KdiH

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9.3.1b. Stuttgart, Württembergische Landesbibliothek, Cod. Donaueschingen 123

Bearbeitet von Gisela Fischer-Heetfeld

KdiH-Band 1

Datierung:

2. Hälfte 16. Jahrhundert.

Lokalisierung:

Meßkirch? (Heiss S. 66: um 1600. Die von Cosacchi S. 543 aus der Buchstabenfolge am Ende der Handschrift hergeleitete Datierung [15]55 ist nicht eindeutig. Wenn sie zutrifft, wäre die Abschrift unmittelbar nach der Kompilation und Ausmalung der autographen Handschrift erfolgt, oder man müßte das Original früher ansetzen.).

Besitzgeschichte:

Keinerlei Hinweise auf Vorbesitzer, aber die Handschrift ist offenbar immer in Familienbesitz geblieben. (Da sie sich heute in der Fürstenbergischen Bibliothek befindet, das Wappen der Grafen von Zimmern im Grafenbild des Totentanzes vom Maler aber nicht übernommen wurde, könnte sie für die Grafen von Lupfen oder die Grafen von Helfenstein angefertigt worden sein, deren Bücherbestand sich als Grundstock der Fürstenbergischen Bibliothek im Schloß Meßkirch angesammelt hatte, s. Barack S. IV f.).

I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, 246 Blätter, 315 × 205 mm, eine Hand. Heiss S. 66f. kommt durch Schriftvergleich zu dem Schluß, daß Johannes Müller aus Meßkirch, der 1566 die Zimmerische Chronik schrieb, der Schreiber ist. Dem steht entgegen – worauf schon Cosacchi S. 543 hinwies –, daß die Texthand einen Eintrag mit D. B. signiert: Es ist deß Schreibers so diß buch mit allem vleiß geschribenn vnnderthänig bitt welle sein jnn gnadenn deß Trinckhgelts halber lassen beuelch sein wünß hiemit dem so es lesen ist dazu vill glükh vnnd langwürige gesunndthait. D. B. (119v, auf einem übergeklebten Blatt); dieselben Initialen kehren am Ende der Handschrift wieder.

II. Bildausstattung:

119 meist gerahmte Deckfarbenminiaturen (19 zum ›Spiegelbuch‹, 42 zum ›Totentanz‹, 14 zum ›Spiegel der Kranken‹), eine Hand (Umkreis des Meisters von Meßkirch?).

Bildaufbau und -ausführung:

Der unbekannte Zeichner hält sich zwar im großen ganzen an die Vorlage, geht aber doch nicht selten frei mit ihr um, allerdings in unterschiedlichem Maße bei den verschiedenen Texten (besonders getreu ist der ›Spiegel der Kranken‹ kopiert): Die Personenzahl kann variieren, die Kleidung ist durchwegs der Zeitmode angepaßt, Gruppierungen sind gelegentlich anders angeordnet, Szenen aus der freien Landschaft werden in Innenräume verlegt. Der Seitenumbruch bleibt in der Regel gleich, wenn aber z. B. 33v der Platz für das Bild nicht reicht, wird es klein im Spruchband nachgetragen. Im Original ganzseitige Bilder können kleiner wiedergegeben werden oder umgekehrt. Leere, von Wilhelm Werner nicht selbst ausgefüllte Wappen werden fortgelassen. Viel Raumperspektive und in die Tiefe gestaffelte Landschaft mit Staffage, Burgen, Berge, Flußläufe, Bäume, Gärten; wolkenreicher Himmel (oben blaue Streifen, nach unten in Purpur übergehend).

Bildthemen:

D ist die vollständigste der drei Kopien. Der Bildbestand entspricht dem Original mit einigen Abweichungen: Im ›Spiegelbuch‹ ist das durch Blattverlust in A fehlende Bild von ›Disput zwischen den drei Freunden und ihrem bekehrten Gefährten‹ vorhanden (10v). Nach Text 14 ›Betrachtung über den Tod‹ ist ein zusätzliches Bild eingeschoben: Der Tod geht durch die Straßen einer Stadt und klopft an einem Haus an (29v, Abb. Heiss S. 37). Im ›Totentanz‹ sind von den 41 Darstellungen der Vorlage 20 durch unterschiedlich getreue Kopien nach Holbeins Holzschnittvorzeichnungen zu den ›Bildern des Todes‹ (1522–1526, Druck 1538) ersetzt: ›Beinhausmusik‹ (83v), ›Kardinal‹ (86v), ›Bischof‹ (87v), ›Domherr‹ (88v), ›Pfarrer‹ (90v), ›Abt‹ (92v), ›Böser Mönch‹ (94v), ›Nonne‹ (96v, s. u.), ›Arzt‹ (98v), ›Kaiser‹ (99v), ›König‹ (100v), ›Herzog‹ (101v), ›Graf‹ (102v), ›Ritter‹ (103v), ›Junker‹ (104v), ›Ratsherr‹ (107v), ›Fürsprech‹ (108v), ›(Erster) Kaufmann‹ (112v), ›Wucherer‹ (117v), ›Kind‹ (123v).

