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103a.2. Geomantie

Bearbeitet von Marco Heiles

KdiH-Band 10

Die Geomantie ist eine im 12. Jahrhundert erstmals aus dem Arabischen ins Lateinische übertragene Prognosetechnik, die seit der Mitte des 15. Jahrhunderts auch in deutschsprachigen Handschriften verbreitet wird. Die geomantische Prognose basiert jeweils auf 16 Reihen von Punkten, die der Fragende ohne zu zählen in den Sand oder auf einen anderen Beschreibstoff zeichnet und aus denen ein geomantisches Tableau mit 14 geomantischen Figuren errechnet wird (vgl. zur Technik der Geomantie Beccarisi [2019]; Heiles [2018] S. 105–123; Charmasson [2017]; Fürbeth [2017]). Insgesamt lassen sich dabei 16 verschiedene geomantische Figuren unterscheiden, denen feste Eigenschaften zugeschrieben werden, deren prognostische Bedeutung aber vor allem von ihrer Position im geomantischen Tableau bestimmt ist. Die Geomantie geht dabei von einem astrologischen Weltbild aus. Der unbewusst die Punkte zeichnende Fragesteller wird in dieser Handlung von astralen Kräften beeinflusst, die so sichtbar und Grundlage der geomantischen Prognose werden. Gleichzeitig werden die geomantischen Figuren den Planeten, Tierkreiszeichen und Sternbildern, den Elementen, Qualitäten und Säften und die ersten Positionen des geomantischen Tableaus den zwölf Astral-Häusern des Horoskopschemas zugeordnet.

Geomantische Texte sind nur in Ausnahmefällen illustriert. Von den ca. 100 bekannten deutschsprachigen Handschriften des 15. und 16. Jahrhunderts mit geomantischen Texten wurden hier nur vier aufgenommen. Im Bereich der ca. 70 erfassten lateinischen Handschriften (vgl. Charmasson [2017] S. 28; Charmasson [1980] S. 283–316) ist kein vergleichbarer Fall bekannt. Aufgrund des unzureichenden Erschließungsgrads geomantischer Texte und Handschriften ist allerdings nicht auszuschließen, dass Einzelfälle übersehen wurden. Durch die häufig farblich hervorgehobenen geomantischen Punktfiguren und geomantischen Tableaus sind geomantische Texte zwar visuell zumeist leicht erkennbar, eine eigene geomantische Bildtradition gab es aber sicherlich nicht.

In den textlich verwandten Handschriften Nr. 103a.2.1. und Nr. 103a.2.2. werden astrologische Texte um geomantische Informationen ergänzt. Entsprechend bedienen sich die Texte astrologischer Bildmuster, etwa des Mikrokosmos-Mannes, der Zodiakalhäuser oder der Sternbilder, die lediglich um geomantische Informationen erweitert werden. Die im engeren Sinne geomantischen Texte der Handschriften, in denen die geomantischen Verfahren und Prognosen detailliert dargestellt werden, blieben unbebildert.

In der Krakauer Bayerischen Bild-Enzyklopädie (Nr. 103a.5.2.) wird die Geomantie auf wenigen Seiten komprimiert vorgestellt. Die Darstellung der vier Elemente und der Sonne in den Kreisdiagrammen dient der Verknüpfung der Geomantie mit dem iatromathematisch-astrologischen Weltbild der Bild-Enzyklopädie.

In der Handschrift Nr. 103a.2.3. schließlich sind die geomantischen Prognosen selbst bebildert. Die einzelnen, jeweils bestimmten geomantischen Figuren bzw. Figurenkombinationen zugeordneten prognostischen Textabschnitte wurden um Federzeichnungen ergänzt, die einzelne im Text genannte Gegenstände, Personen oder Ereignisse aufgreifen. Diese Arbeit stellt ohne Zweifel den elaboriertesten Versuch dar, eine eigene geomantische Bildsprache zu finden.

Siehe auch:

Untergruppe 103a.5.

Liste deutschsprachiger Handschriften mit geomantischen Texten: https://www.artesliteratur.de/wiki/Geomantie_(Materialsammlung)