26A.8.2. Köln, Historisches Archiv der Stadt, Best. 7030 (Chron. und Darst.) 19 (olim Msc. A II 2)
Bearbeitet von Ulrike Bodemann
KdiH-Band 3
1469–72 (Teil I, 12r Randeintrag 1471; Teil II, 1r Datierung 1469; 63r Datierung 1472).
Köln (z. T. Mainz? vgl.
Bereits 1470 als Eigentum der städtischen Kanzlei registriert, später in der (1602 begründeten) Rats- bzw. Syndikatsbibliothek (Einbandreste), im 19. Jahrhundert dem Bestand Chron. und Darst. des Stadtarchivs zugeordnet.
1. | Ir–IIr, Teil I, 1r–Teil II, 59r |
Heinrich van Beeck, ›Agrippina‹
Handschrift A
Ir–IIr Inhaltsverzeichnis Teil I, 1r–117v Chronik bis Kaiser Friedrich III., Papst Paul II., Erzbischof Ruprecht von Köln Teil II, 1r Vorbemerkung Heinrichs van Beeck, durchgestrichen; mit Marginaldatierung 1469 Teil II, 1v–59r Privilegien der Stadt Köln: Abschriften von Urkunden, Mandaten und Privilegien, lat. und dt., bis ›Regensburger Landfrieden‹ 1471 |
2. | Teil II, 59v–62r | Chronikalische Ergänzungen über Kometenerscheinungen u. ä., lat. |
3. | Teil II, 63r–64v | Johannes Lichtenberger, ›Judiciolum de Cometa qui apparuit in Januario‹ (1472) |
Papier, 187 Blätter in zwei Teilen mit jeweils eigener Zählung nach je zwei ungezählten und zwei gezählten Vorsatzblättern (I–II), Teil 1: 118 Blätter (richtig: 119 Blätter, die arabische Foliierung entspricht der ursprünglichen römischen Foliierung bis CI [=101] einschließlich eines Zählfehlers: vor LXXV [75] ein Blatt nicht gezählt [75a]); Teil 2: 65 Blätter (richtig 64 Blätter; Zählung springt von 24 auf 28, nach 38 und 42 je ein ungezähltes Blatt [38a und 42a]), 297–299 × 215–220 mm, einspaltig (4r–v [mit Ergänzung aus der ›Cronica Treverorum‹] zwei-, 5v–8r [Kaiser-, Papst-, Bischofsreihe] dreispaltig), in Teil I 29–34 Zeilen, in Teil II bis zu 44 Zeilen. Kursivschrift, ein Schreiber: Heinrich van Beeck, von ihm auch die Randnachträge. Nicht rubriziert, für Lombarden sind gelegentlich Freiräume gelassen. Kalligraphische Initialen, 52v ornamentiert mit Zeichnung der Kaiserkrone. Ab und zu Merkhände am Rand (Teil I, 77v, 80r, 110v).
ripuarisch.
22 unkolorierte Federzeichnungen (Teil I: 3r, 3v, 5r [2], 9v, 20v, 25v, 26r, 26v, 35v, 41r, 43v, 44v, 49r, 54r, 54v, 55v, 63v, 70v, 75ar [2], Teil II: 59r); dazu mehrfach Randhinweise auf vorgesehene, nicht ausgeführte Zeichnungen (16r Hic dimittitur spacium ad ponendum arma ciuium coloniensium antiquorum romanum, 96v hye sal man spacium laiszen den lewen zu malen; hye sal man spacium laiszen den keyser zu malen); im Urkundenteil (II) im Text dreier Urkunden Karls IV. flüchtig eingefaßte Freiräume für die Zeichnung von Herrschaftszeichen (Signum Serenissimi principis et domini domini karoli quarti: 51r, 52r, 54r); ein Zeichner: Heinrich van Beeck.
Ungerahmt zwischen dem Text, ca. viertel- bis ganzseitig (einschließlich der Bildbeischriften), z. T. – ähnlich wie die Textnachträge van Beecks – am Blattrand ergänzt (Teil I, 9v, 70v, 75ar, 96v [spacium], II, 59r), manchmal auch in den Schriftspiegel eingerückt (Teil I, 41r, 75ar, 96v [spacium]).
