9.3.1. Stuttgart, Württembergische Landesbibliothek, Cod. Donaueschingen A III 54
Bearbeitet von Gisela Fischer-Heetfeld
KdiH-Band 1
In Bd. 1 noch mit altem Besitzstand Donaueschingen, Fürstlich Fürstenbergische Hofbibliothek.
Niederschrift (vermutlich auf Schloß Herrenzimmern) wahrscheinlich bald nach 1554, einzelne Teile schon früher entstanden. Die Datierung ist in der Forschung umstritten (
Autograph des Wilhelm Werner Graf von Zimmern. Die Handschrift blieb bis ins 20. Jahrhundert in Familienbesitz. Als 1594 das Geschlecht im Mannesstamme ausstarb und die Hinterlassenschaft aufgeteilt wurde, gelangte sie durch die Heirat von Wilhelm Werners Großnichte Kunigunde von Zimmern mit Berthold von Königsegg († 1607) in die Königseggsche Bibliothek in Aulendorf (Vorsatzblatt: 1592. Kunigunde frey fraw zu Königsekh vnd Aulendorf geborne greffin zu Zimbern gehort dis Buch zu; ab 1640 Zusätze und Anmerkungen von der Hand Johann Georgs von Königsegg-Aulendorf, des Begründers der Linie Königsegg-Aulendorf). 1930 aus dem Antiquariatshandel für die Fürstlich Fürstenbergische Hofbibliothek erworben.
Hs. A
1. | 2*r–3*r |
Geistliches ABC
Am ersten soltü gotzüorcht han So wÿrt aüß dier ain weÿser man Bit got vmb gnäd zwͦ aller zeit Dann on sein hilf vermagstǔ neǔt Creǔtzig dein leÿb bis zǔchtig still Nit gestat deim leÿb allen mǔtwill ... |
2. | 3*r–3*v |
Hans Sachs, Ermahnung zum Tode
Volgt hernäch ain ermanüng zwͦ dem tǒd O mensch bedenck dein letste zeÿt Der vngewissen sicherhait ... (auch 68r–68v, siehe dort)
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3. | 4*r–1r |
Vom rechten Leben zur Vorbereitung auf den Tod
O mensch nimm allzeÿt wär was dü thuͦst Beckenne das dü schier von hinnen muͦst ... |
4. | 1v–19v |
›Spiegelbuch‹
12r im Spruchband: Ich leb vnd waÿß nit wie lang Ich stürb vnd waÿß nit wann Ich far vnd waÿß nit wahin Mich wünderet das ich frolich bin. (auch 170v im ›Spiegel der Kranken‹, vgl. Kiepe [1984] S. 414)
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18 Bilder auf den Versoseiten von Bl. 1–19 (Bl. 8 mit Bild 8v ›Disput zwischen den drei Freunden und ihrem bekehrten Gefährten‹ fehlt).
Siehe Stoffgruppe Nr. 121. ›Spiegelbuch‹ |
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5. | 20r |
Ermahnung zur Buße (noch zum Spiegelbuch‹ gehörig?)
O wee alle menschen huͤtend uch vor diser grossen peyn In der wier ymmer vnd ewig muͤsend sein ... |
6. | 20v |
Priamel
Gottes wort ist ewigklich Der mensch vnd alle ding zÿtlich Welcher mensch mag jetz verston Ob der wer ain pǔr oder Edelman. |
7. | 20v–21r |
Dise figǔr oder marckstain / Soll aller menschen spiegel sein.
21r O dü toller mensch nün sich Der dü bist/ der was ǒch ich ... |
20v: |
Totenkopf und Stundenglas auf Steinsockel mit der Aufschrift |
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8. | 21v |
Die drei Lebenden und die drei Toten (Texte im Spruchband)
Duͦnd ǔch vnser erbarmen Vber vns vil armen ... O das wier je geborend wart Muͤsend wier och vff die fart ... |
21v: | Links die drei toten, rechts die drei lebendigen gekrönten Könige einander gegenüberstehend. | |
9. | 22r–23r |
Die Macht des Todes
O tǒd wie starck ist dein gewalt Beÿd dü hin nÿmpst baÿd jüng vnd alt ... (nennt Maüsolüm, Arthimesia, Pyramides, Chemnis)
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10. | 23r |
Priamel
Mich tuͦt nichtz wÿrsch erschrecken Dann des todes erckrecken Vnd der erden bedecken Ǒch des jüngsten tags vffwecken. (auch 177v)
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23r: |
Nacktes Kind mit Totenkopf und Stundenglas.
Vgl.
