26A.17.1. Gießen, Universitätsbibliothek, Hs. 400
Bearbeitet von Norbert H. Ott
KdiH-Band 3
Spätes 16. Jahrhundert.
Schwaben.
Aus der Senckenberg-Bibliothek: 2r Signatur F. 36 in Rötelstift; 3rChronicon / Suevicum Lyreri / picturatum sed man/cum von der Hand des Renatus Karl von Senckenberg, daneben Senckenbergischer Bibliotheksstempel mit handschriftlichem Signatur-Eintrag226). 2r Eintrag von einer Hand des späten 18. Jahrhunderts:Ein Buch von / Lirers Schwäb. Chronick / mit Bildern.
5r–21r |
Thomas Lirer, ›Schwäbische Chronik‹ 5r–6v gemeinsames Inhaltsverzeichnis zur ›Schwäbischen Chronik‹ und zur ›Gmünder Kaiserchronik‹, 8r–21r Text der ›Schwäbischen Chronik‹, mit dem Kapitel über den Ungarnzug Kaiser Konstantins und Herzog Werdels abbrechend: Vnnd lag der Kayser Vnnd Hertzog Werdel ob nach dem Wüllen Gottes (entspricht b8r des Dinckmut-Drucks vom Januar 1486) |
Papier, 22 Blätter, moderne Foliierung, Vor- und Nachsatzblatt sowie das kleinere eingeklebte Blatt 2 (235 × 176 mm) mitgezählt, 1–4, 7r und 22 leer, 20 (erstes Blatt der fehlenden Folgelage) fälschlich vor 21 eingeklebt; 275 × 198mm (3–12: Lage 1), 269 × 198 mm (13–21 [= 20]: Lage 2; 20 [= 21]: erstes Blatt der Lage 3); Kanzleischrift, eine Hand, einspaltig, 28–30 Zeilen, keine Rubrizierung, drei bis vierzeilige kalligraphische Initialen.
ostschwäbisch.
Zwölf unkolorierte Federzeichnungen nach den Holzschnitten der datierten Dinckmut-Drucke von 1486 (6v, 7v, 9v, 10v, 12r, 12v, 14r, 15r, 16v, 17v, 18v, 21v), zwei Zeichner.
Die Handschrift ist eine genaue Kopie eines der beiden datierten Dinckmut-Drucke von 1486 (26A.17.b., 26A.17.c.), selbst die Bogenzählung des Drucks wurde abgeschrieben. Das Layout folgt bis auf geringe Abweichungen im Zeilenfall dem der Drucke, doch da die Schrift in Lage 1 mehr Platz einnimmt als in den Inkunabeln, läuft der Text an zwei Stellen mit vier bzw. fünf Zeilen oben auf die Bildseiten (6v, 9v) über; einmal ist wegen der nicht auf einer Seite unterzubringenden Textmenge Schrift- und Bildseite gegenüber den Drucken vertauscht (Drucke: a7v Bild, a8r Text; Hs. 400: 11v Text, 12r Bild); in Lage 2 bringt der Schreiber bis zu 30 Zeilen pro Seite unter; ab hier entspricht das Layout präzise dem der Drucke. Das hochrechteckige Format der Zeichnungen (172–191 × 120–131 mm) ist geringfügig breiter als das der Holzschnitte (182–185 × 116–118 mm).
Die Zeichnungen folgen im Bildaufbau, der Kopfund Körperhaltung der Figuren, in Faltenwurf und Schraffierung detailliert den Druckholzschnitten und weichen nur in Kleinigkeiten (z. B. Grasbüschel, Bodenwellen) von der Vorlage ab. Die Strichführung mit dünner Feder ist um weniges lockerer als die glatte Lineatur des Holzschnitts, den sie jedoch bis in Einzelheiten zu imitieren sucht, zuweilen kommen – anders als im Druck – Kreuzschraffen vor. Die schwarzen Federlinien sind 9v und 10v an einigen Stellen mit rötlich-brauner Feder nachgefahren. – Die – vermutlich nachträgliche – Wiederholung der Eingangszeichnung 7v auf 6v stammt von einer zweiten, weniger geübten Hand: Kräftigere Feder, linke Figurengruppe in Schwarz, teilweise rötlichbraun übergangen, Rest in Rotbraun. Faltenwurf und Schraffierung sowie Gesichter und Hände gröber und ungelenker als von der Haupthand. Braune Kreuzschraffen in der Fahne auf 21v wohl auch von der zweiten Hand.
Siehe Bildtabelle der Einleitung zur Untergruppe 26A.17. Die erhaltene Bildfolge kopiert die ersten elf Holzschnitte der Dinckmut-Druckausgaben von 1468 und wiederholt nach der Inhaltsübersicht auf 6v die erste Textillustration. Das auch die ›Gmünder Chronik‹ berücksichtigende Inhaltsverzeichnis und das erhaltene, vor dem Schlußblatt der 2. Lage eingeklebte erste Blatt der 3. Lage lassen den Schluß zu, daß die Handschrift und ihrer Bilderzyklus einst vollständig waren.
Abb. 159: 12r. Kaiser Kurio mit seinem Sohn Wilpart und Gefolge vor Leutkirch.
Abb. 161: 14r. Der sagenhafte Rumulus von Schwaben reitet gen Ravensburg.
Abb. 162: 21v. Herzog Wendel von Bayern und Kaiser Konstantin führen ihre Heere zusammen.