26A.8.3. Köln, Historisches Archiv der Stadt, Best. 7030 (Chron. und Darst.) 20 (olim Msc. A II 4)
Bearbeitet von Ulrike Bodemann
KdiH-Band 3
Zwischen 1472 und 1475.
Köln.
Nach
Ir–185v |
Heinrich van Beeck, ›Agrippina‹
Handschrift B
Ir Quellen der ›Agrippina‹ IIv–IVr Bildvorspann 1r–108r Chronik bis Kaiser Friedrich III., Papst Paul II., Erzbischof Ruprecht von Köln 112r–180v Privilegien der Stadt Köln: Abschriften von Urkunden, Privilegien und Mandaten, lat.-dt., bis ›Regensburger Landfrieden‹ 1471 182r–185v Register |
Papier, VI + 186 Blätter (nach den Vorsatzblättern I–VI alt gezählt i-Clxxxi [=1–181], danach neu 182–186; verbunden: Blatt 48 gehört hinter 43), 340–345 × 235–240 mm, einspaltig, 3r–v (lat. Ergänzungen aus der ›Cronica Treverorum‹) zweispaltig, 5r–7v (Kaiser-, Papst- und Bischofsreihe) drei- bzw. zweispaltig; Bastardaschriften von vier Händen, I.: 1r–21r, 24v–108r, 37–45 Zeilen, II.: 21r–24v (diese Blätter als Ersatz für vorher schon beschriebene nachträglich eingeklebt), III.: 112r–180v, 35–40 Zeilen, IV. (Heinrich van Beeck): Ir–IVr, 182r–185v, von ihm ferner Randnachträge, Bildinschriften etc. im Bereich der anderen Schreiber (die Vorbemerkung zu den Quellen datiert Ao domini iM iiijC lxxij). Bis 108r rote Strichel und Überschriften, rote, gelegentlich auch blaue Lombarden und (bis 7v) Caput-Zeichen, danach nicht weiter rubriziert.
ripuarisch.
23 kolorierte Federzeichnungen (IIv, IIIr, IVr, 2v, 3r, 4r, 4v, 9r, 12v, 13v, 14r, 14v, 18v, 22r, 22v, 31r, 36r, 43r, 47r, 48r, 55r, 64v, 86v), 11 Schemazeichnungen (2v, 3r, 4r, 18v, 23r, 23v, 30v, 38r, 39r, 42v, 43r); ein Zeichner. Im Urkundenteil (II) im Text dreier Urkunden Karls IV. ausgesparte Freiräume für die Zeichnung von Herrschaftszeichen (141r, 143r, 145v).
Die kolorierten figürlichen und Wappenzeichnungen ungerahmt, halbseitig (Bildnisse Konstantins 18v und Karls des Großen 36r) bis ganzseitig zwischen dem Text, nur die Münzbildnisse sowie zwei der vier Wappen 22v außerhalb des Textes am Blattrand; meist mit umfangreichen deutschen und lateinischen Bei- und Inschriften. Die Herrscherbildnisse Trebetas 2v, Caesars 4r, Konstantins 18v, Pippins 31r, Ottos I. 43r in enger räumlicher Verbindung mit den zugehörigen Stammtafeln. Die Darstellungen der Urkundenübergaben 64v und 86v ohne Textbeigaben (Bildtitel auf den vorausgehenden Rectoseiten).
Gegenüber der Konzeptfassung (Nr. 26A.8.2.) ist das Bildprogramm (siehe Einleitung zur Untergruppe 26A.8.) um die dort noch fehlende erste Hälfte der programmatischen Rahmensequenz erweitert, die als Vorspann deutlich vom Text separiert erscheint: IIv (Collen dye krone bouen allen rychstedten: Um einen Kreis in der Mitte mit doppelköpfigem Adler, belegt mit gekreuzigtem Christus und Krone als Herzschild, die Namen von 89 Reichsstädten; Köln oben am Scheitelpunkt des Kreises besonders hervorgehoben; die Darstellung gilt als einer der wenigen Versuche, die Reichsstädte vollständig zusammenzustellen), IIIr (Aggripina, kollen eyne vreye stat des heyligen roymschen Rychs: Stadtwappen Kölns [quergeteiltes Schild mit drei Kronen oben] am Hals des doppelköpfigen Adlers hängend), IVr (Die edel herren der Stad van Collen: Der doppelköpfige Adler, belegt mit der Figur des kölnischen Bauern mit Sense und Dreschflegel, umgeben von zwölf Medaillons mit den Namen und Bezeichnungen der Stadtherren von Agrippa bis zu den Ottonen). Neu gegenüber der Konzeptfassung sind auch sämtliche Personenbildnisse (2v Reiterbildnis Trebetas mit Fahne, 4r Reiterbildnis Julius Caesars mit Fahnenträgern, Skorpion- und SPQR-Wappen und Helmzier, 14v Reiterbildnis Trajans mit Fahnenträger, 18v Bildnis Konstantins, sitzend, mit Fahnenträger, der in der Beischrift als konynck Arthus bezeichnet wird, 22r Reiterbildnis Priamus’ mit Fahnenträger, 31r Reiterbildnis Pippins II. mit Fahnenträger, 36r Bildnis Karls des Großen, sitzend, mit Lilienwappen, 43r Reiterbild Ottos I. mit Fahne), einschließlich der Münzbildnisse an Blatträndern (Medaillons mit Profilporträts und Namensumschrift: 3r Agrippa, 12v Vespasian, 13v Trajan), dazu die Tributdarstellung: 4v Vertreter der fünf Rheinstädte leisten Jupiter ihren Tribut. Endgültig ausformuliert ist hier auch die Wappentafel Vonn Ordenunge des Styfftz vonn Kollen (47r): unterhalb des Brustbilds von Petrus mit zwei Schlüsseln und Mitra das Wappen des Marschalls van Alffter, rechts und links die Wappen der vier erzbischöflichen Vögte (Neuwenare, Garstorp, Gusten, Lulstorp) und Burggrafen (Arborch, Rynecke, Drachenfels, Odenkyrchen), unten das Stiftswappen und Kreuzhelmzier, ferner Skizzen der fünf Wappen der Suffraganbistümer (Leiden, Utrecht, Münster, Minden, Osnabrück) und das Wappen des Erffkamerers Bacheyn. Der Quaternionenadler (48r Des hilligen Romyschen Rychs Corpus) hat nur acht Quatuorvirate (d. h. 32 Reichsstände: die Quatuorvirate der Edelfreien und Dörfer sind weggelassen), die Wappen der Reichsstände hier ausgeführt und beschriftet, die Kronen durch Beischriften dem Deutschen Reich sowie den Königen von Frankreich, Sizilien, England und Schottland zugeordnet, der dreigeteilte Adlerschwanz mit den kaiserlichen Aufgaben beschriftet (ad gubernationem – ad protectionem – ad liberationem). Neu gegenüber der Konzeptfassung sind schließlich die beiden Darstellungen von Privilegienübergaben (64v Friedrich II. überreicht den Kölnern, vertreten durch einen Herold mit Kölner Fahne, die Zollbefreiung von 1236, 86v wohl Rudolf I. von Habsburg, der den Kölnern, vertreten durch einen Herold mit Kölner Fahne, die Tributbefreiung von 1273 überreicht).
In der Ausführung unterscheiden sich die Tafeln des Bildvorspanns und ab 47r von den Personenbildern im Text. Beiden gemeinsam ist die sichere zeichnerische Gestaltung. Die Figuren sind innerhalb dicht und perspektivisch gekonnt arrangierter Gruppen in abwechslungsreicher Gestik, individueller Körperhaltung und oft heftiger Bewegung eng aufeinander bezogen; modelliert wird durch feine Strichelpartien. Insbesondere die plastische und wohlproportionierte Zeichnung der Pferde, auch sie stets inmitten einer Bewegung (Wendung, Aufwiehern, Grasen), verrät eine gut geschulte Hand. Während die Tafeln jedoch mit brauner Tinte (wie der Text und die Schemazeichnungen, in diesen nur die Verbindungslinien farbig) gezeichnet und in transparenten Farben sehr zurückhaltend laviert sind und durch feine Farbschattierung entlang der Konturen Plastizität bekommen, kennzeichnet die Personenbilder (ab 2v) ein anderer Ausstattungsanspruch: Umrisse sind mit schwarzer Tusche nachgezeichnet, modelliert wird durch die Kolorierung in mehreren kräftigen Farben (auch Silber [2v]), die anfangs ganzflächig, später mit breiten Pinselstrichen den Konturlinien folgend und mit viel ausgesparten Lichtern ausgeführt ist. Personen, bis 31r auf unregelmäßig geformten Bodenstücken (4v Andeutung eines Landschaftshintergrunds), ab 36r freistehend, tragen voluminöse Gewänder mit kantigen Falten oder modische Wämse oder Röcke mit Beinlingen und Schnabelschuhen. Nachträgliche Korrekturen an Körperhaltung und Physiognomie der Figuren beeinträchtigen das Erscheinungsbild einiger Miniaturen (18v, 31r, 36r).
Violettrot, Rot, Blau, Oliv, Ocker, Gelb, Braun in unterschiedlichen Ausmischungen, Grau, 2v auch Silber (oxydiert).
Handschriftencensus Rheinland (1993) S. 910, Nr. 1551. – Chroniken der deutschen Städte 13 (1876) S. 228;
Abb. 105: 43r. Reiterbildnis Kaiser Ottos I.; Schemazeichnung: Stammtafeln der Sachsen ab Theodericus.
Abb. 106: 64v. Kaiser Friedrich II. überreicht dem Kölner Herold das Privileg der Zollbefreiung (1236).
Abb. 107: 4r. Reiterbildnis Julius Caesars mit Begleitern und römische Hoheitszeichen.