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11. | 23v–25r |
Betrachtung über den Tod
Wier werden betrogen lieben frund Alle die vff erden leben sind ... |
23v: | Rittergrab in einer Kapelle: oben liegend der ritterlich gerüstete Tote, unten der verweste Leichnam; drei Engel halten das Zimmernwappen. Auf den Kanten der Grabplatte ist zu lesen. | |
O Wilhelm gedenck der nǒt
das dü würst wie diser dǒtt dü magst sein nit v̌berwerden dü muͦst ǒch werden zwͦ erden. |
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12. | 25r |
Priamel
O mensch nÿmmer soltü schlaffen gon Deÿne sünd soltü vorhin got gebeÿchtet hon Dann wan dü onbedechtlich schlaffen gast Waistü nit ob dü des morgens wachend wider vff stast. |
13. | 25r–26v |
Ermahnung des Toten (80 Verse)
O mensch sich an mich Dü würst gestalt als ich Dü bist jüng vnd gaÿl Vnd würst doch nün den würmmen zwͦ thail ... |
25r: | Ein Toter wird ins Grab gelegt. | |
14. | 26v–27v |
Betrachtung über den Tod
Ach mensch gedenck/ merck vnd sich an/ wie der lǔstlich maÿ/ alle creatüren gebÿrt ... |
26v: | Grabstätte. | |
15. | 28r–29r |
Von der Erkenntnis Gottes bei Betrachtung des Sonnenlaufs
Es stät geschrieben/ In meditacione mea exardescit ignis/ Das ist so vil/ in meiner betrachtüng würt einprǔnstig das feur ... |
16. | 29v–31v |
Christliche Lebensregeln
Hoͤr mensch ich will dier lere geben Wie dü solt fuͤren dein leben ... |
29v: |
Ein Pilger oder Einsiedler unterweist einen ritterlich gekleideten jungen Mann.
Vgl.
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17. | 31v–32r |
Lebensregeln in Prosa
Merck. Was dü nit gelegt oder zwͦ behalten geben hast soltü nit hinweg nemen ... |
18. | 32r–33r |
›Meister Eckhart und der arme Mensch II‹
32v Ain maister sprach zwͦ ainem armen man/ got geb dier ain gǔten morgen/ Da antwürt im der arm man/ den hab ich selber/ dann ich nie boͤsen morgen gewan ... |
32r: |
Meister und gekrönter, verkrüppelter Armer im Gespräch.
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19. | 33r–33v |
Betrachtungen über Christus
33v Vnser lieber her Jhesüs xps ist ain lebendiger brünn vnd ist ain warer vrsprüng/ vnd ist ain vnbetrogne warhait ... |
33r: |
Christus als Schmerzensmann am Brunnen, Kniender, Seelen im Fegefeuer.
Vgl.
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20. | 34r–39bisr |
›Autoritäten‹ (Vier- und Zweizeiler, Merksprüche)
34v Hie nach volgend allerlaÿ schoͤner/ aüch nützlicher sprüch von den haÿligen lerern/ zwͦ des menschen besserung. Moÿses. Mensch wiltü ewigklich wonen beÿ gott So forcht in/ vnd halt die zehen gebott Wiltü bose anfechtüng vͤberwinden So meÿd todsünd vnd laß dich darinn nit finden |
34r: |
Baum mit zwölf Halbfiguren von Propheten und Lehrern.
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21. | 39bisv–41r |
Von Geduld gegenüber ungerechter Beurteilung
40r Gregorius spricht es sind vil gröber vnerckanter menschen die sich selber nit erkennend/ wer sÿ sind gegen got/ vnd ierem gewÿssen/ Die machend sich gleÿch den jüden ... |
39bisr: | Papst Gregor im Gestühl sitzend unterweist einen jungen Mann; Spruchband mit zwei deutschen Versen. | |
22. | 41v–45v |
Schelte auf die Welt
Mensch wiltü die welt erkennen Ieren boͤsen sÿten will ich dier nennen ... (nennt Helena von Kriechen, Kayser Jülius, Ponponius, Alexander, Plato, Porfirius, Virgilius, Aristotiles, Hector, Salomon, Sampson, Absolon, Daüid) |
41v: |
Der Tod schießt in den Weltenbaum (Ständebaum), an dem dies und nox (weiße und schwarze Maus) nagen; Spruchbänder mit lateinischen Texten.
Nach einem Kupferstich des Meisters mit den Bandrollen (
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23. | 45v–46r |
Gebet
Nün bit ich dich vatter herre gott Deüs sancte Sabaoth ... Darunter Spruch mit sechs deutschen Versen.
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24. | 46v–47v |
›Greisenklage‹ (I), 54 Verse, die ersten zwölf Verse in Spruchbändern
Kümm Grÿmmer tod/ vnd nÿmm mich Alten man das bitt ich dich ... |
46v: |
Greis, in hohem Lehnstuhl sitzend, in der Rechten Rosenkranz, hinter ihm Tod mit Sense, oben Sonnenuhr.
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25. | 48r |
Hugo von Trimberg, ›Von der Jugend und dem Alter‹
Aÿn anders. Es spricht erstlich die jügend Ich bin die jügend/ die die tügend/ vnd vntügend fähet an/ Meÿn gemuͤte/ stet in pluͤte/ die weÿl ich nit sorgen kan ... Edition: Hugo von Trimberg: Der Renner. Hrsg. v.
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26. | 48r–49v |
›Greisenklage‹ (II), 72 Verse
Ain anders vom alter Ich bin das ellend alter genannt Von franckreÿch maister Hÿlteprannd ... |
Siehe oben unter Nr. 24. | ||
27. | 50r–59r |
›Visio Philiberti‹, deutsch
Hie vor in aÿner wÿnter zÿt Geschach ain jemerlicher streÿt ... |
50r: |
Zwei Teufel zerren die Seele aus dem Leichnam, im Hintergrund winterlich-kahle Bäume.
Vgl.
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28. | 59r–62v |
Albertanus von Brescia, ›Meister Albertus’ Lehre‹
Aÿn Maister hieß Albertus Der sprach zwͦ seinem sun alsus ... |
59r: |
Fortuna mit Zaumzeug im Mund, das von Gottvater gehalten wird, dreht das Rad mit vier Gestalten (oben der König); Spruchbänder mit lateinischem Text; s. o. zu Nr. 22.
Vgl.
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29. | 62v |
›Friedhofsverse‹
Got richtet nach dem rechten Hie lÿgt der her beÿ den knechten Welcher kan nün erkennen hie beÿ Welcher ain her oder ain paür seÿ (ähnlich auch im Spruchband 152r)
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Vgl. Schneider (1978) S. 115 (Cgm 545, 2);
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30. | 63r–64r |
Christliche Lebensregeln
Welches mensch wolt wissen eben Wie er solt vertreÿben sein leben ... |
63r: | Friedhof, auf dem der Tod Schädel schaufelt. | |
31. | 64r–64v |
Von zweierlei Art zu sterben
64v O gott kürtz sind die tag des menschen ... Job am 14. 65rO tod wie lieplich dü bist Hÿmlischen menschen zwͦ aller frist ... O tod wie erschrockenlich dü bist Irdischen menschen zwͦ diser frist ... |
64r: |
Rundbild mit Totenschädel inmitten der 13 Arma Christi.
Text und Bild ähnlich dem Einblattdruck Nürnberg: Hans Glaser, o. J., siehe
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32. | 65v–67v |
Hans Sachs, ›Ein ermanung an die weltkinder, so in allem wollust ersoffen seind. 1534‹
Ayn sprüch in dem gefünden würt das dises zergängklich leben zwͦ verschmähen seÿ. O lieber mensch betracht mit laÿd Wie des leÿps wollüstperkaÿt ... Edition: Hans Sachs. Werke. Hrsg. von
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65v: |
Zwei Liebespaare in einer Landschaft zwischen Tod und Teufeln.
Nach dem Einblattdruck von Peter Flötner, siehe
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33. | 67v–68v |
Hans Sachs, ›Kurtze vermanung zu dem tod‹
68r heut mier/ morn dier. In allen deinen wercken betracht den letsten aüsgang. Ecclesiast. vij. O mensch gedenck der letsten zeÿt Der vngewissen sÿcherhait ... Edition: Hans Sachs, Werke (s. o.) Bd. 1, S. 429f. und Bd. 22, S. 286.
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67v: |
Ritter und Tod würfeln beim Brettspiel.
Derselbe Text auch in dieser Hs. oben Bl. 3*r–3*v. Abdruck nach Donaueschingen Cod. 123 (Nr. 9.3.1b.):
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34. | 68v–75v |
Zwiegespräch zwischen Tod und Mensch
69r Der tǒd spricht Ach guͦter freǔnd find ich dich hie Ich künt dich lanng ergreÿffen nie ... (nennt Alexander, Salomon, Absolon, Sampson, Galenüs)
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68v: |
Der Tod tritt zu einem Liebespaar, das im Freien unter Bäumen musiziert; im Spruchband deutsche Verse.
76r leer (vorgesehen für Bild?) |
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35. | 76v–77v |
Ermahnung zu christlichem Lebenswandel
O mensch nimm alle zeÿt wär was dü thust Beckenn das dü bald von hinnen must ... |
36. | 78r–79v |
›Jammerruf des Toten‹
O mensch gedenck des ewigen tǒdes nott/ Vnd hab der welt froͤd für ain spott. O alle menschen die hie für gond Nemend diser figür wär vnd verstond ... |
80r leer (vorgesehen für Bild?) |
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37. | 80v–83v |
Von der Allmacht des Todes
Ich trag ain forcht verborgenlich Meÿn hertz würt nimmer froͤdenrich ...83v O Wilhelm wernher dü sünder arm Nün bit got das er sich erbarm ... |
(nennt Ahsolon, Salomon, Sampson, Cristoferüs, Virgiliüs)
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38. | 84r–86r |
Vom Hauptgebot der Gottes- und Nächstenliebe
84v Wiltü in ewigs leben gon / So soltü meyn lere hie verston / Das alle geschrifft sich grünt fürwar / Allaÿn auf zwaÿ Stück/ merck klar. Zwͦ ersten soltü got deÿn herren Für alle ding lieb hon vnd eren ... |
84r: | Christus als Lebensbrunnen; Spruchbänder mit deutschen Texten. | |
39. | 86v–89v |
Vom Sterben
87r Seligklich sterben lern hernach / Mit ernst dise lere von mier empfäch. Graüsamer ding aüf erd nit ist Dann sterben das kaÿner natür geprist ... |
