11.2.3. New York, The Morgan Library & Museum, MS M.384
Bearbeitet von Ulrike Bodemann und Norbert H. Ott
KdiH-Band 1
3. Viertel 15. Jahrhundert.
Mitte 19. Jahrhundert im Besitz der Familie Ashdown, danach (1883) Eigentum von Robert Brown, Jr., seit 1910 im Besitz der Pierpont Morgan Library.
1. | 197r–199r | Von der Himmel- und Sternenbewegung |
2. | 199r–210v |
Von den zwölf Tierkreiszeichen
Inc.: firmamentum celi ... Das firmament des himels ist ain krays ... ARies haist darumb ain wider ... Dye gleichnus der vorgenanten zaychen sind in dem menschen dikch funden ... Aries ist mars teglichs haws ... ARies das zaichen hat von des menschen gelidern die glid ...
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3. | 210v–224r |
Von den 36 Sternbildern (nach Michael Scotus)
Inc.: ZE mercken die pild der da sind 36 ... Das nun ain yeglicher leßmayster hab die kuntschaft ... VRsa maior der gros per ist ein figur oder ymago Wer vnder dem grossen peren entpfangen oder geporen wirt ob er nicht stirbt So wird er gros vnd mechtig ...
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4. | 224v–229v |
Von den sieben Planeten
Inc.: DIe ordnung der planeten ist also ... Der erst planet ist saturnus vnd der vollendet sein lauf ... DEr vnder Saturno geporn wirt der gewint wenigs hars ...
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5. | 230ra–234rb | Von den zwölf astrologischen Häusern |
6. | 234ra–241ra | Regimen |
Papier, Fragment, 45 Blätter (= Bl. 197–241 der ursprünglichen Handschrift; siehe London Add. 15696 [Nr. 11.1.4.]), 300 × 210 mm, 35–38 Zeilen, bis 229v einspaltig, ab 130r zweispaltig, Bastarda, 1 Schreiber (= Schreiber II des Londoner Fragments), rote Zwischenüberschriften, Lombarden, Strichelung; Initialen 197r, 230ra und 235va nicht ausgeführt.
bairisch-österreichisch.
54 kolorierte Federzeichnungen; zu Text 2 zwölf (201v, 202v, 203v, 204v, 205v, 206r, 207r, 207v, 208r, 209r, 209v, 210r), zu Text 3 35 (212r, 212v [2], 213r, 213v, 214r, 214v [2], 215r, 215v, 216r [2], 216v, 217r [2], 217v, 218r [2], 218v, 219r, 219v [2], 220r, 220v [2], 221r, 221v [2], 222r, 222v, 223r [2], 223v, 224r [2]), zu Text 4 sieben (224v, 225r, 225v, 226r, 227r, 227v, 228r), ein Zeichner (dieselbe Hand wie im Londoner Fragment).
Rundbilder, einfach, ab 224v doppelt gerahmt, etwa ⅔ der Schriftspiegelbreite (95–133 mm Dm), rechts in den zugehörigen Text eingerückt, ab 226r in der Mitte des Schriftspiegels ohne Textspalte am Rand.
Figuren auf Bodenstück mit meist welligem Horizont und wenigen Bäumen, Büschen und Gräsern stehend, gelegentlich ist der Boden im Rechteckmuster kariert; der Bildrand wird (v. a. bei den Planetendarstellungen) häufig durch die Attribute und Requisiten der Figuren überschnitten.
Die Handschrift bietet (mit anderer Reihenfolge) einen Ausschnitt aus der astronomisch-astrologischen Textkompilation des Typs, wie ihn die Handschriften aus Darmstadt, Vatikan und Salzburg (Nr. 11.2.1., Nr. 11.2.4., Nr. 11.2.5.) vertreten. Tierkreiszeichen und Sternbilder zu Text 2 und 3 stimmen, abgesehen von zusätzlicher Hintergrundangabe, weitgehend mit den Bildserien dieser Handschriften überein; abweichend davon sind unter den Tierkreiszeichen Jungfrau (206r) und Wassermann (209v) bekleidet, der weibliche Zwilling (203v; verschmutzt) hat Flügel; unter den Sternbildern die männlichen Figuren zumeist bis auf Unterhose unbekleidet, Herkules (212v) vor dem lebendigen Löwen stehend, um den er einen Arm legt, Cassiopeia (215r) mit Wolkenband, aus dem es regnet, links neben der Rückenlehne, Andromeda (216r) in einer Feuerstelle stehend, Pleiaden (217r) als drei Männer und vier Frauen, oben zwei Paare jeweils im Gespräch miteinander, unten links ein Mann, dem sich von rechts zwei Frauen zuwenden, die Frauen individualisiert durch unterschiedliche Haartrachten und Hutformen, im Schiff Argo (220v) hält der Mann mit einer Hand eine Ruderstange, mit der anderen eine Segelleine, Astronothus (221r) nackt, vor dem Puteus (222r) rechts und links geflügelte Teufel, die auf ihren Händen kleine Teufel tragen, Schlange (223r) dreiköpfig.