In den übrigen Illustrationen zum ›Totentanz‹ hält sich der Maler an das Vorbild der älteren Handschrift, aber er nimmt sich viel Freiheit zu variieren, etwa bei der Haltung der Todesgestalt oder im Austausch von Instrumenten. Bis auf den Papst, der nach der Handschrift A, nicht nach dem Holbeinschen Holzschnitt kopiert ist, handelt es sich um Stände, die im Holbein-Druck von 1538 nicht vertreten sind (›Räuber‹ und ›Spieler‹ kamen erst in der Ausgabe von 1546 hinzu). Von den 20 Bildern nach Holbein sind sieben wie auf dem Holzschnitt wiedergegeben, 13 spiegelbildlich.

Die Abfolge der Personen und ständische Gliederung von A wurde beibehalten, nur beim ›Wucherer‹ ist sie in D gestört: D hat an entsprechender Stelle 117v ein ›Wucherer‹-Bild nach Holbeins Rychman; aber die Textseite 118r ist leer, die zugehörigen Verse folgen erst 121r. Nach dem ›Räuber‹ (118v/119r) ist 119v ein zweiter ›Kaufmann‹ eingeschoben, den es in A nicht gibt, für den jedoch das ›Wucherer‹-Bild von A verwendet ist; der Text 120r fehlt in A und umfaßt zweimal acht Verse, während der Zimmernsche Totentanztext sonst ausnahmslos aus zweimal 14 Versen besteht. Die Bildseite 120v ist leer, 121r stehen die zu 117v gehörenden ›Wucherer‹-Verse. Da 119v zugleich auch das Blatt ist, auf dem der Schreiberspruch steht, wäre eine mögliche Erklärung, daß der Schreiber D. B. oder der Besitzer der Handschrift eine besondere Beziehung zum Kaufmannstand hatte.

Bei den ersetzten Bildern stimmt zweimal der Wort-Bild-Bezug nicht: Die Texte vom ›Bösen Mönch‹ und vom ›Bruder‹ wurden vertauscht, und für den Text der ›Nonne‹ wurde das Bild der ›Äbtissin‹ mit Stab gewählt, obwohl ein Holbeinsches Bild für die ›Nonne‹ vorlag. (Das spricht gegen die Annahme, daß Graf Wilhelm Werner selbst noch die Auswahl getroffen hat.)

Farben:

Bunte Palette aus Hellblau, Zinnober, bläulichem Grün, Schwarz, Graubraun, Rosaviolett, Gelbtönen, Weiß, Graurosa.

Literatur:

Barack (1865) S. 126f. – Heiss (1901) passim; Stammler (1948) Abb. S. 37 (67v); Cosacchi (1965) S. 543–545, 790–794, Abb. Taf. XIII–XV, 1 (2v). 2 (4v). 3 (6v). 4 (9v). 5 (10v). 6 (11v). 7 (12v/13r). 8 (13v). 9 (14v). 10 (15v). 11 (16v). 12 (19v). 13 (20v). 14 (21v). 15 (17v). 16 (18v). 17 (23v). 18 (29v). 19 (30r). 20 (132v). 21 (133r). 22 (134r). 23 (137v); Hammerstein (1980) S. 209, 212; Frank Petersmann: Kirchen- und Sozialkritik in den Bildern des Todes von Hans Holbein d.J. Bielefeld 1983; Hellmut Rosenfeld: Holbeins Holzschnittfolge ›Bilder des Todes‹ und der Basler Totentanz sowie andere Beispiele von der Einwirkung der frühen Buchillustration auf andere Werke. Gutenberg-Jb. 1984, S. 317–327; Lotte Kurras in: Renaissance (1986) S. 435, Nr. G 5 mit Abb. (42v).

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 167: 67v + 68r. Der Tod tritt zu einem musizierenden Liebespaar, Illustration zum ›Zwiegespräch zwischen Tod und Mensch‹.

Abb. 168: 123v. Der Tod holt das Kind, Illustration zum Zimmernschen ›Totentanz‹.

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Abb. 167.
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Abb. 168.