Die unkolorierten Zeichnungen sind mit der Feder und der Tinte ausgeführt, die auch für die Textabschrift benutzt wurden. Einfache, oft nur skizzenhafte Zeichnungen; für den Konzeptcharakter der Bilder sprechen nicht nur der Verzicht auf Kolorierung (heraldische Farben sind oft eingemerkt, z. B. Teil I, 53v im Kölner Dreikronenwappen roit, wys, gel) und die Einfügung mancher Darstellungen als Randnachträge, sondern auch die mehrfach angebrachten Randhinweise auf vorgesehene, nicht ausgeführte Zeichnungen (auch Teil I, 70v im Text die Notiz Spacium ponendi arma, am Rand nachgetragen die Zeichnung des Wappenschilds Ottos IV.). Die wenigen mehr als skizzenhaft ausgeführten figürlichen Zeichnungen verraten eine nicht ungeschulte Hand, die menschliche Proportionen sicher wiedergeben kann und Faltenwürfe durch Schraffuren plastisch zu gestalten vermag (insb. Teil I, 53v).
(siehe Einleitung zur Untergruppe 26A.8.): In der Konzeptfassung sind komplett lediglich die schematischen Darstellungen realisiert, d. h. in erster Linie Tafeln, die genealogische Herrschaftsordnungen abbilden (Teil I, 3r Herleitung Trebetas von Noah [mit figürlicher Darstellung: Arche als Zeichen Noahs], 3v Herleitung Agrippas von Carpentus, 5r Julius Caesar und seine Nachkommen, 20v Konstantin der Große und seine Nachkommen, 25v Herkunft und Nachkommenschaft des Priamus, 26r Herleitung der Merowinger von Priamus, 35v Pippin der Große und seine Nachkommen, 43v Karl der Große und seine Nachkommen, 44v Ludwig der Fromme und seine Söhne, 49r Ludolf von Sachsen und seine Nachkommen). Wo später Herrscherbildnisse ausgeführt sind, beschränkt sich Heinrich van Beeck im Konzept auf die Angabe von Wappen der Herrscher: Teil I, 5r Banner des Julius Caesar mit Skorpion und römisches SPQR-Wappen, 26v Banner des Priamus mit zwei Löwen, 41r Lilienwappen Karls des Großen, 70v Wappenschild Ottos IV.: längsgeteilt mit Reichsadler und Löwe). Auch weitere Darstellungen befinden sich noch im Entwurfstadium: In der ›Ordnung des Stifts von Köln‹ (I,54r) sind lediglich die Namen der acht erzbischöflichen Amtleute genannt (die vier Burggrafen: van Arborch, van Rynecke, van Drachenfels, van Odenkirchen, die vier Vögte van Kollen [statt Neuenahr, wie in der Reinfassung], van Garstorp, van Gusten, van Lustorp; in der Mitte Marschalck van Alffter), das Stiftswappen und die Helmzier sind 54v nochmals wiederholt. Im Quaternionenadler (I, 55v) sind in Kreisen auf den Flügeln zwar Einträge aller 40 Reichsstände vorgesehen (entgegen der Reduktion auf 32 Reichsstände in den meisten jüngeren Handschriften), doch dem doppelköpfigen Reichsadler mit Kruxifix, Reichskrone und vier unbezeichneten Königskronen fehlen die Ständeeinträge selbst. Vollständig ausgeführt ist nur die Darstellung der Sancta Colonia (I, 63v Dreikronenwappen mit Helmbusch, umgeben von Brustbildern der sieben heiligen Bischöfe Matern, Severin, Evergisel, Kunibert, Agilolf, Heribert, Anno II., darüber Brustbild des Hl. Petrus mit Schlüssel). – Die an drei Stellen des Privilegienanhangs vorgesehenen und einmal ausgeführten (I, 59r Medaillon mit doppelköpfigem Adler am Schluß des Regensburger Landfriedens) Siegelzeichnungen sind auch in den späteren Fassungen des Bildprogramms nicht realisiert.
Handschriftencensus Rheinland (1993) S. 909, Nr. 1550. – Chroniken der deutschen Städte 13 (1876) S. 226–228;
Abb. 104: 63v. Kölner Dreikronenwappen umgeben von Brustbildnissen des Petrus und der sieben heiligen Bischöfe Kölns.