeyer an die Berliner Staatsbibliothek verkauft, seit 1945 im Besitz der Jagellonischen Bibliothek in Krakau.

Inhalt:
1. Iv–IIr Darstellung des Kampfes Davids gegen Goliath, mit Schrifttafel als Titel über die ganze Handschrift

›Goliath. Item Figur der sund gewesen Ain schrecklicher grausamer Riß Vor dem sich alle menschen entsetzt haben Ausgenomen der klain Dauid‹

2. 1r–73v Johannes Liechtenauer, ›Kunst des langen Schwerts‹, mit Abbildungen

›Ein gemayne ler des lanngen Schwertz. Wildu kunst schauen Sich linck gen vnd recht mit hauen Vnd linck mit rechtenn Ist das du starck gerest fechten‹

3. 75r–86r Messerfechtlehre (mit Text zum Stangenfechten), ohne Abbildungen

›Fechtbuch im Meser‹ (76r) ›Annpinnden. Die stangen hat acht versatzunng, vier im anpinnden, oben zwo vnnd vnnden zwo‹

4. 89r–97v Dolchfechten, ohne Abbildungen

›Im Pantzer Degenn volgt‹ (90r) ›Ein werffn vnnd arm pruch. Sticht dir einer mit einnem gefaustn degen oben nach dem gesicht‹

5. 98r–110v Andreas Liegnitzer, Dolchfechten, ohne Abbildungen

›Das ander buech im Dolch. Hie heben sich an Maister Anndres Lintzingers Stuck mit dem Degen‹ (99r) ›Das erst stuckh. Sticht er dir mit dem degen von oben von oben nider zu deinem gesicht oder brust‹

6. 111r–121v Ringkunst, mit Abbildungen

›Hie hebt sich an das buech vom Fuesringenn‹ (111v) ›In Gottes namen heb an sich ob der man hoch oder nider gang Das ist des ringens anfang‹

7. 122r–128r Ringen im Grüblein, mit Abbildungen

›Ringen Im Griblein. Volgt.‹ (123r) ›Das warten im grublein‹ (123v) ›Das ist ein stos im Grubl. So du im grubl stest im warten, richt er sich dan auf wie hie gemalt‹

8. 130v–147r Meister Ott, Ringkunst, ohne Abbildungen

›Volgt das annder Buech im Rinngen‹ (131r) ›Hie heben sich an die Rinngenn. So Maister Ott der löblichen Fursten von Osterreich Ringer gewesen d[em] g[ot] g[enad]. Die erst ler. In allen rinngen sollen sein drei ding das erst ist kunst‹

9. 148r–159r Andreas Liegnitzer, Ringkunst, mit Abbildungen

›Das drit Buch vom Rinngen zu fues‹ (148v) ›Hie hebt sich an Mayster Andres Lintzingers ringen. I. Das erst Rinngen. Hat er dich bey den armen gefasst‹

10. 163r–192r Roßfechten, mit Abbildungen

163r–165r gereimte Roßfechtlehre ›Dein sper bricht Gegenreiten mach zu nicht ob es empfalle dein end im abschnalle‹

156v–166r Verzeichnis 26 ›Figuren des Roßfechtens‹

166v–192r Auslegung der gereimten Roßfechtlehre ›Text einer gemeinen ler zu Roß. Dein sper bericht mach zu nicht. [D]as ist wenn dur reitest mit mit (!) deiner glefen vnnd einer gegenn dir auch mit einer‹

11. 192v–196r Martin Hundfeld, Roßfechten mit der Glefe und dem langen Schwert, mit Abbildungen

›Das annder Puech zu Ross. [H]ye hebt sich an Maister Martins huntfeltz kunst zu ross mit der Glefen vnd mit dem schwert. Zu ross streiten herrnn zu beden seiten‹

12. 199r–251v Martin Hundfeld (?), Text und Auslegung zum Kampffechten, mit Abbildungen

›Hie hebt sich an der Text vnnd die Auslegung des kampffechten. Text. Wer absinet Fechtenns zu fues beginnet Der schickh sein sper‹

13. 252r–281v Andreas Liegnitzer, Kunst des Fechtens mit dem kurzen Schwert, mit Abbildungen

›Das annder buch zu kampf‹ (252v) ›Hie hebt sich an Maister Andre Lintzingers kunnst Das kurtz schwert zu gewappenter hant zu gleicher ritterlicher were‹

I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, II + 283 Blätter (modern foliiert, ältere Foliierung von der Hand des Schreibers nur 1–6 und 111–114 jeweils beginnend mit 1), 217 × 200 mm, nach Minkowski (1963) S. 12 f. sind fünf Hände zu scheiden, wahrscheinlich jedoch von einer Schreibmeisterhand in unterschiedlichen kalligraphischen Schriftvarianten: Titelseiten meist in Fraktur mit starken Verschlingungen, 1r–70v, 123v–159r und 199r–281v Textura wechselnd mit kalligraphischer Bastarda in verschieden stark ausgeprägter Linksneigung, 77r–86r, 98r–110v Textura wechselnd mit einfacher Bastarda, 89r–97v kalligraphische Rotunda, 111r–121v und 199r–251v kalligraphische Rotunda wechselnd mit kalligraphischer Bastarda, 163r–196r Textura wechselnd mit kalligraphischer Bastarda in starker Rechtsneigung, einspaltig, 3–20 Zeilen, auf den Titelseiten Initialen mit starken Verschlingungen, sonst gelegentliche Freiräume für nicht ausgeführte Initialen im Text, nicht rubriziert.

