KdiH

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59.13.2. München, Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 246

Bearbeitet von Ulrike Bodemann

KdiH-Band 7

Datierung:

1449–1455.

Lokalisierung:

Bayern.

Besitzgeschichte:

Auftraggeber war Wilhelm Golnhuter (geb. 1414, 1463–73 Stadt-Unterrichter zu München; als Blatt I ist seine Heiratsurkunde mit Elspet Hochenstainer vom Jahr 1445 eingebunden (aus seinem Besitz auch Cgm 2155). Aus dem Münchner Karmeliterkloster (17./18. Jahrhundert).

Inhalt:
1. 1ar–106v ›Die Neue Ee‹
1ar Register
1ava–b Prolog
1avb–106v Leben Mariens und Jesu
2. 107ra–136rb ›Speculum humanae salvationis‹, deutsch (›Spiegel menschlicher behaltnis‹)
siehe Nr. 120.5.10.
3. 136va–146va ›Lucidarius‹, deutsch
4. 147ra–149vb ›Indulgenciae Romae‹, deutsch
5. 150va–160ra Otto von Passau, ›Die 24 Alten‹ (Ausschnitte, mit Zusätzen)
6. 160v Vom Ursprung des Festes Allerheiligen
7. 161r–164v Chronik von Andechs, Redaktion I
8. 165r–167v Fürstentafel von Scheyern
9. 167v–171r Leben des heiligen Eustachius
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, I + 173 Blätter (verbindlich ist die neue Zählung 1, 1a–172, die eine alte Zählung in römischen Ziffern [beginnt 1a mit I] ersetzt; unbeschrieben: 1r, 157v, 171v; 1v und 171r Nachträge des Besitzers Wilhelm Golnhuter; Blatt 6 aus zwei Spalten zusammengeklebt, 6rb beschrieben von Wilhelm Golnhuter; nach Blatt 9 fehlen zwei Blätter [alt IX, X], 107–110 und 116 defekt mit Text- und Bildverlust), 308–310 × 210–215 mm, Bastarda, mehrere Schreiber, Text 1 von einem Hauptschreiber (I) unter Mitarbeit mindestens dreier weiterer Schreiber: II. 1ara–9ra, III. 18r–v, 21r–v, 26v, 62rb, 65r–va, 100va, 105ra, IV. 12v–13r, 53v, dazu Nachtrag 6rb von Wilhelm Golnhuter (s. o.), der den Rest der Handschrift schrieb (mit Ausnahme von 119rb–120rb).

Schreibsprache:

mittelbairisch (Schneider).

II. Bildausstattung:

Zu Text 1 29 meist kolorierte Zeichnungen, dazu zahlreiche Freiräume für nicht ausgeführte Zeichnungen; zu Text 2 35 Zeichnungen, z. T. unkoloriert, und weitere Freiräume; die vera icon-Zeichnungen zu Text 5 dürften nachträglich eingefügt worden sein.

Text 1: Die Freiräume spaltenbreit und von unterschiedlicher Höhe, zwischen dem Text. Bildbeischriften sind nicht vorgesehen, die vorgesehenen Bildthemen sind, vorausgesetzt dass alle Bilder sich – wie die anfangs noch ausgeführten Zeichnungen – auf den benachbarten Text beziehen sollten, annähernd zu erschließen. Auf sehr dilettantische Weise ausgeführt ist nur ein kleiner Anteil der geplanten Bilder, möglicherweise von Wilhelm Golnhuter selbst, der auch die Zwischenüberschriften im Text sowie vermutlich die personenidentifizierenden Inschriften in diesen Bildern nachtrug. Die laienhafte zeichnerische Ausführung der Illustrationen, die grob mit Rot, Grau und Hellbraun koloriert sind und Ansätze von Einfassung in blassem rötlichen Pinselstrich zeigen, lässt keine weiteren Schlüsse zu.

Im Text steht der Cgm 246 den Drucken näher als den übrigen Handschriften, hat z. B. den Zusatz über Johannes’ des Täufers Lamm-Gottes-Predigt, den ausführlichen Bericht über die Versuchungen Jesu und eine ganze Sequenz weiterer Episoden aus dem Wirken Jesu, ferner das Gebet Jesu vor Beginn der Passionsgeschichte u. a. (nicht aber zusätzliche Episoden aus der Kindheit Jesu: Jesus geht zur Schule, Josef erweckt einen Toten, Jesus erweckt ein totes Kind). Gerade die ergänzte Textpassage zum Wirken Jesu ( 34r–40v: Heilungen, Predigten, Gleichnisse) sollte außerordentlich dicht illustriert werden; vorgesehen waren z. B. drei Bilder zum Gleichnis vom armen Lazarus und zwei Bilder zum Gleichnis vom verlorenen Sohn. Trotz der abweichenden Textgrundlage orientiert sich der geplante Bilderzyklus in Umfang, Bilderfülle und Themenauswahl an einen Typus, der vergleichbar mit den Zyklen der Berliner, New Yorker und Znaimer Handschriften (Nr. 59.13.1., Nr. 59.13.4., Nr. 59.13.5.) ist.

Zu Text 2 siehe Stoffgruppe 120. ›Speculum humanae salvationis‹.

Literatur:

Schneider (1970) S. 127–131. – Schneider (1994) S. 11; Hamburger (2005) S. 278 Anm. 62; ders.: Die Neue Ee (New Testament History Bible). In: Splendor of the World (2005) S. 116–127, hier S. 118.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus