65.2.6. Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 2730
Bearbeitet von Pia Rudolph
KdiH-Band 7
Um 1520/30 (eventuell früher, vgl.
Flandern.
Nach
Ausführliche Beschreibung der Handschrift siehe Nr. 43.1.194. und
Stundenbuch
6r−11v Kalender der Diözese Straßburg oder Bamberg mit Angaben zu
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Pergament, I + 198 Blätter, hinter Blatt 112, 113, 115, 118 ein Blatt herausgeschnitten (vermutlich mit Miniaturen), moderne Bleistiftfoliierung, 195 × 133 mm, Textualis formata, ein Schreiber (?), einspaltig, 24 Zeilen (Schriftraum 120 × 75 mm, im Kalender 32–34 Zeilen), gelbe Versalien, rubriziert.
bairisch.
Zwölf illustrierte Kalenderseiten, des Weiteren: 21 ganzseitige Miniaturen mit Bordüren, zahlreiche weitere kleinere Miniaturen und Bordüren, zahlreiche ein- bis dreizeilige Initialen sowie vier- bis sechszeilige Initialen. Die flämische Werkstatt (ebenso bei Nr. 65.2.7.) wurde mit der Werkstatt von Simon Bening in Verbindung gebracht (
Im Kalender (6r−11v, eine Seite pro Monat): ein Monatsbild, jeweils unten auf den Seiten, der schmale Rahmen der Monatsbilder hat oben abgerundete Ecken. Die Monatsbilder sind in eine weite Landschaft gesetzt, wo im Hintergrund entweder kleine Häuschen und/oder Baumreihen zu sehen sind. Immer an der Außenseite des Blatts, relativ mittig: ein ebenso dünn gerahmtes Medaillon mit dem entsprechenden Tierkreiszeichen (Durchmesser 23 mm), das in eine kleine Landschaft oder grünen Untergrund gesetzt wurde. Ober- und unterhalb der Medaillons als trompe l’œil gestaltete Blütenzweige und Früchte der jeweiligen Jahreszeit, die einen Schatten auf die Buchseite werfen und manchmal illusionistisch mit kleinen Nadeln oder Bändern befestigt oder durch ein ›Loch‹ im Pergament gesteckt wurden (7r, 8r–v, 9r–v, 10r); vergleichbar wären die trompe l’œil-Darstellungen der Pflanzen beispielsweise mit denen im sog. Blumen-Stundenbuch von Simon Bening: München, Clm 23637.
siehe Bildthementabelle Einleitung der Stoffgruppe 65. Die abgebildeten Pflanzen werden hier gesondert aufgeführt: 6r zwei blühende Haselzweige; 6v Sanddornzweig?, Weidenzweig; 7r Veilchen, Osterglocke; 7v Schlehdornzweig, Apfel- oder Kirschblütenzweig mit Apollofalter?; 8r Ehrenpreis, Maßliebchen (vgl. 88r), Ginster; 8v Erdbeere, Lavendel mit Levkojen? zusammengebunden, zwei Rosenknospen; 9r Kirschen, Nelke; 9v Kornblume mit Schmetterling (Pfauenauge?), Ähren; 10r Birne, Pflaume, Apfel, Haselnüsse; 10v Weintrauben, Mispel; 11r Rettich, Kraut, Eicheln; 11v kahler Ast, Eichenzweig.
Bemerkenswert ist, dass sich diese Pflanzen kaum mit religiöser Symbolik aufschlüsseln lassen, wie man es in einem Stundenbuch vermuten möchte. Vielmehr folgen sie ihrer Blütezeit im Kalenderjahr, sind sogar teilweise mit den Monatsarbeiten verbunden und verweisen damit auf ihren irdischen Gebrauch. Beispielsweise werden im Weinmonat Oktober Trauben und im November Eicheln dargestellt, die zur Schweinemast verwendet wurden. Optisch setzen sich die Kalenderblätter von den Streublumenbordüren ab, die nur wenige Seiten später folgen (13v–14r). Insbesondere leben die Seiten durch das Changieren zwischen den sich ganz nahe am Betrachter befindenden realistischen Pflanzen und den tiefen Landschaften, die den Blick in die Ferne öffnen (vgl.
Blau, Rot, Gelb, Grün, Braun, Grau, Inkarnat, Schwarz, Weiß.
Taf. XXVIII: 8v. Kalenderseite Juni: Krebs, Schafschur, Erdbeeren, Lavendel mit Levkojen (?), Rosenknospen.