Text 4: Planetengötter, bekleidet, alle mit geschulterter Fahne nach links stehend, als Fahnenbild jeweils ein dem Gott heiliges Tier (vgl. Gotha, Chart. B 1238 [Nr. 11.4.19.] und Kassel, 2o Ms. astron. 1 [Nr. 11.4.25.]); Attribute in den Händen, weitere im Bildraum verteilt; außer Venus, Sol, Merkur begleitet von Tierkreiszeichen als Aszendenten. 224v Saturn: in kurzem, gefranstem Rock und geflochtenem Hut, mit Knieverband und Krücke, Schwert in der einen, Schlinge, in der drei Würfel liegen, in der anderen Hand, neben ihm die Waage, dazu ein auf der Fahnenstange sitzender Vogel, als Fahnenbild ein Schwein; 225r Jupiter: bärtig, in Mönchskutte, Bischofsmitra neben dem Kopf im Raum schwebend, drei Pfeile in einer Hand, mit der anderen auf den Krebs neben ihm weisend, dazu ein Hund und ein auf der Fahnenstange sitzender Vogel, als Fahnenbild ein Widder; 225v Mars: gewappneter Krieger mit Sporen, Schwert am Gürtel, Fratzenschild in der Linken, Fackel in der Rechten, neben ihm der Steinbock (als Ziegenfisch), als Fahnenbild zwei gekreuzte Schwerter; 226r Sol: bartlos, gekrönt, mit langem Kleid, Umhang und Pelzkragen bekleidet, in Quadriga stehend, je ein Pferdepaar nach rechts und links, in der Rechten Fackel und Zepter, in der Linken Sonnenrad, als Fahnenbild zweiköpfiger Adler; 227rVenus: in langem, gegürtetem Schleppenkleid, Feder als Kopfschmuck, in der Linken eine weitere Feder, in der Rechten Blume, dazu Harfe und geflügelter Amor, als Fahnenbild Bär oder Affe (?); 227v Merkur: in knielangem, gegürtetem Kleid, an Schultern und Füßen Flügel, Beutel in der Rechten, Kerykeion in der Linken, als Fahnenbild ein Hund (unter der Kolorierung der Fahne Farbvorschriften erkennbar: p[raun], g[elb], gra, w[eiß], ♤ [für grün], p[urpur], r[ot]); 228r Luna: in knielangem, gegürtetem Hemd, Mondsicheln auf dem Kopf und vorn auf dem Hemd, in der Linken Schaff, aus dem Wasser fließt, in der Rechten Fackel, auf der Fahnenstange der Stier, dazu links großer Dreikantnagel oder Horn (?), als Fahnenbild Nägel (?).
Figuren in recht sicherer Konturzeichnung mit realistischen Proportionen, unförmig jedoch die Kleidung; Frauen in langen Schleppenkleidern, oft mit seitlich hochgeflochtenen oder in Netze gebundenen Haaren, Männer mit sehr spitzen Schuhen. Ovale Gesichter mit dicken Nasen und großen Augen, Haare durch Liniengeflecht repräsentiert. Modellierung und Angabe von Schattenpartien, auch in den Gesichtern, durch starke schematische Parallelschraffierung und Häkchen, gelegentlich durch Kreuzschraffur, weniger durch sparsamen Farbauftrag. Farben sehr lavierend mit aquarellistischen Übergängen behandelt; deckend nur zuweilen das kreidige Blaugrün der Grasflächen auf gelbgrüner Untermalung.
Blaugrün, Gelbgrün, bräunliches Rot, Graublau (hell und dunkel), mattes Gelb, stumpfes Braun, helles nach Rosa changierendes Grauviolett, laviertes Orangerosa für Inkarnat, warmes Grau.
http://ica.themorgan.org/manuscript/thumbs/77318 (Teildigitalisat)
Abb. 183: 221r. Astronothus.
Abb. 184: 206r. Jungfrau.