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86.8.1. Bruxelles / Brussel, Bibliothèque Royale de Belgique / Koninklijke Bibliotheek van België, ms. 5751-2

Bearbeitet von Anja Eisenbeiß

KdiH-Band 9

Datierung:

1500 (1v).

Lokalisierung:

Tirol.

Besitzgeschichte:

Von Wolfgang Hohenleiter für Maximilian I. geschrieben. Alter Bestand der Bibliothèque Royale aus dem Besitz Karls V.

Inhalt:
1v–122v Wolfgang Hohenleiter / Karl von Spaur, Tiroler Jagdbuch
1v Vorrede, 3r–53r Hirschjagd, 55r–122v Gämsenjagd
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, [X] + 122 + [XIII] Blätter (Vorsatzblätter I–III, V jüngeres Papier, IV und X Teil des alten Pergamentumschlags, zwischen 1 und 2 eingeklebte, etwa viertelseitige Notiz, darauf Namen und Himmelsrichtungen vermerkt), 318 × 220 mm, Kanzleikursive, eine Hand, Wolfgang Hohenleiter (1v), einspaltig, zwölf bis 22 Zeilen, zu Beginn der Absätze Cadellen über mehrere Zeilen, Überschriften zu den einzelnen Abschnitten in schwarzer Tinte, Kapitelüberschriften rubriziert.

Schreibsprache:

bairisch-österreichisch.

II. Bildausstattung:

Drei Miniaturen, Aquarell und Deckfarben (2r, 2v, 54v), Jörg Kölderer und Werkstatt zugeschrieben.

Format und Anordnung, Bildaufbau und -ausführung, Bildthemen:

Den Beginn jedes Textabschnitts zeichnet eine ganzseitige, rot gerahmte Miniatur aus. Nach der Vorrede, vor dem Text zur Hirschjagd ist zusätzlich eine Wappensuite Maximilians ohne Rahmen (2r) eingefügt: Schwarzer, nimbierter Königsadler mit geteiltem Brustschild (Österreich und Burgund) auf goldenem Grund, darüber die königliche Bügelkrone mit Lilienkranz, darunter der Erzherzogshut über den kleineren Wappenschilden von Österreich (Bindenschild) und Tirol (gekrönter, roter Adler auf Silber). Die schwarzen Konturlinien treten kräftig hervor, durch braun lavierte Schatten entsteht der Eindruck, die Wappensuite schwebe vor dem Papiergrund. Auf der Versoseite des Blattes das Eingangsbild zur Hirschjagd (2v): eine ganzseitige Gebirgslandschaft mit bewaldeten und kahlen Gipfeln, im Vordergrund Wiesen und Gewässer. Über die Landschaft verteilt wird der Ablauf der Jagd in mehreren kleinteiligen, vielfigurigen Szenen geschildert, vom Aufspüren der Hirsche mit Hunden im Hintergrund bis zum Treiben und Stellen der Tiere im Wasser. Im Vordergrund Maximilian im Jagdgewand hoch zu Ross, der mit angelegter Armbrust auf einen Hirsch zielt. Das Eingangsbild zur Gämsenjagd (54v) zeigt eine Jagd im Hochgebirge. Zwischen einem schroffen, kahlen Felshang links und sanft ansteigenden Berghängen rechts liegt eine bräunliche Scharte. Maximilian vermutlich mehrfach dargestellt: links im Vordergrund in gelbem Wams mit Jagdspieß im Gespräch mit zwei Männern, im Mittelgrund rechts beim Überqueren der Scharte im grauen Jagdgewand und links in der Felswand beim Ausstechen einer Gämse. Weitere Figuren – Jagdhelfer mit Hunden und Zuschauer – bevölkern die Landschaft. Am unteren Bildrand im Zentrum vor einem tiefgrünen Busch die Wappensuite Maximilians wiederholt, hier ohne Erzherzogshut und mit einfachem Kronreif ohne Bügel.

Während die Landschaften Vorder-, Mittel- und Hintergrund klar unterscheiden, verschiedene Vegetationsformen differenzieren und mit ihren hohen Horizontlinien und dem kulissenartigen Hinter- und Ineinanderschieben von steil aufragenden Gebirgsformationen Tiefenräumlichkeit zu erzeugen suchen, sind die figürlichen Szenen durchweg gleich detailliert und gleich groß gezeichnet. Die Dokumentation des Jagdgeschehens bis hin zu den kleinsten Details der Ausrüstung hat Vorrang vor einer naturalistischen Wiedergabe der sich in der Natur bewegenden Menschen.

Farben:

in den Landschaften überwiegen Erdtöne (Braun, Grün) neben Weiß und Blau, für die Kleidung der Figuren auch leuchtendes Rot, Gelb, Blau und Schwarz. Für die Wappen strahlendes Gold, Silber, Rot, Blau, Grün und Schwarz mit aufgesetzten weißen Lichtern.

Literatur:

Catalogue des manuscrits (1842) S. 116; Wittek/Glorieux-de Gand (1987) S. 49f., Taf. 1059f. (2r). – Mayr (1901b); Maximilian I. 1459–1519 (1959) S. 31, Nr. 90; Niederwolfsgruber (1965) S. 24–32; Maximilian I. (1969) S. 70, Nr. 276; Unterkircher (1983) S. 17–21, Nr. 14; Kunst um 1492 (1992) S. 265–267, Nr. 82 [Eva Irblich]; Scheichl (1992) S. 30–33; Ottner (1996) S. 156–159, 165–171; Apelles am Fürstenhof (2010) S. 209–211, Nr. 1.4.01, Abb. S. 210 (2v), 211 (54v) [Beate Böckem]; Kaiser Maximilian I. und die Kunst der Dürerzeit (2012) S. 314f., Nr. 90 [Andrea Scheichl]; Scheichl (2012) S. 83.

Abb. 43: 2r. Wappenseite.

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Abb. 43.