KdiH

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2.3.3. Kassel, Universitätsbibliothek – Landes- und Murhardsche Bibliothek, 2º Ms. chem. 21

Bearbeitet von Norbert H. Ott

KdiH-Band 1

Datierung:

1584–1588.

Lokalisierung:

Südostdeutschland.

Besitzgeschichte:

Vermutlich unter Landgraf Karl (1670–1730) erworben. Sonstige Vermutungen, etwa die von dem Kasseler Bibliothekar Johann Hermann Schmincke (1684–1743) auf einer der Handschrift beiliegenden Notiz kolportierte, Kaiser Rudolf II. (1576–1612) sei der Auftraggeber, sind nicht zu verifizieren.

Inhalt:
1. 1r–51v ›Lux lucens in tenebris‹, deutsch
2. 53r–57v ›Arcanum de multiplicatione‹, deutsch
3. 63r–116r ›Splendor Solis‹
4. 119r–141v ›Angelus lucis‹, lateinisch
I. Kodikologische Beschreibung:

Pergament, 141 (ungebundene Einzel-)Blätter, ursprünglich 280 × 195 mm (die Blätter sind durch kriegsbedingten Brandschaden 1941 unterschiedlich stark geschrumpft, der Einband wurde dabei vernichtet), sorgfältige Fraktur, Kursive für den lateinischen Text, eine Hand, einspaltig, 19–22 Zeilen. Auf fast jeder Seite Initialen, z. T. auch mehrere pro Seite: zwei- bis sechszeilige goldgerandete, mit ornamentalen Spiralen verzierte, gotisierende, herausgestellte Schmuckinitialen in den deutschen Texten; mit Blattornamenten und Schnörkeln in feinen Federlinien verzierte Antiqua-Initialen, Buchstabenkörper und teilweise auch Ornamente goldgefüllt, im lateinischen Text.

Schreibsprache:

bairisch-österreichisch.

II. Bildausstattung:

Insgesamt 61 Deckfarbenminiaturen (1r, 26v, 27r, 27v, 31v, 34r, 35v, 36v, 42v, 43r, 44r, 45r, 46v, 48v, 49v, 53v, 54r [2], 54v [2], 55r, 55v [2], 58r, 59r [2], 60r, 60v, 64r, 67r, 71r, 75r, 79r, 81r, 83r, 84v, 86r, 87r, 88r, 90r, 91r, 92r, 93r, 94r, 95r, 96r, 98r, 99r, 100r, 101r, 120r, 124r, 125r, 126r, 126v, 127r, 128r, 128v, 129r, 130r, 136r), davon 15 zu Text 1 (1r–49v), 13 zu Text 2 (53v–60v), 22 zu Text 3 (64r–101r), elf zu Text 4 (120r–136r), eine Werkstatt.

Format und Anordnung:

Die Miniaturen der Texte 1, 2 und 4 ungerahmt, oft freistehend, zwischen, über oder unter dem Text, auch auf leeren Blättern, in verschiedenen Formaten (1/5–1/2 Blattgröße); die 22 Miniaturen zum ›Splendor Solis‹ ganzseitig und stets gerahmt. An einigen Stellen deutsche (59r) und lateinische (126v, 129r) Bildbeischriften.

Bildaufbau und -ausführung:

Die Illustrationen zum ›Splendor Solis‹ sind mit stets variierten, plastischen, mit Köpfen, Masken, Ornamenten, Kröpfungen, Obst- und Blumenfestons, auf denen Vögel sitzen, reich verzierten, mehrfarbigen, auch mit Gold und Silber bemalten Kastenrahmen gerahmt, die von den Rahmen der übrigen Handschriften abweichen. In den Rahmen, auf Täfelchen oder in Schriftbändern Inschriften in goldener Antiqua. Die Bildkompositionen folgen dem Grundschema der anderen Handschriften, das jedoch häufiger in Details (Böden, Innenräume, Figurengruppen, Kostüme) variiert wird; Abweichungen auch hinsichtlich der Farbgebung.

