105.0.5. Vorau, Augustiner-Chorherrenstift, Stiftsbibliothek, Ms. 273 (olim VIII)
KdiH-Band 10
1467 (447va).
Raum Wien oder Wiener Neustadt.
Ausführliche Beschreibung der Handschrift siehe Nr. 59.8.4.
1. | 1ra–447va |
Historienbibel
|
2. | 448ra–458ra | Irmhart Öser, ›Rabbi Samuel‹ |
Papier, 460 Blätter (neu gezählt 1–458, mit 36a und 72a), 405–410 × 280–285 mm, Bastarda, eine Hand (die Textualis-Buchstaben s k p am Schluss des Kolophons sind als Schreibermonogramm zu deuten, 458ra), zweispaltig, Text 2 mit 37–41 Zeilen, in der ersten Zeile jeder Seite vier cadellenartige Großbuchstaben bis in den oberen Blattrand hineinragend, rote Kapitelüberschriften, rote Strichelung der Majuskeln, rote (manchmal blaue) Paragrafzeichen, abwechselnd rote und blaue dreizeilige Lombarden (bis zu sieben Zeilen beim Buchstaben I/J).
bairisch-österreichisch.
Text 2: Eine historisierte B-Initiale (448ra).
Die einfache rote B-Initiale ohne Rahmung, aber mit Strahlendekor nimmt die volle Breite und etwa ein Viertel der Höhe der linken Spalte ein. Sie befindet sich zwischen der rot geschriebenen Einleitung zum Text und dem schwarz geschriebenen Textanfang und dient somit als Titelbild zum Text. Über der Spalte im oberen Seitenrand der Name Samuel, was als Titel sowohl zum Text als auch zum Bild verstanden werden kann. Am obersten Seitenrand eine Malanweisung, jetzt halb abgeschnitten und nicht mehr lesbar. Eine Figur – wohl Rabbi Samuel – steht hinter dem Querbalken des Buchstabens und nimmt die ganze Höhe der Initiale ein. Die einfache Zeichnung scheint sich an Holzschnitten zu orientieren: wenige kräftige Federstriche, Primärfarben mit wenig Schraffierung, der Kopf und die Hände der Figur überproportional groß. Der Rabbiner trägt einen langen blauen Mantel mit hellbraunem Kragen, rote Schuhe und als Kopfbedeckung einen roten Fes, das Haar und der Vollbart sind braun. Der Boden ist grün, der Hintergrund ansonsten unkoloriert. Das Bild befindet sich in der linken Spalte, aber die Aufmerksamkeit der Leser*innen wird durch die Körperhaltung, Gesten und den Blick des Rabbiners nach rechts gelenkt, wodurch die Autorität des im Bild dargestellten Buches auf den physisch nachfolgenden Text übertragen wird, was wiederum dem Rabbiner – als Verfasser des Textes – Autorität verleiht.
Abb. 107: 448r. Rabbi Samuel mit Buch.