86v: | Jüngstes Gericht; Spruchbänder mit deutschen Texten. | |
40. | 89v–130v |
›Zimmernscher Totentanz‹
90r Wolan wolan ier herren vnd knecht Sprinngend herbeÿ von allem geschleckt ... |
41 Bilder:
89v: |
Beinhausmusik; |
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90v: | Der unversehen Gestorbene im Grabe; | |
91v: | Tod mit Trompete – Papst; | |
92v: | T. mit Trumscheit – Kardinal; | |
93v: | T. mit Dudelsack – Bischof; | |
94v: | T. mit Harfe – Domherr; | |
95v: | T. mit Fidel (Fidel in der Rechten, Bogen in der Linken) – Offizial; | |
96v: | T. mit Portativ – Pfarrer; | |
97v: | T. mit Triangel – Kaplan; | |
98v: | T. mit Platerspiel – Abt; | |
99v: | T. mit Schwegel und Trommel – Guter Mönch; | |
100v: | T. mit Harfe – Böser Mönch; | |
101v: | T. mit Dudelsack – Bruder; | |
102v: | T. mit Laute – Nonne; | |
103v: | T. mit Hackbrett – Meister von Paris; | |
104v: | T. mit Schellenpritsche – Arzt; | |
105v: | T. mit Trompete mit Reichsadler – Kaiser; | |
106v: | T. mit Schwegel und Trommel – König (von Frankreich); | |
107v: | T. mit Zink oder Horn – Herzog; | |
108v: | T. mit Laute – Graf (von Zimmern); | |
109v: | T. mit Knochen – Ritter; | |
110v: | T. mit Zither – Junker; | |
111v: | T. mit Todeswappen – Wappenträger; | |
112v: | T. mit Platerspiel – Bürgermeister; | |
113v: | T. mit Gitarre – Ratsherr; | |
114v: | T. mit Trumscheit – Fürsprech; | |
115v: | T. mit Schwert – Schreiber; | |
116v: | T. mit Horn und Fackel – Bürger; | |
117v: | T. mit Dudelsack – Bürgerin; | |
118v: | T. mit Geldsack – Kaufmann; | |
119v: | T. mit Schießbogen/Fidel – Jüngling; | |
120v: | T. mit Spiegel – Jungfrau; | |
121v: | T. mit Flasche/Laute – Wirt; | |
122v: | T. mit Trumscheit – Handwerker; | |
123v: | T. – Wucherer; | |
124v: | T. mit Pfeil und Bogen – Räuber; | |
125v: | T. mit Trumscheit – Spieler; | |
126v: | T. – Dieb; | |
127v: | T. mit Wiege – Kind; | |
128v: | T. mit Horn – Ungenannte Stände; | |
129v: | Die Toten auf dem Friedhof. | |
41. | 131r–134v |
Wilhelm Werner von Zimmern: Über die rechte Lebensführung
Wellend ier menschen selig werden Ier muͤsend lassen sünd aüf erden ... (Akrostichon: |
131r: |
Gewappneter Ritter erklimmt die Himmelsleiter, während die allegorischen Figuren von Armut, Krankheit, Wollust und Tod versuchen, ihn mit Stricken zurückzuziehen; Spruchbänder mit deutschen Texten.
Zeichnung nach Holzschnitt zu Johanns von Schwarzenberg ›Officia M. T. C. ... von den tugentsamen ämptern‹, frühester Druck Augsburg: Heinrich Steiner, 1531, Bl. H 6v, Abb.
|
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42. | 135r–136v |
Exzerpt aus Georg von Ungarn, ›Tractatus de moribus, condictionibus et nequicia Turcorum‹, deutsch (Kap. 29)
135v Hie merck ain kürtzen aüszüg aüß zwaÿen predigen/ den türcken/ von aÿnem ierem priester geprediget/ aüß dem dü verston vnd mercken magst mit was fleÿß/ ernst vnd andächt/ sÿ den tǒd vnd ier absterben betrachtend. Bis nit vnfürsichtig noch liederlich/ Sonder gewarsam ... 136r Die vorcht des tǒdes bekümmert mich aüßwendig vnd vil mer inwendig ... |
135r: | Prediger und Gemeinde in türkischer Tracht stehen um offenes Grab. | |
43. | 137r–138v |
Von der Vergänglichkeit irdischer Güter
(Vorwort Wilhelm Werners zum folgenden Exempel?) O ier alle die dä fürgangend/ merkend mit grǒssem fleÿß vnd allem ernst aüf ... (nennt Sampson, Salomon, Daüit, Absalon, Alexander)
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137r: | Sterbeszene; Spruchbänder mit deutschen Texten. | |
44. | 139r–144v |
Pierre Desrey de Troyes, ›Visio Heremitae‹, deutsch
139v Es was aÿn frümmer gotzüoͤrchtiger aÿnsidel in aÿner wÿltnüs/ der die falschen zergengkklichen welt/ vnd all ier froͤd verlassen/ Sonder got dem herren vil jar (tag vnd nacht) empseklich vnd mit grǒsser andacht gedienet ... |
139r: | Der Tod zielt mit Bogen und Pfeil, auf dem ein Totenkopf steckt, auf König, Königin und Gelehrten; im Vordergrund Engel und der in Verzückung daliegende Einsiedler; | |
140r: | Tod und König; | |
141v: | Königin; | |
143r: |
Tod und Gelehrter, Höllenrachen; Spruchbänder mit deutschen Texten.
Der lateinische Text des Pierre Desrey ist in einer deutschen Version sonst nicht bekannt; vier themengleiche, ausgeschnittene Inkunabelholzschnitte sind in den Clm 14053 eingeklebt, vgl.
|
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45. | 145r–146r |
Von der Falschheit der Welt
145v O welt wie falsch deÿn wesen ist Das beweÿset alles das in dier ist ... |
145r: |
Friedhof mit Kapelle und Beinhaus, der Tod steht auf einer Grabplatte mit der Aufschrift Anno Domini 1548 obijt generosus comes Johannes(Wilhelm Werners Bruder).
Zeichnung nach Holzschnitt von Hans Schäufelein zu Johanns von Schwarzenberg ›Der Teütsch Cicero‹, Augsburg: Heinrich Steiner, 1534 (im ›Memorial der Tugend‹, 116r), Abb. in: The Illustrated Bartsch ... Bd. 11 (1980) S. 270, Nr. 86.
|
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46. | 146v–182v.
223r–230v. 183r–184v |
›Spiegel der Kranken‹ mit Predigtmärlein vom Papst und Kaplan und Gebeten
146v Dises nachüolgend buͤchle würt gehaÿssen oder genennet/ ain Spiegel der kranncken ... 147r Wie man soll lernen sterben ... Saÿten mal das allen menschen nichtz gewissers ist/ wann der tǒd/ vnd doch nichtz vngewissers dann die stünde des tǒdes ... 223r Merck von aÿnem gar haÿligen bapst/ vnd seÿnem Caplon/ aüch von den dreǔw pater nostern... 226r Merck mit fleÿß vnd ernst/ die hernach geschrÿbnen lere von den dreÿen warhaiten ... 228r Hie nach volgend etlich schoͤn ermanüngen/ bey den kranncken die jetz arbaÿtend zwͦ dem tod/ ÿnen vorzesprechen ... 230r So der mensch jetzünd an dem hÿnschayden ist/ so sprich also zwͦ got dem herren ... (Schluß 183r–184v). 182v Nota hie ist das buͦch mit den quaternen versetzet vnd die gebet so hieher gehoͤrend muß man hernach suͦchen an dem 223. blat. 230v dises gebet muͦstü suͦchen hie vornen an dem 183. blat dan die qüatern in dem einbinden versetzt worden sind. (um »Betrachtungen« und »Rechenschaften« erweiterte Fassung)
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14 Bilder, z. T. mit beschrifteten oder leeren Spruchbändern: | ||
147v: | Tod mit Sense und alter Mann vor Bahre mit Jüngling; | |
152r | Tod am Spielbrett gegen Papst und hohe Geistlichkeit, vorn links Michael im Drachenkampf, rechts Höllenrachen; | |
155v | Alter Mann am Tisch vor Rechnungsbuch sitzend, links Teufel und Engel, rechts Tod mit Spaten und Stundenglas; | |
159r: | Sterbender zwischen Engeln und Teufeln; | |
168r: | Sterbende mit Engel und Teufel, ein Mönch weist auf den Kruzifixus; | |
171r: | Sterbender mit Priester und Beistehenden, in den Wolken Christus und Engel mit Marterwerkzeugen; | |
173v: | Dem Sterbenden erscheinen Christus und Heilige; | |
176r: | Sterbender und guter Schacher; | |
178r: | Sterbender, umgeben von fünf Beistehenden; | |
181r: | Der eingebundene Leichnam wird in den Sarg gelegt, Beistehende; | |
182v: | Sterbender Papst und Kaplan; | |
225v: | Dem Sterbenden erscheinen Christus und Heilige; | |
227v: | Sterbender im Kreis der Familie und Priester; | |
230v: |
Sterbender mit knienden Angehörigen, Engel empfängt die Seele, Teufel unterm Bett, Christus im Wolkenband.
Das Würfelspiel gegen den Tod (152r) erinnert an den Kupferstich des Meisters B R »Schach dem König« (
|
|
47. | 184v–187v |
Wilhelm Werner von Zimmern: Testament
185r Hie nach volget aÿn Testament/ wie aÿn mensch/ seÿn sele gerett geÿstlich machen/ vnd sich in den noͤten/ zwͦ dem tǒd schÿcken soll. In dem nammen des herren/ vnd seÿner werden/ aüch lieben muͦer der jüngkfrawen Marie: Amen. Ich Wilhelm Wernher der aller ermest sünder/ beckenne vnd verjech ... 185v ... bezeug das aüch mit disem gegenwertigen Libell/ welches ich mit meÿner aÿgnen hand geschrÿben hab ... |
184v: | Graf Wilhelm Werner mit seinem Testament kniend vor Christus, rechts Engel; Spruchband mit deutschem Text. | |
48. | 187v–189v |
Von der täglichen Betrachtung des Todes
188r Hie nach volget aÿn tegliche betrachtüng des tǒdes/ vnd aüf opferüng des selben got dem herren. Es sprechend die goͤtlichen lerer/ das gar fast nützlich vnd verdienstlich seÿ/ das der mensch in seÿnen gesünden tagen/ seÿn sterben vnd hÿnschayden von diser welt offt innigklich vnd mit andacht aüch demuͤtegklich bedenck ... |
187v: | Graf kniet in Kapelle vor Monstranz, vorn Sarg mit Stundenglas. | |
49. | 189v–192v |
Sterbegebet, Bernhard von Clairvaux zugeschrieben
190r Hie nach volget aÿn gebet S. Bernhartz/ darin der mensch lernet sterben/ vnd sich zwͦ got schicken. Es spricht Sant Bernhart/ Das ist aÿn lere/ vnd aÿn gebett ... Dises hät gelert der lieb haÿlig lerer vnd beÿchtiger S. Bernhart seÿn aÿgne schwester ... |
189v: |
Der hl. Bernhard mit Bischofsstab übergibt seiner in Rückenansicht knienden Schwester ein Buch, hinter ihnen der Tod mit Sense.
Vgl.
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50. | 192v–196r |
Sterbegebet
193r Hie nach volget ain andere tegliche betrachtüng des tǒdes/ darinn der mensch von got erlangen mag/ aÿn seligs end vnd wol schicküng zwͦ dem tǒd. Ach meÿn lieber her Jhesü Criste ich bit dich dürch deÿns eilenden bitteren/ vnd vnschüldigen tǒdes willen ... |
192v: | Alter Mann, vor dem blutenden Gekreuzigten kniend. | |
51. | 196r–198r |
Sterbegebet
196v Aÿn schoͤnes gebet vnd ermanüng zwͦ got vmb aÿn seligs end. O meÿn lieber her Jhesü Criste aÿn sün des hÿmlischen vatters/ dü guͤtiger barmhertziger got/ Ich armer aller groͤssester sünder ruͤff dich an ... |
196r: | Betender, vor dem Schmerzensmann hingestreckt. | |
52. | 198r–198v |
Fünf Worte des Sterbenden zu Christus
198v Merck wenn der krannck mensch mit reǔwigem hertzen / vnd guͦter hoffnüng zwͦ got dise fünf wort spricht ... Das erst. O her ich begeren das deÿn haÿliger namm/ sey meÿn jüngstes wort ... |
198r: | Christus als Schmerzensmann mit Marterwerkzeugen steht am Bett des Sterbenden. | |
53. | 198v | (Text fehlt – Blattverlust?) |
198v: |
Der Tod als Schnitter mäht die (ständisch differenzierten) Menschen mit der Sense nieder.
Ähnlich Augsburg, Staats- und Stadtbibliothek, 2o Cod. 25, 82r mit Text aus Freidank, vgl.
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54. | 199r–205v |
Fünf Anfechtungen und Gebete eines Sterbenden
199v Ach merck aüf mit allem fleÿsß wie dü der werden lieben muͦter gottes dienen solt/ dier zwͦ erwerben ain seligs ennd. So der mensch in tǒdes noͤten lÿgt/ vnd schier an dem ist das er sterben muͦß/ Als dan hät er zwͦ seÿnem hoͤchsten schmertzen/ aüch vnaüspreckenliche grǒsse anfechtüng ... |
199r: |
Inneres einer Kapelle, auf den Altarstufen Kniender vor der Erscheinung der Muttergottes mit Kind auf der Mondsichel.
Vgl.
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55. | 205v–222r |
Martin Luther, ›Ein Sermon von der Bereitung zum Sterben. 1519‹
Dise hie nach volgend ler vom sterben hät Martinüs Lüter gemacht ee dann er die kütten vnd sein orden vom imm gelegt vnd zwͦ ainem ... [unleserlich; in Donaueschingen Cod. 123 statt dessen ketzer] worden ist. 206v Zwͦ dem ersten. Die weÿl der tǒd ain abscbÿd ist/ von diser welt/ vnd allen ieren benndeln ... Edition: D. Martin Luthers Werke. Kritische Gesamtausgabe. Bd. 2. Weimar 1884, S. 685–697 ohne die Hs. |
206r leer (vorgesehen für Bild?) | ||
56. | 231r |
Vom Sterben
Merck hie ain guͦte haylsame kürtze lere vnd vnderweÿsüng. Wann der mensch an dem tǒd ligt/ kan er dan oder mag er sein hertz daraüf setzen/ das er gedencke O herre got himlischer vatter dise arbait vnd den tǒd/ will ich gernn vnd willigklich vmb deinen willen leÿden ... |
57. | 231v–237r |
Vom Fasten
232r Von der Fasten Fasten ist nichtz anders/ dann ain abprüch vnd kastigüng des zergengklichen leÿps/ Die edel vntoͤtlich sele aber die gruͤnet darbeÿ ... |
231v: | Darstellung der Fastenzeit in Form eines Rundbildes mit fünf Medaillons (darin Leben-Jesu-Szenen) und angefügten Szenen; alle Leerräume mit Text ausgefüllt (Dise figür ist aüsweÿsen die haÿligen zeÿt die vasten). Unten links auf der Seite ein Fischhändler, der einem Geistlichen Fische verkauft, rechts wird ein Kalb geschlachtet, dazu in Spruchbändern die Verse | |
Mier ist nit wol am flaisch beschehen
ich muͦß nach guͦten fischen sehen dann guͦt fisch die iß ich gern der hering mag ich nit embern. ... Der hering vnd bonen bin ich worden muͤd vnd satt darümb ich das kalb kaüffen that liebes kalb dü singest ain guͦtz gesannck Der metzger muͦß dich hauwen aüff dem bannck. |
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58. | 237v–246r | Vom Leiden und Schweigen |
a. 238r–244v | Von gedültigem leÿden. Das leÿden das dem menschen beschÿcht/ wä er soͤllichs gedültigklichen annÿmmpt ... so spricht ain lerer/ Ist dann niemantz leÿden wert/ dann allaÿn xps der her ... 242v Zwͦ Paris was gar ain grǒsser Maÿster/ der nähet sich zwͦ dem tǒdber ... 243v Fünff ding jerrend den menschen ... Aÿn maister spricht zwͤlf sach jerrend vil gaÿstlicher vnd weltlicher menschen ... | |
Vgl. 2VL 2 (1980) Sp. 555f.;
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b. 244v–246r | Von Schweÿgen. Nün merck von der tügend des schweÿgens. Von schweÿgen kümpt mangerley nütz/ gaistlich vnd zeÿtlich ...245r Es spricht ain lerer/ der mensch der dä ain stünd schweÿget vmb gottes willen ... erstlich prinnget schweÿgen gaistliche zücht ... 245v Von vil reden kümmend zehen scheden ... | |
Vgl.
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59. | 246v–257v |
Von der Jungfräulichkeit
247r Von der tügent der raÿnickait. Man lÿset in dem Eüangelio Mathei/ dä vnser her/ Jhesüs Christüs/ das hÿmmelreÿch vergleÿchet aÿnem verborgnen schatz ... |
246v: |
Einhorn flüchtet zu Jungfrau, s. o. zu Nr. 22 und 28.
Im Bildtyp ähnlich dem 65. Holzschnitt (rainikeit) der ›Ars memorativa‹, vgl.
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60. | 258r |
Gottes Klage
Got becklagt sich vnd spricht Ich bin das liecht man sicht mich nit Ich bin der weg man gät mich nit Ich bin schoͤn man liept mich nit Ich bin weÿß man volgt mier nit Ich bin edel man dient mier nit Ich bin reÿch man bit mich nit Ich bin barmhertzig man vertraüt mier nit Ich bin almechtig man fürcht mich nit Ich bin ewig man suͤcht mich nit Ich bin wärhafftig man glaüpt mier nit. |
61. | 259r–259v |
Vom Tod
Hie volget wÿder ain spruch von dem tǒd in dem der leser lernen soll sich zeschicken zwͦ dem tǒd. Vber alle nǒt die groͤssest nǒt Der heüt lept ist morgen tǒdt ... |
62. | 260r–260v |
Wilhelm Werner von Zimmern: Vom Tod
Ain anderer sprüch den ich W. W. selber hab gemacht. Wie wol ich bin ain sünder grǒß Ich maÿn man find nit meÿns genǒß ... (Akrostichon: |
63. | 261r |
Ercklerüng des Sÿmboli vnd wartzaichens MagistriJohannis Stotzingers priesters zwͦ Dillingen. Memento mori.
Die weÿl aüf erd des menschen leben Mit anngst vnd nǒt all zeÿt vmbgeben ... |
Eine 1569 in Dillingen gedruckte deutsche Ars moriendi hat in der Schlußvignette die Legende
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64. | 261v–262r |
Dies irae
Pülchra amonicio ad mortem Dies ire dies illa solüet secülüm in faüilla ... |
Papier, vier ungezählte und 262 gezählte Blätter, Bl. 8 verloren, nach 39 und 172 je ein ungezähltes Blatt, 252 übersprungen, 210 × 160 mm; aus Einzelheften noch zu Lebzeiten des Grafen zusammengebundene Sammelhandschrift, der Versehen beim Binden selbst anmerkte und freigebliebenen Raum mit Vierzeilern oder auch längeren Texten auffüllte; wechselnde Zeilenzahl, rote Überschriften, Unterstreichungen, Strichelung.
116 kolorierte Federzeichnungen von der Hand Wilhelm Werners (18 zum ›Spiegelbuch‹, 41 zum ›Totentanz‹, 14 zum ›Spiegel der Kranken‹; Blattangaben s. o. ›Inhalt mit Bildthemen‹).
Da Wilhelm Werners Zeichnungen die Vorlage im allgemeinen getreu wiedergeben, sind sie ganz verschiedenartig, auch im Format: ganzseitig oder nur einen Teil der Seite einnehmend, gewöhnlich vom Text abgesetzt, gelegentlich auch integriert, meist ungerahmt und bis an den Blattrand reichend. Ein durchgängiges Prinzip ist jedoch die Anordnung des Bildes vor dem zugehörigen Text, wie aus einigen Verbindungen unmißverständlich hervorgeht (z. B. 184v Graf mit Testament); das rechtfertigt die Zuordnung von Bildern mit nur losem Textbezug zum nächstfolgenden Text.
