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64. ›Kaiserchronik‹

Bearbeitet von Kristina Freienhagen-Baumgardt

KdiH-Band 7

Mit der ›Kaiserchronik‹ ist eine frühmittelhochdeutsche Reimchronik aus der Mitte des 12. Jahrhunderts (frühester Arbeitsbeginn 1126, Abschluss spätestens 1146 mit der Kreuznahme Konrads III.) erhalten, die mit 50 Textzeugen in drei Rezensionen die Überlieferung aller anderen Texte dieser Zeit übertrifft (vgl. Eberhard Nellmann: ›Kaiserchronik‹. In: 2VL 4 [1983], Sp. 949–964, Nachtrag in: 2VL 11 [2004], Sp. 825; ich danke Jürgen Wolf, Marburg, für wertvolle Hinweise zur Überlieferung). Unter Verarbeitung unterschiedlichster Quellen (z. B. Heiligenviten und -predigten) stellt die ›Kaiserchronik‹ die Geschichte der römischen und deutschen Kaiser von Cäsar bis Konrad III. dar, ausgeschmückt mit Sagen und Legenden. Sie begründet damit »eine eigene volkssprachig-deutsche Geschichtstradition« (Jürgen Wolf: Buch und Text. Literatur- und kulturhistorische Untersuchungen zur volkssprachigen Schriftlichkeit im 12. und 13. Jahrhundert. Tübingen 2008 [Hermaea 115], S. 209). Als Autor wird ein Regensburger Geistlicher angenommen. Die älteste Rezension A (um 1150, bricht Vers 17823 ab) ist in 15 Textzeugen (drei Handschriften, zwölf Fragmente) vom 12. bis Ende des 14. Jahrhunderts überliefert. Erste Bearbeitungen in Rezension B (drei Handschriften, neun Fragmente) vom Anfang des 13. Jahrhunderts bemühen sich um eine Kürzung des Textes sowie um reine Reime. In einer zweiten Bearbeitungsstufe (Rezension C) werden konsequent reine Reime gesetzt, ein neuer Prolog formuliert und die Chronik bis 1250 fortgesetzt. Im 13. Jahrhundert werden diverse Prosaauflösungen angefertigt, die in andere Werke einwandern. So fungiert beispielsweise die sogenannte ›Prosakaiserchronik‹ als historische Einleitung zum ›Schwabenspiegel‹ (Stoffgruppe 106. Rechtsbücher), auch die Fassung C der ›Sächsischen Weltchronik‹ (Stoffgruppe 135. Weltchroniken) enthält zahlreiche ›Kaiserchronik‹-Partien in Prosa.

Illustriert erhalten haben sich aus der Überlieferung der Rezension A zwei Fragmente mit figürlicher Darstellung (Düsseldorf, Universitäts- und Landesbibliothek, Fragment K03:F53; Nr. 64.0.1.) bzw. figürlichen Resten (München, Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 5249/70b; Nr. 64.0.3.) sowie eine Handschrift mit 68 Bildlücken (München, Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 37; Nr. 64.0.2.). Eine Handschrift der Rezension C weist figürliches Rankenwerk auf (Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 2685; Nr. 64.0.4.).

In Anbetracht der Bedeutung des Textes mag zunächst die geringe Anzahl illustrierter Überlieferungsträger überraschen, bedenkt man jedoch, dass Bücher in der Volkssprache bis gegen 1250 /1300 nicht annähernd die äußere Repräsentativität erreichen, die die lateinische Buchkultur der Zeit charakterisiert (Nikolaus Henkel: Lesen in Bild und Text. Die ehemalige Berliner Bilderhandschrift von Priester Wernhers ›Maria‹. Berlin / Boston 2014, S. 14; hier auch eine Zusammenstellung der »wenigen Zeugnisse der Buchmalerei in deutschsprachigen Handschriften« um 1200), fügt sich der Überlieferungsbefund für die ›Kaiserchronik‹ nahtlos ein. Die Illustrationen in den Handschriften (alle zwischen 1300 und 1320/40) sind also wenige, die unter dem Aspekt der Illustrierung jüngste Handschrift aus München, Cgm 37, ist die erste, bei der Bildlücken ein geplantes Illustrationsprogramm erkennen lassen.

Die Wiener Handschrift Cod. 2685 mit figürlichem Rankenwerk stellt die Verbindung zu einer großen Anzahl weiterer ›Kaiserchronik‹-Handschriften her, die zwar nicht illustriert (daher im KdiH nicht erfasst), aber durchaus schmückend und zugleich den Text strukturierend gestaltet sind: mit Rubriken, auffälligen Lombarden (z. B. Straßburg, National- und Universitätsbibliothek, ms. 2215 [früher L germ. 256.2°]), ausgerückten, rubrizierten Anfangsbuchstaben (z. B. Heidelberg, Cod. Pal. germ. 154), aber auch verzierten Initialen (Heidelberg, Cod. Pal. germ. 361; Kopenhagen, Königliche Bibliothek, GKS Cod. 457,2°). Besonders hervorzuheben ist hierbei die Handschrift Marburg, Staatsarchiv, Best. 147 Hr 1 Nr. 4, die mit Initialen auf Goldgrund, kunstvoll verzierten Lombarden und ausgerückten Anversen den Text gestaltet. Bereits in der frühen Handschrift Vorau, Stiftsbibliothek, Cod. 276 [früher XI] (4. Viertel 12. Jahrhundert) wird durch mehrfarbige Spaltleisteninitialen, rote Lombarden und weitere rote Gliederungsinitialen der Text schmückend strukturiert und so gestalterisch mit den ansonsten lateinischen Texten des Codex verbunden. Die Verankerung des Chronisten in die lateinische Tradition – nicht umsonst benennt er sein Werk mit dem lateinischen Begriff crônica (Vers 17) – wird auch auf dieser Ebene sichtbar (Wolf [siehe oben] S. 209). Auch wenn die Gestaltung der genannten Codices nach den im KdiH geltenden Kriterien nicht als Illustrationen aufgefasst werden können, bleibt doch festzuhalten, dass die Gesamtüberlieferung einen beinahe durchgängigen Gestaltungswillen dokumentiert, der der Bedeutung des Werkes Ausdruck verleiht.

Editionen:

Der keiser und der kunige buoch oder die sog. Kaiserchronik. Gedicht des zwölften Jahrhunderts. Hrsg. von Hans Ferdinand Massmann. Dritter Theil. Quedlinburg / Leipzig 1854. – Die ›Kaiserchronik‹ nach der ältesten Handschrift des Stiftes Vorau. Hrsg. von Joseph Diemer. Wien 1849. – Die Kaiserchronik eines Regensburger Geistlichen. Hrsg. von Edward Schröder. Hannover 1892 [erschienen 1895] (Monumenta Germaniae Historica: Deutsche Chroniken I,1).

Siehe auch:
  • Nr. 26. Chroniken
  • Nr. 106. Rechtsbücher
  • Nr. 135. Weltchroniken