KdiH

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74.5.1. Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Ms. germ. quart. 2025

Bearbeitet von Kristina Freienhagen-Baumgardt

KdiH-Band 8

Datierung:

Um 1460 (Aderlaß und Seelentrost [2003]: um 1450). Als Terminus post quem ist die Entstehung des Kölner Altars des sog. Meisters der Georgslegende um 1460 angesetzt, der wohl die Vorlage für die Illustration zur Georgslegende in den ›Mitteldeutschen Predigten‹ bildete (Hinweis bei Rautenberg [1996] S. 46; siehe Stoffgruppe 103. Predigten). Die Wasserzeichendatierung 1446–1462 spricht nicht gegen diese spätere Datierung. Die Aufnahme der Dorothea-Legende deutet laut Rautenberg (1996, S. 42) ebenfalls nach Köln.

Lokalisierung:

Mittelrhein.

Ausführliche Beschreibung der Handschrift siehe Nr. 44.4.1. Siehe künftig auch Nr. 75.0.2. Nr. 103.1.1.

Inhalt: Geistliche Sammelhandschrift, darin:
4. 72ra–82rb ›Passienbüchlein von den vier Hauptjungfrauen‹
72ra–78va Margareta von Antiochien (Verslegende Fassung I), 78va–82rb Dorothea (Verslegende Fassung I)
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, 349 + 1 Blätter, 285 × 205 mm, Bastarda cursiva, ab Bl. 48 eine Hand, 72r–86r zweispaltig, Verse abgesetzt, sonst einspaltig, 28–32 Zeilen.

Schreibsprache:

westmitteldeutsch.

II. Bildausstattung:

Zu Text 4: zwei lavierte Federzeichnungen, ein Maler.

Format und Anordnung:

Die erste Illustration (72r) 13 Zeilen hoch, über beide Spalten, gerahmt, vor dem Text; die zweite Illustration (78v) neun Zeilen hoch, einspaltig, ungerahmt, vor dem Text.

Bildaufbau und -ausführung, Bildthemen:

Die erste, breit gerahmte Illustration zeigt Margareta mittig stehend auf einer den halben Bildraum einnehmenden Wiese. Im Hintergrund links befindet sich leicht erhöht eine Stadtansicht mit Stadtmauer, rechts auf einem Berg eine Kirche mit übergroßem Kreuz. Im Tal zwischen den beiden Erhöhungen ist ein Fluss oder See angelegt, auf dem zwei Schiffe zu sehen sind. Der Himmel ist nicht koloriert. Margareta trägt ein blaues, bodenlanges Kleid, darüber einen braunen Mantel (farblich eine Nuance dunkler als der Rahmen der Illustration), der in Falten üppig auf dem Boden aufliegt. Sie hält in der Linken einen Kreuzstab, mit dem sie dem unter ihren Füßen befindlichen Drachen (braunes Fell, gleicht einem Wolf, vgl. Nr. 74.9.5., hier ähnelt der Drache, den Georg durchbohrt, ebenfalls einem Wolf, 76v) durch das Maul sticht. Neben ihr springt aus der hohen Wiese ein Rehbock (halb sichtbar, der hintere Teil des Tieres in der Wiese), rechts ein Hase und ein weiteres Tier (ebenfalls nur halb). Auf der Wiese sind die Vorzeichnungen zu Blumen und Grasbüscheln zu erkennen. Margareta hat lange blonde Haare, die gewellt herabfallen. Das Gesicht ist mit wenigen Strichen einfach gezeichnet, mit einem durch eine Stupsnase und einen kleinen Mund erzeugten kindlich-zarten Ausdruck. Der gelbe Heiligenschein ist mit dunkler Linie eingefasst. Der Maler trägt die Farbe flächig auf, die Kleidung zeigt nur wenige als Striche aufgetragene Falten, kaum Schattenwurf. Die mangelnde Detailgenauigkeit in der Ausführung der Margareta steht in einer gewissen Spannung zu der sehr genauen Darstellung der Stadt. Die Positionierung der Heiligen vor einer Landschaft mit Tieren wird in den Illustrationen zu den ›Mitteldeutschen Predigten‹ fortgesetzt (vgl. 252r, 262v, 267r). Die zweite Illustration ist dagegen ohne Landschaftselemente gestaltet. Dorothea sitzt auf einem durch einen Flechtzaun eingefassten Wiesenstück, in dem hohe Blumen blühen. In der rechten Hand hält sie eine dieser Blumen, die linke Hand balanciert einen geflochtenen Korb mit Früchten (Äpfeln?). Die Ausführung des Korbes ist identisch mit der Illustration auf 340v, wo dieser aus dem Himmel an Christus und dann an Dorothea gereicht wird. Möglicherweise war dieses Element auch hier geplant, denn der Korb wirkt seltsam schwebend. Die Heilige ist sitzend dargestellt, gekleidet in ein hochgeschlossenes, braunes Kleid, das auch die Beine vollständig einhüllt. Sie hat blonde, geflochtene Haare (so auch 340v). Das Gesicht wirkt nicht zuletzt durch die dunklen Augenhöhlen ausdruckslos. Der Heiligenschein ist durch einen Strahlenkranz ausgestaltet (so auch 340v). Die Farbe ist flächig ohne Abstufungen aufgetragen. Modellierungen bei Falten und Flechtbögen werden durch aufgezeichnete Linien erzeugt. Die Illustration zu Dorothea ist in der Handschrift die einzige ungerahmte Darstellung zu einer/einem Heiligen. Möglicherweise interpretierte der Maler den Flechtwerkzaun als Rahmen.

Farben:

Rot, Rosa, Grün, Grau, Blau, Braun, Gelb, Inkarnat.

Literatur:

Becker (1986–1989) S. b70–72. – Williams-Krapp (1986) S. 16; Splett (1987) S. 29* (Nr. 57), Abb. S. 88f. (240r, 240v); Westfehling (1992) S. 16, Abb. Buchdeckel (267r); Rautenberg (1996) S. 45f.; Aderlaß und Seelentrost (2003) S. 221–223, Nr. 113, Abb. (82r, 267r); Jefferis (2010) Abb. Buchdeckel (78va).

Weitere Materialien im Internet:

http://www.handschriftencensus.de/4561

Abb. 69: 78v. Dorothea.

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Abb. 69.