Das Bildmaterial der Handschrift ist – bedingt durch die heterogenen Vorlagen – im Hinblick auf Ikonographie und Stil außerordentlich vielfältig, wirkt aber durch die Einheitlichkeit der Ausführung doch homogen. An Einzelheiten von Tracht, Rüstung, Architekturelementen lassen sich Vorlagen des 15. von solchen des 16. Jahrhunderts leicht unterscheiden. Ins 15. Jahrhundert gehören die wohl schon in den zwanziger und dreißiger Jahren geschriebenen Texte des ›Spiegelbuchs‹ und des ›Totentanzes‹, während für spätere Teile der Handschrift und manche Einschübe Bildvorlagen des mittleren 16. Jahrhunderts anzunehmen sind. Ikonographisch bemerkenswert sind die Darstellung der Arma Christi im Kreisbild um einen Totenschädel nach einem Einblattdruck (64r) die Türkenpredigt (135r) und die Fastenfigur (231v). Eine Reihe von Texten sind nur in dieser Handschrift bebildert (Nr. 16. Christliche Lebensregeln, Nr. 19. Christus als lebendiger Brunnen, Nr. 27. ›Visio Philiberti‹, Nr. 49. St. Bernhards Gebet), während es umgekehrt von der ›Visio Heremitae‹ (Nr. 44) bisher nur Bilder gab (ausgeschnittene Holzschnitte), aber keinen deutschen Text. In der reich überlieferten ›Greisenklage‹ wird der alte Mann in allen übrigen Handschriften stehend dargestellt; Wilhelm Werners sitzender Greis, hinter dem der Tod mit Stundenglas steht, muß also auf ein verlorenes Vorbild zurückgehen oder einer anderen Bilderfolge, etwa der Darstellung der Lebensalter des Menschen, entnommen sein.
Der bekannteste Text der Handschrift, der Totentanz, steht in enger Beziehung zur Inkunabel Heinrich Knoblochtzers (Nr. 9.2.b.), aber anders als im Druck bewegt sich jedes Tanzpaar in einer abwechslungsreich gezeichneten Landschaft mit burgenbekrönten Hügeln, steil abfallenden Felsen und tief eingeschnittenen Flußläufen; es sind Landschaftsbilder, die aus der Anschauung von Wilhelm Werners heimatlicher Schwarzwald- und Donautallandschaft gewonnen sein könnten. Oft sind Vanitas-Symbole hinzugefügt: Kröten, Mäuse, fast immer ein geborstener oder abgehauener Baumstumpf. Die im Druck gestörte Abfolge der geistlichen und weltlichen Stände ist berichtigt, der Tod stets als vollständig verwestes Gerippe dargestellt, seine Schrittstellung häufig verändert (98v, 102v, 106v) vom tänzerischen Hüpfen und Drehen zu gemäßigterem Schreiten. Tracht und Rüstung sind differenzierter ausgeführt als im Druck, meist, aber nicht durchgehend aktualisiert (so sind Jüngling [119v] und Jungfrau [120v] in die »altmodischen« Zaddelgewänder des mittleren 15. Jahrhunderts gekleidet, während etwa der Ritter [109v] eine prächtige Rüstung der Zeit um 1520–1530 trägt). Daneben gibt es Bilder, die überhaupt nicht mit dem Druck übereinstimmen, wie der Meister von Paris. All diese Änderungen sind fast zu weitreichend, als daß man sie allein Wilhelm Werners Erfindungsgabe zutrauen möchte; vielleicht lag ihm neben dem Druck noch eine weitere, heute verlorene Quelle vor.
Nur eine eingehende kunsthistorische Untersuchung könnte den Bereich der Vorlagen – Handschriften, Holzschnitte, Einblattdrucke, Kupferstiche –, aus dem der Graf schöpfte, abgrenzen und noch mehr direkte Beziehungen aufdecken.
Laviertes Rot, Blaugrün, Olivgrün, Braun, Blau, Violett; Angabe des Himmels durch dünn laviertes Blau oder Hellbraun am oberen Blattrand.
Handschriftencensus;
Abb. 154: 143r. Tod und Gelehrter über Höllenrachen, Illustration zur ›Visio Heremitae‹ des Pierre Desrey de Troyes.
Abb. 155: 127v. Der Tod mit Wiege führt das Kind fort, Illustration zum sog. ›Zimmernschen Totentanz‹.
Abb. 156: 189v. Der hl. Bernhard übergibt seiner Schwester im Beisein des Todes ein Buch, Illustration zu einem Bernhard von Clairvaux zugeschriebenen Sterbegebet.
Abb. 157: 46v. Der Greis mit dem Tod, Illustration zur ›Greisenklage‹.
Abb. 158: 34r. Propheten und Lehrer im Baum, Illustration zu den ›Autoritäten‹.
Abb. 159: 50r. Zwei Teufel zerren die Seele aus einem Leichnam, Illustration zur ›Visio Philiberti‹.
Abb. 160: 64r. Totenschädel inmitten der dreizehn Arma Christi, Illustration zu ›Von zweierlei Art zu Sterben‹.
Abb. 161: 231v. Rundbild über die Fastenzeit mit Leben-Jesu-Szenen, Illustration zu einem Traktat über das Fasten.
Abb. 162: 41v. Der Tod schießt in den Weltenbaum, an dem dies und nox nagen, Illustration zu ›Schelte auf die Welt‹.
Abb. 163: 237v. Wilhelm Werner von Zimmern und seine Gemahlin beten vor dem Kruzifixus mit Seraphsflügeln am Weinstockkreuz.