Die zarten, pastellig wirkenden Deckfarben sind in weichen Übergängen und differenzierten Abstufungen und Schattierungen aufgetragen; Modellierung der Körper und vor allem der Gesichter häufig durch Deckweiß-Höhung. Reiche Verwendung von Pinselgold und -silber: mit feinem Pinsel gemalte Lichter, Parallelschraffuren auf Gewändern, Pflanzen und Gräsern aus goldenen Linien und Häkchen. Der Farbauftrag ist grundsätzlich sehr zeichnerisch gehandhabt: Modellierung durch aufgesetzte, oft gekrümmte, den Körperformen und Gewandfalten folgende, feinste Parallelschraffuren aus kurzen Pinsellinien. Der dunstige Eindruck der Landschaftshintergründe wird durch eine kreidige Weiß-Ausmischung des bläulich-violetten Grundtons erzeugt.

Die Illustrationen des Kasseler Manuskripts sind, auch verglichen mit den Miniaturen aller anderen ›Splendor Solis‹-Handschriften, von höchstem Qualitätsniveau. Dies gilt auch für die kleinformatigen Darstellungen zu den Texten 1, 2 und 4, bei denen besonders die plastische Gestaltung der flaschengrünen Destillierkolben und die Perspektive der gemauerten Öfen hervorzuheben ist.

Bildthemen:

Die Reihenfolge der ›Splendor Solis‹-Illustrationen stimmt bis auf Abweichungen in der Planetenkinder-Reihe mit Nr. 2.3.4. und Nr. 2.3.6. überein; gegenüber Nr. 2.3.1. (wo die 3. und 19. Illustration fehlt) und Nr. 2.3.2. sind die Miniaturen 2 und 3 vertauscht; Nr. 2.3.5. hat eine völlig abweichende Reihenfolge. Arma artis (64r), der Weise mit der Flasche (67r), Gerüsteter auf Doppelbecken-Brunnen (71r), Sol und Luna (75r), Bergwerk (79r), Lebensbaum (81r), König (83r), Sumpfmann und Engel (84v), Hermaphrodit (86r), Zerstückelung (87r), Kochen des Alten (88r), Saturn (90r), Jupiter (91r), Mars (92r), Sonne (93r), Venus (94r), Merkur (95r), Mond (96r), Sonnenuntergang (98r), spielende Kinder (99r), Wäscherinnen (100r), Sonnenaufgang (101r).

Text 1: Sonnenmensch (1r); allegorischer Bilderzyklus zur Transmutation (26v–49v), darin Löwe, der eine blutende Sonne beißt (26v) und verschiedene Figuren – Schlange, Raben, Pfau, Jungfrau, Sonnenkönig u. a. – in Destillierkolben.

Text 2: Wiederholung des Bilderzyklus zu Text 1 mit geringfügigen Variationen (53v–55v); Öfen und Geräte (58r–60v).

Text 4: Öfen, Geräte, Leuchter, Kolben, Trichter usw.; Sigillatio: Mann mit Zange und Frau mit Blasebalg (129r).

Farben:

Reiche Palette verschiedener, in allen Abstufungen ausgemischter, leuchtender Deckfarben, viel Verwendung von Violett, Rosa und Flaschengrün; Deckweiß, Pinselgold und -silber.

Literatur:

Struck (1930) S. 118f., Taf. 14 (95r); Marielene Putscher: Das Bild der Welt zu Beginn des 17. Jahrhunderts. Alchemie und Kosmographie in den Bildern von Johann Theodor de Bry (1561–1623) und Matthäus Merian (1593–1650). In: Gelehrte Bücher vom Humanismus bis zur Gegenwart. Wiesbaden 1983 (Wolfenbütteler Schriften zur Geschichte des Buchwesens 9), S. 17–50; Broszinski (1985) S. 74–81, Abb. S. 77 (93r). S. 79 (86r).

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 14: 93r. Sonnenwagen, Sonnenkinder, im Kolben dreiköpfiger Drache mit Löwenkörper.

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Abb. 14.