KdiH

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62a.2.6. Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 2878

Bearbeitet von Kristina Freienhagen-Baumgardt

KdiH-Band 7

Datierung:

1467 (62v), 1479 (217ra).

Lokalisierung:

Böhmen (?).

Besitzgeschichte:

Besitzeinträge des Augustiner-Chorherrenstifts St. Dorothea in Wien, Ende 15. Jahrhundert: Liber iste est monasterii Sancte Dorothee virginis Wienne pro infirmaria anno nativitatis (76r), Codex iste est Monasterii Sanctte Dorothee virginis Wiennae (155v), auf dem Rücken Signatur des 18. Jahrhunderts K. I. n. 22. Weitemeier (2006) S. 141 nimmt als Entstehungsraum zumindest für den ›Visiones Georgii‹-Teil eher Bayern an. Menhardt 1 (1960) S. 496 f. nennt als Provenienz Böhmen. Eventuell schließt er dies aus der Nennung Böhmens im Inhaltsverzeichnis, wo allerdings auch Prag, Nürnberg und Braunau erwähnt werden.

Inhalt:
1. 1r–62v ›Visiones Georgii‹, deutsch
Übersetzung C, Kurzfassung der Redaktion C, Sigle C12
2. 68r–134r Jakob von Theramo, ›Belial‹, deutsch
3. 136r–190v ›Gesta Romanorum‹ und Exempla, deutsch
136r–138v Kapitelverzeichnis
4. 195ra–217ra Stephan von Landskron, Von etleichen dingen die allain dy geistlichen perüeren
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, 217 Blätter (moderne Zählung überspringt in der Zählung Bl. 50 [die Beschreibung folgt dieser Zählung], zwischen 62/63 Bl. lxij herausgeschnitten, zwischen 134/135 fehlen vier Blätter, nach Bl. 217 fehlt ein Blatt, 1v, 4r–v, 63r–67v, 134v–135v, 191r–194v, 217rb–vb unbeschrieben), 282 × 202 mm, Bastarda, vier Teile: A (1–66), B (67–134), C (135–194), D (195–217), Teil B und C von derselben Hand geschrieben, wahrscheinlich als separate Teile angelegt, darauf weisen die am Ende des ersten Teils herausgeschnittenen Blätter ebenso hin wie der unterschiedliche Schriftspiegel, fünf Schreiber: I (datiert 1467): 1r, 2r–3v, 5r–62v, einspaltig, 24–26 Zeilen; II (undatiert, mit leicht wechselndem Duktus): 68r–134r, einspaltig, 25–31 Zeilen, 139r–190v, einspaltig, 28–30 Zeilen; III (durch den fortsetzenden Schreiber IV datiert): 195ra–216rb, Z. 11, 40–42 Zeilen, zweispaltig; IV (datiert 1479: M. Kriechpaum von Teckndorff 217ra): 216rb, Z. 11–217ra, zweispaltig, 37–38 Zeilen; Nachtragshand V: 1r, 136r–138v; Lombarden, Fleuronnéinitialen, Rubrizierungen.

Schreibsprache:

bairisch.

II. Bildausstattung:

44 mit Wasserfarben kolorierte Federzeichnungen in den ›Visiones Georgii‹, die meist zwei Drittel einer Seite einnehmen. 42 Federzeichnungen von derselben Hand im ›Belial‹ (vgl. Stoffgruppe 13. ohne diese Handschrift).

Format und Anordnung:

Die Bilder stehen im fortlaufenden Text. Sie sind von diesem durch einen Rahmen aus breiten Tintenstrichen in heller, orangeroter Farbe abgegrenzt und ragen nicht über diesen Rahmen hinaus.

Bildaufbau und -ausführung:

Die Federzeichnungen in den ›Visiones Georgii‹ sind wohl vom gleichen Zeichner ausgeführt wie die im ›Belial‹. Die Figuren sind mit wenigen groben Linien fast ohne Schraffuren flächig gezeichnet und in kräftigen Farben sorgfältig ausgemalt. Nur wenige Figuren sind vollständig abgebildet, vieles bleibt angedeutet (so die Prozessionen nur durch die im Hintergrund durch Kopfbedeckungen oder Haare angedeuteten Häupter). Mimik und Gestik werden nicht individualisierend eingesetzt, die Figuren bleiben leblos. Bei Ansammlungen von Menschen wirkt die Gruppe nicht aufeinander bezogen, so z. B. 61v.

Durch das Fehlen einzelner Attribute wie die Flügel der Engel oder das Kreuz des Patricius, das Georg tragen soll, wirken die Illustrationen stark abstrahierend. Georg ist auf den Bildern als ein bartloser Jüngling mit schulterlangen blonden Locken (7v, 9r) dargestellt, auf den ersten vier Bildern wird er durch einen großen, grauen Hut mit breiter, weißer Krempe und einen langen, gebogenen Stab als Pilger ausgezeichnet. Er trägt einen violetten Mantel ohne Gürtel und spitze graue Schnabelschuhe. Der Text teilt uns mit, dass Georg in drei weiße Alben gekleidet ist, die Illustration zeigt ihn jedoch in einem knöchellangen grauen Gewand. Zunächst ist Georg mit unbedecktem Hals (10r, 11v) dargestellt, ab 14r ist jedoch ein violettes zum Kragen umgeschlagenes Humerale zu erkennen, obwohl der Text ausdrücklich auf das Fehlen dieses Kleidungsstückes hinweist. Zudem wechselt die Farbe des Humerale: gelb (14r), weiß (29r), rot (43r). Die Bilder sind klar strukturiert: Georg nimmt die linke Seite ein, rechts sind die verschiedenen Orte seiner Jenseitsreise dargestellt. Die Bilder wirken statisch: Während der Versuchungen und der Tormenta steht Georg in immer gleicher Haltung links im Bild, er wirkt passiv.

Bildthemen:

siehe Bildthementabelle der Einleitung zur Untergruppe 62a.2. Nur diese Handschrift enthält vier Abbildungen zu Georgs Pilgerreise im Diesseits. In Nr. 62a.2.4. und Nr. 62a.2.8. waren die Zeichnungen vorgesehen, wurden aber nicht ausgeführt. Auch nur in diesem Codex wird die Bestrafung der faulen Geistlichen im Fegefeuer abgebildet. Es fehlt jedoch der paradiesische Baumgarten sowie die Szene, in der Georg die Höllenbrücke beschreitet. Dafür sind zwei Darstellungen vorhanden, die Georg und Michael vor der Brücke stehend zeigen (46v, 47v). Die Hölle wird nicht bildlich dargestellt, dafür wird das Fegefeuer umso ausführlicher präsentiert. Die Darstellung von Georgs Dialog mit Michael erscheint doppelt in der Handschrift (57v, 58v). Beide Zeichnungen sind bis in die Details der Hand- und Fußhaltung identisch. Dagegen fehlt die Übergabe der Botschaften durch Michael. Möglicherweise bot dem Zeichner die Vorlage keine entsprechende Illustration, so dass er die lere dez Enngls (57r) in Form eines Gesprächs darstellte.

Farben:

Rosé, Rot, Violett, Hellbraun, Ocker, Dunkelbraun, Hellgrau, Schiefergrau, Schwarz, Weiß, Olivgrün, Dunkelgelb.

Literatur:

Unterkircher (1957) S. 87; Menhardt 1 (1960) S. 496 f.; Unterkircher (1974) Textbd. S. 49, Tafelbd. Abb. 303, 461. – Voigt (1924) S. 216, Nr. 7; Louis L. Hammerich: Eine Pilgerfahrt des XIV. Jahrhunderts nach dem Fegfeuer des H. Patrizius. Zeitschrift für deutsche Philologie 53 (1928), S. 25–40, hier S. 28; Rainer Rudolf: Thomas Peuntner. Leben und Werk eines Wiener Burgpfarrers. Literaturwissenschaftliches Jahrbuch N. F. 4 (1963), S. 1–19, hier S. 6, Anm. 24; Stephan von Landskron: Die Hymelstraß. Hrsg. von Gerardus Johannes Jaspers. Mit einer Einleitung und vergleichenden Betrachtungen zum Sprachgebrauch in den Frühdrucken (Augsburg 1484, 1501 und 1510). Amsterdam 1979 (Quellen und Forschungen zur Erbauungsliteratur des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit 13), S. 12, Anm. 45; Palmer (1982) S. 419; Norbert H. Ott: Rechtspraxis und Heilsgeschichte. Zu Überlieferung, Ikonographie und Gebrauchssituation des deutschen ›Belial‹. München 1983 (MTU 80), S. 172, 283, Anm. 20, 330 f.; Brigitte Weiske: Gesta Romanorum. Bd. 2: Texte, Verzeichnisse. Tübingen 1992 (Fortuna vitrea 4), S. 141; Bernhard Schnell / Egino Weidenhiller: Stephan von Landskron CanAug. In: 2VL 9 (1995), Sp. 295–301, hier Sp. 299; Weitemeier (2006) S. 141 f. u. ö.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Taf. Xb: 10r. Abstieg in das Purgatorium.

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Taf. Xb.