64. ›Kaiserchronik‹
Bearbeitet von Kristina Freienhagen-Baumgardt
KdiH-Band 7
Mit der ›Kaiserchronik‹ ist eine frühmittelhochdeutsche Reimchronik aus der Mitte des 12. Jahrhunderts (frühester Arbeitsbeginn 1126, Abschluss spätestens 1146 mit der Kreuznahme Konrads III.) erhalten, die mit 50 Textzeugen in drei Rezensionen die Überlieferung aller anderen Texte dieser Zeit übertrifft (vgl.
Illustriert erhalten haben sich aus der Überlieferung der Rezension A zwei Fragmente mit figürlicher Darstellung (Düsseldorf, Universitäts- und Landesbibliothek, Fragment K03:F53; Nr. 64.0.1.) bzw. figürlichen Resten (München, Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 5249/70b; Nr. 64.0.3.) sowie eine Handschrift mit 68 Bildlücken (München, Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 37; Nr. 64.0.2.). Eine Handschrift der Rezension C weist figürliches Rankenwerk auf (Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 2685; Nr. 64.0.4.).
In Anbetracht der Bedeutung des Textes mag zunächst die geringe Anzahl illustrierter Überlieferungsträger überraschen, bedenkt man jedoch, dass Bücher in der Volkssprache bis gegen 1250 /1300 nicht annähernd die äußere Repräsentativität erreichen, die die lateinische Buchkultur der Zeit charakterisiert (
Die Wiener Handschrift Cod. 2685 mit figürlichem Rankenwerk stellt die Verbindung zu einer großen Anzahl weiterer ›Kaiserchronik‹-Handschriften her, die zwar nicht illustriert (daher im KdiH nicht erfasst), aber durchaus schmückend und zugleich den Text strukturierend gestaltet sind: mit Rubriken, auffälligen Lombarden (z. B. Straßburg, National- und Universitätsbibliothek, ms. 2215 [früher L germ. 256.2º]), ausgerückten, rubrizierten Anfangsbuchstaben (z. B. Heidelberg, Cod. Pal. germ. 154), aber auch verzierten Initialen (Heidelberg, Cod. Pal. germ. 361; Kopenhagen, Königliche Bibliothek, GKS Cod. 457,2º). Besonders hervorzuheben ist hierbei die Handschrift Marburg, Staatsarchiv, Best. 147 Hr 1 Nr. 4, die mit Initialen auf Goldgrund, kunstvoll verzierten Lombarden und ausgerückten Anversen den Text gestaltet. Bereits in der frühen Handschrift Vorau, Stiftsbibliothek, Cod. 276 [früher XI] (4. Viertel 12. Jahrhundert) wird durch mehrfarbige Spaltleisteninitialen, rote Lombarden und weitere rote Gliederungsinitialen der Text schmückend strukturiert und so gestalterisch mit den ansonsten lateinischen Texten des Codex verbunden. Die Verankerung des Chronisten in die lateinische Tradition – nicht umsonst benennt er sein Werk mit dem lateinischen Begriff crônica (Vers 17) – wird auch auf dieser Ebene sichtbar (
Der keiser und der kunige buoch oder die sog. Kaiserchronik. Gedicht des zwölften Jahrhunderts. Hrsg. von