Schreibsprache:

fränkisch-bairisch.

II. Bildausstattung:

Insgesamt 120 kolorierte Federzeichnungen und zwei nicht kolorierte Vorzeichnungen (224v, 225r) in wechselnder Verteilung: Iv–IIr, 11v, 13r, 16r, 16v, 17v, 18v, 19v, 21r, 22r, 23r, 24r, 25r, 26r, 28r, 29r, 30v, 31v, 33v, 35r, 36r, 37r, 38v, 39v, 41v, 43r, 44r, 47r, 48v, 50r, 51r, 54r–55r, 55v, 72v–73v, 89v–96r, 96v, 97r, 97v, 111v–121v, 123r, 123v, 126r–128r, 158v, 166v–168v, 169r, 170v, 171v, 172r, 173r, 174r, 175r–177r, 178v, 179r, 180v, 181v–183r, 184r–185v, 186v, 188v–191r, 192r, 195v, 196r, 202v, 203r, 204v, 205r, 208v, 209r, 217v, 223r, 224v, 225r, dazu in allen Teilen der Handschrift Freiräume mit zahlreichen Verweisen (wie her nach gemalt) auf nicht ausgeführte Illustrationen, sämtliche Illustrationen von einer künstlerisch begabten Hand in Nähe zur Donauschule, Analogien zu Albrecht Altdorfer.

Format und Anordnung:

Iv/IIr doppelseitig über die ganze Seitenhöhe unter teilweise ausgeführten Schrifttafeln, 166v/167r, 175v/176r, 176v/177r, 178v/179r, 181v/182r, 188v/189r, 189v/190r, 190v/191r, 195v/196r, 202v/203r, 204v/205r, 208v/209r doppelseitige Illustrationen unter dem Text, 25r und 184v je zwei einzeln gezählte Illustrationen auf einer Seite, von der Hand des Zeichners Illustrationen in Nr. 2 durchnumeriert 1–40 (springt von 13 auf 15, von 26 auf 28), Nr. 4 durchnumeriert 1–17, Nr. 6, 7 und 9 durchnumeriert 1–29, Nr. 10, 12 und 13 durchnumeriert 1–52 (49–53 von späterer Hand nachgetragen), Abbildungen überwiegend unter dem Text mit direktem Bezug auf die Abbildungen, gelegentlich auch auf eigenen Seiten, durchgehend halb- bis dreiviertelseitig auf den unteren Seitenrand gestellt mit 100–130 mm großen Kämpferpaaren.

Bildaufbau und -ausführung:

Sämtliche Kämpferpaare in naturalistischen und dynamischen Posen, in detailliert gezeichneten Rüstungen bzw. reicher gebauschter und geschlitzter Kleidung mit Schraffuren und Faltenwurf, teils flächige, teils schattierende Farbfüllung, feine Zeichnung von Gesichtszügen sowie Haar- und Barttracht, gelegentlich individualisierte Figuren in kleineren Serien, sämtliche Kämpferpaare mit Schattenwurf auf Rasengrund mit naturalistischem Pflanzenbewuchs agierend; gelegentlich vor aufwendigen und an Altdorfer erinnernden Landschaftspanoramen mit architektonischen Elementen (Häuser, Siedlungen, Burgen auf Steilfelsen) im Hintergrund; bei gegenüberliegenden Darstellungen mit Niveauangleichung, so daß der Eindruck einer durchgehenden Szene entsteht.

Bildthemen:

Kämpferpaare in verschiedener Bekleidung, Rüstung und Bewaffnung; Bildvorlagen sind nicht auszumachen, als Textvorlage ist für die meisten Stücke Rom, Corsiniana, Cod. 44 A 8 (siehe Nr. 38.9.9.) wahrscheinlich, abweichend vom stereotypen Motiv der Kämpferpaare lediglich Iv/IIr allegorische Darstellung des Kampfes Davids gegen Goliath vor Landschaftspanorama mit Feldlager und Spruchtafeln, 167v Kampf Gewappneter zu Pferd mit Lanzen im Kampfring; Nr. 7 in enger Anlehnung an das Ringbuch Fabian von Auerswalds (38.10.g.).

Farben:

Rot, Grün, Blau, Violett, Braun, Gelb, Rosa, Orange, Grau.

Literatur:

Schmidt (1869) Einleitung (Abdruck von 111r–121v und 131r–147r); Wassmannsdorf (1870) S. 197–202 (Abdruck von 148v–159r); Wassmannsdorf (1871) S. 29– 39 (Abdruck von 111r–121v mit verkleinerten Nachzeichnungen von 113v, 114r, 117v, 118r, 120r). S. 83–89 (Abdruck von 122r–128r mit verkleinerten Nachzeichnungen von 123v, 126r, 126v, 127r, 127v, 128r); Minkowski (1963) S. 9–14, Abb. S. 16–25 (123r, 123v, 126r, 126v, 127r, 127v, 128r); Hils (1985a) S. 81–84 (Nr. 29); Hils (1985b) Sp. 815; Hils (1985d) Sp. 643; Hils (1985f) Sp. 822); Hils (1989) Sp. 197 f. (B); Anglo (2000) S. 54. 359, Abb. Nr. 31 (33v). 32 (30v).

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Taf. I: 190v + 191r. Roßfechten.

Abb. 5: Iv + IIr. Kampf Davids gegen Goliath.

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Taf. I.
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Abb. 5.