KdiH

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86.3.2. Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 2867

Bearbeitet von Anja Eisenbeiß

KdiH-Band 9

Datierung:

Um 1513–1514.

Lokalisierung:

Österreich und Süddeutschland (Schwaben).

Besitzgeschichte:

Aus der Ambraser Bibliothek Ferdinands II. (1r Signatur Peter Lambecks: MS Ambras 329), 1665 durch Erbfall in die Wiener Hofbibliothek gelangt (alte Signatur: Hist. prof. 149).

Inhalt: Redaktionsband des ›Theuerdank‹
1r–86v Das ist der fürwittich den Marx Treytzsaurwein mit schrifft vnd gemäl in ordnung gestelt hat (1r)
2r–26r Einleitung (es fehlt Kap. 10 des gedruckten ›Theuerdank‹), 26r–86v Fürwittig-Teil (es fehlen die Kap. 15, 19, 20 und 22 des Drucks, enthalten dafür Kap. 27, 28, 31, 33, 35, 37, 39, 41, 42, 48, 51 und 53 des Unfalo-Teils, hier mit Fürwittig als Protagonist)
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, I + 89 + Ia Blätter (7v eingeklebter Zettel mit nachgetragenen Versen), 286 × 187 mm, Kanzleikursive, zwei Hände (I: 1r–32r sowie alle Notizen und Bildbeschreibungen, II: 32v–86v), Hand I Marx Treitzsaurwein (Laschitzer [1888a] S. 15), in Hand II erkennt Biener (1930, S. 190f.) einen schwäbischen Schreiber, einspaltig, 13–14 Zeilen, Überschriften etwas größer als der übrige Text.

Schreibsprache:

bairisch-österreichisch (Hand I), schwäbisch-augsburgisch (Hand II).

II. Bildausstattung:

31 dreiviertel- bis ganzseitige Rahmen (1v, 3v, 5v, 8r, 9v, 13r, 15v, 18v, 21v, 24r, 26r, 29v, 32r, 34r, 37r, 40r, 42r, 44v, 48r, 51r, 54v, 57r, 59v, 61v, 64v, 67r, 70r, 73v, 75r, 79r, 82r), darin kurze Bildbeschreibungen mit Vermerken zum Fortgang der Bildherstellung.

Format und Anordnung, Bildaufbau und -ausführung:

Einfache, mit der Feder gezogene Rahmen (104–237 × 110–119 mm) am Ende jedes Kapitels. In der Regel ist hierfür eine ganze Seite vorgesehen, in wenigen Fällen am oberen Seitenrand die letzten Zeilen des vorhergehenden Textes. Das nächste Kapitel beginnt stets mit der Kapitelüberschrift auf einer neuen Seite. In den Rahmen Beschreibungen der vorgesehenen Bilder, eingeleitet durch: An das enndt ain gemäl. Es folgt eine knappe Zusammenfassung des Dargestellten, wobei es sich immer um das Thema des nächsten Kapitels handelt, und der Vermerk: Das gemäl ist gemacht vnd nach der (ge)schrifft gerecht… sowie ein dem Bild zugeordnetes Zeichen (17 Einträge, z. B. 24r) bzw. Das gemäl ist nit gemacht (14 Einträge, z. B. 1v). In zwei Fällen (26r, 34r) das nit nachträglich durchgestrichen. Dieses Layout, das eine Abfolge von Illustration, Kapitelüberschrift und Text vorsieht, verwirft die Druckausgabe des ›Theuerdank‹ von 1517 (Nr. 86.3.a.), bei der die Holzschnitte zwischen Überschrift und Text stehen. Bei zwölf der 31 Einträge (29v, 32r, 34r, 37r, 44v, 48r, 51r, 54v, 57r, 67r, 70r, 75r) der Vermerk: vnfallo, ein Redaktionshinweis, der anzeigt, dass das entsprechende Abenteuer aus dem Fürwittig- in den Unfalo-Teil des Romans verschoben werden soll.

Während nur ein Teil der hier vorliegenden Version des ›Theuerdank‹ von Maximilians Sekretär Marx Treitzsaurwein geschrieben wurde, stammen alle Redaktionshinweise von ihm. Hieraus schließt Laschitzer (1888a, S. 43f.), dass Treitzsaurwein den Codex als Redaktionsexemplar nutzte, um die Zuordnung der Bilder zu den einzelnen Kapiteln und die korrekte Identifikation der bereits gedruckten Holzschnitte zu leisten. Diese Redaktionsarbeit dürfte bis Juni 1514 abgeschlossen worden sein, dem Termin, zu dem er ein Gnadengeschenk des Kaisers anlässlich der Ablieferung des ›Theuerdank‹ erhielt.

Bildthemen:

Alle Bildbeschreibungen und Notizen im Wortlaut bei Laschitzer (1888a, S. 16–20). Ziegeler (2015, S. 245–248, Tabellen 2 und 3) gibt eine Konkordanz zur Druckausgabe und den weiteren vorbereitenden Handschriften. Mit Ausnahme des für den Unfalo-Teil geplanten Bildes einer Bärenjagd Theuerdanks, dessen Beschreibung 73v durchgestrichen ist, wurden alle im Codex beschriebenen Bilder in den Druck aufgenommen. Bis auf sechs Hans Schäufelein zugeschriebene Drucke: 40r (Nr. 13 der Druckausgabe), 54v (Nr. 39), 57r (Nr. 42), 59v (Nr. 16), 67v (Nr. 48), 79r (Nr. 21) und zwei anonyme Blätter: 34r (Nr. 31), 42r (Nr. 14), handelt es sich durchweg um Entwürfe Leonhard Becks. Ob die Platzhalter in der vorliegenden Handschrift dafür gedacht waren, im weiteren Redaktionsverlauf Probedrucke aufzunehmen, wie das bei Handschrift A des ›Weißkunig‹ (Nr. 86.4.2.) der Fall war, lässt sich heute nicht mehr entscheiden. Aufgrund der Beschreibungen und Zeichen zur korrekten Zuordnung von Bild und Text in der Endredaktion ist dies aber eher unwahrscheinlich.

Literatur:

Menhardt 1 (1960) S. 487f. – Haltaus (1836) S. 22–24; Laschitzer (1888a) S. 15–21; Biener (1930) S. 190–196; Maximilian I. 1459–1519 (1959) S. 23f., Nr. 71; Maximilian I. (1969) S. 141, Nr. 524a; Ziegeler (2015) S. 220f.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus