KdiH

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2.3.1. Berlin, Staatliche Museen – Preußischer Kulturbesitz, Kupferstichkabinett, Cod. 78 D 3

Bearbeitet von Norbert H. Ott

KdiH-Band 1

Datierung:

Um 1532–1535.

Lokalisierung:

Nürnberg.

Besitzgeschichte:

Aus der Sammlung Rodolphe Kann, Paris, 1903 erworben.

Inhalt:
1v–40v ›Splendor Solis‹
I. Kodikologische Beschreibung:

Pergament, 40 Blätter (Blattverluste, dabei auch drei Bilder verlorengegangen), 331 × 228 mm, saubere Buchschrift, eine Hand, zweispaltig, 20–28 Zeilen, goldverzierte, mit reichen ornamentalen Schnörkeln geschmückte Initialen.

Schreibsprache:

ostfränkisch.

II. Bildausstattung:

19 Deckfarbenminiaturen (1r, 5r, 8v, 11v, 13r, 14v, 16r, 17v, 18v, 19v, 21r, 22r, 23r, 24r, 25r, 26r, 28r, 31r, 34r). Drei Bilder fehlen, vier sind ausgeschnitten und an anderer Stelle (26r, 28r, 31r, 34r) aufgelegt. Aus dem Umkreis der Glockendon- Werkstatt in Nürnberg. Von Strieder (NDB 6, 1964, S. 457) Albrecht Glockendon zugeschrieben; laut Hartlaub direkt aus der Werkstatt, die Miniaturen der Planetenkinder-Reihe möglicherweise von Nikolaus Glockendon. Nach Alleauvon Hans Sebald Beham, eventuell mit Unterstützung durch die Glockendon-Werkstatt.

Format und Anordnung:

Ganzseitige, kunstvoll gerahmte Miniaturen, z. T. mit plastisch gemalten Nachahmungen profilierter oder skulptierter Frührenaissance-Holzrahmen (die der Miniatur den Anschein eines verkleinerten Tafelbildes geben), zuweilen mit Grisaille-Darstellungen in den Rahmensockeln, z. T. mit triumphbogenartigen Architekturen mit vorspringenden Säulenstellungen, von deren Balustraden Zuschauer herabblicken und auf deren Plattform weitere Szenen (antiker und biblischer Thematik) spielen, so z. B. 13r: König David mit Begleitern beobachtet von einer Balustrade aus Bathseba im Bade, einem Wasserbecken zwischen den seitlichen Säulenstellungen.

Bildaufbau und -ausführung:

Die eigentlichen Illustrationen des Texts sind wie bei Tafelbildern in die (hier gemalten) Rahmen eingefügt oder bilden (in der Art von Altarblättern) die Rückwand der Architekturkomposition; Szenen auf den Rahmensockeln oder auf und zwischen den Architekturen beziehen sich nicht auf den Text. Die allegorischen Szenen spielen meist in weiten, detailliert und einfallsreich gestalteten Landschaften mit Seen oder Bergzügen im Hintergrund, aber auch in Innenräumen oder zwischen perspektivisch weit in die Tiefe reichenden Gebäudekomplexen. Bei der Planetenkinder-Reihe (21r–24r, 28r) umgeben in Landschaften spielende Genreszenen in der Art von Monatsbildern eine gerahmte Darstellung eines in einer von Säulen begrenzten Nische sitzenden Destillierkolbens im Bildzentrum (anstelle der hier sonst üblichen Kalenderblätter), am Himmel der Planetenwagen. Mitunter beschriftete Täfelchen oder sonstige Inschriften.

Äußerst sorgfältig und detailreich in feinster Manier gemalte Miniaturen, die flämische und niederländische Vorbilder (Hortulusmeister, Simon Bening), vor allem die Kenntnis von Stundenbüchern, verraten. Weiche Übergänge zwischen den vielfältig ausgemischten Tonabstufungen, helle, lichte Farben, viel Goldverwendung, hauptsächlich für die Rahmen, aber auch für die Binnendarstellung (v. a. Gewänder). In vielen Einzelheiten ist auf hauptsächlich nürnbergische Graphik des frühen 16. Jahrhunderts zurückgegriffen (Aldegrever, Beham, Burgkmair, Pencz), speziell bei der Planetenkinder-Reihe sind die Planetenwagen und einzelne Figurengruppen aus der Planetenkinder-Holzschnittfolge von Georg Pencz (1531) übernommen; die Bathseba 13r folgt Burgkmair.

Bildthemen:

Arma artis: auf einem Vorhang Sonne und Sonnenwappen mit Helm, im Hintergrund zwei Männer vor Torbogen (1r); gerüsteter Ritter auf den Rändern eines Doppelbecken-Brunnens stehend: Übergang von Silber in Gold (5r); Sol und Lima = männliches und weibliches Element = Feuer und Wasser: Königin auf Kugel, König auf brennendem Holzstoß (8v); Bergwerk mit Bergleuten: Gold und Silber in unsublimierter Materie (11v); Lebensbaum mit auffliegenden Vögeln, vorne zwei Personen, die Vögel entweichen beim Pflücken der goldenen Zweige: der Rauch beim Schmelzvorgang (13r); König, auf dessen Reichsapfel ein Vogel sitzt, im Hintergrund ertrinkt ein zweiter König im Fluß: Wiedergeburt nach Transmutation (14v); Sumpfmann und Engel: ein gekrönter Engel reicht einem nackten, bis zu den Knien im Moor stehenden schwarzen Mann ein Kleidungsstück: Verwandlung von unedler in edle Materie (16r); Hermaphrodit mit Rundschild in Landschaft (17v); Zerstückelung des Leichnams = Vernichtung des Alten: ein Gerüsteter mit Schwert vor Renaissance-Architektur, am Boden ein zerstückelter Körper, der Ritter hält den Kopf des Leichnams in der Hand (18v); Kochen des Alten: in einem Renaissance-Innenhof ein Sudkessel, in dem ein bärtiger alter Mann, auf dessen Kopf eine Taube sitzt, gekocht wird, ein Knecht schürt das Feuer (19v). Planetenkinder-Reihe, in den Kolben folgende Darstellungen: Saturn: ein nackter Knabe mit Blasebalg und Drachen (21r); Jupiter: schwarzer, weißer und roter Vogel (22r); Mars: dreiköpfiger, gekrönter Phönix (23r); Sonne: dreiköpfiger Löwe bzw. Drache (24r); Merkur: nackte Königin mit Regenbogen (25r). Spielende Kinder in einer Stube: Stadium der coagulatio (26r). Venus (aus der Planetenkinder-Reihe): Pfau (28r). Wäscherinnen in einer Landschaft: Stadium der sublimatio (31r); rote aufgehende Sonne: Stadium der fixatio (34r).

Die Reihenfolge stimmt (mit geringen Abweichungen in der Planetenkinder-Reihe) überein mit Nr. 2.3.2., Nr. 2.3.3., Nr. 2.3.4. und Nr. 2.3.6.; Nr. 2.3.5. hat eine völlig abweichende Reihenfolge. Es fehlen folgende Darstellungen, die in allen anderen Handschriften erhalten sind: Der Weise mit der Flasche (bärtiger Mann mit Destillierkolben, an dem ein verschlungenes Spruchband befestigt ist); schwarze untergehende Sonne in verdorrter Landschaft (Stadium der solutio); Mondbild aus der Planetenkinder-Reihe (König auf der Mondsichel im Kolben, Landschaft mit Fischern, Angler und Wasservögel schießendem Jäger).

Farben:

Hellblau, Dunkelblau, Zinnober, dunkles Rot, Weißviolett, Smaragdgrün in differenzierten Ausmischungen von meist hellen Tönungen, Schwarz, Grau, Weiß, Pinselgold und -silber.

Literatur:

Wescher (1931) S. 226–228, Abb. 222 (23r). 223 (31r); Hartlaub (1937) S. 144–162, Abb. 2 (26r). 3 (31r). 4 (34r). 5 (13r); 6 (16r). 7 (17v). 8 (18v). 9 (19v). 10 (21r). 11 (28r); Gustav Friedrich Hartlaub: Chymische Märchen. Naturphilosophische Sinnbilder aus einer alchemistischen Prunkhandschrift der deutschen Renaissance. Die BASF 4 (1954), H. 2, S. 47–51. H. 3, S. 103–107. 5 (1955) H. 1, S. 4–9; Lennep (1966) Abb. 29 (26r). 33 (13r). 35 (16r); Ploss u. a. (1970) S. 4. 211, Abb. S. 135 (16r). 138 (17v); RenéAlleau: Splendor Solls, Étude iconographique du manuscrit de Berlin. In: Salomon Trismosin, La Toison d’Or ou La Fleur des Trésors. Paris 1975 (Bibliotheca Hermetica), S. 264–285, Abb. S. 274 (16r). 275 (31r). 276 (17v). 277 (24r). 278 (23r). 280 (28r); Firenze (1980) Nr. 3.7.9.

Literaturnachtrag zu Nr. 2.3.1. ›Splendor Solis‹, Berlin, Staatliche Museen Preußischer Kulturbesitz, Kupferstichkabinett, Cod. 78 D 3:

Barbara Daentler: Die Buchmalerei Albrecht Glockendons und die Rahmengestaltung der Dürernachfolge. München 1984 (tuduv-Studien. Reihe Kunstgeschichte 12), S. 102–108, Abb. 29. 30.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 12: 8v. Sol und Luna.

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Abb. 12.