KdiH

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105.0.3. København, Det Kongelige Bibliotek, Thott 94 2º

Bearbeitet von Sarah Glenn DeMaris

KdiH-Band 10

Datierung:

1. Hälfte des 15. Jahrhunderts (Keller [1992] S. 23).

Lokalisierung:

Unbekannt.

Besitzgeschichte:

Im frühen 16. Jahrhundert im Besitz von Ieronimus Tzerstede (Name mit Familienwappen der Tzerstede auf 59v), dessen Mutter ihm das Buch schenkte: Dyt bock heft my myn moder ghegeuen in erreme lxvj iarre oises olderes (60r). Ein Hieronymus, Mitglied der Tzerstede Patrizierfamilie von Lüneburg, ist als Sohn von Ludolphus II († 1502) und Gebbeke Garlopin (lebte noch 1526) belegt (Büttner [1704] o. S.; Teil Hhhh, Stammbaum der Tzerstede). Später im Besitz des dänischen Buch- und Handschriftensammlers Otto Thott (1703–1785), der seine Handschriftensammlung der Königlichen Bibliothek vermachte (Holm [1903] S. 341f.).

Inhalt:
3r–59r Irmhart Öser, ›Rabbi Samuel‹
Anfang des ersten Kapitels (Marsmann [1971] I, 1–17) fehlt
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, I + 61 + I Blätter, 290 × 200 mm, Bastarda, eine Hand (mehrere Nachtragshände des 16. Jahrhunderts), einspaltig, 24–27 Zeilen, rote Kapitelüberschriften, zahlreiche rote Lombarden (2–10 Zeilen), Unterstreichungen und Paragrafzeichen.

Schreibsprache:

alemannisch mit ostmitteldeutschem Einschlag, möglicherweise ostmitteldeutscher Schreiber nach alemannischer Vorlage (Keller [1992] S. 23f.). Nachträge niedersächsisch.

II. Bildausstattung:

101 kolorierte Federzeichnungen von einem Maler, eine weitere ausgeschnittene Federzeichnung (7r).

Format und Anordnung, Bildaufbau und -ausführung:

Fast jede Seite enthält ein großformatiges, rahmenloses Bild, das entweder die Rabbiner Isaak und Samuel zeigt oder eine alttestamentliche Figur, die im nachfolgenden Text zitiert wird. Die Figuren stehen oder sitzen auf einem hügelähnlichen Sockel, dessen Grasbüschel und felsenartige Ausstülpungen eine Landschaft andeuten. Die Figuren selbst sind schnell und kraftvoll mit starken, aber etwas groben Federstrichen gezeichnet. Alle Bilder nehmen die ganze Breite und manchmal weit mehr als die Hälfte der Höhe des Schriftspiegels ein. Die Platzierung des Bildes auf dem Blatt variiert. Nur auf 46v gibt es zwei eigenständige Abbildungen: Jeremia oben und Mose unten. Mit vier Ausnahmen (14v, 17r, 19r, 23r) hält jede dargestellte Figur ein Spruchband, das sie identifiziert (beispielsweise David eyn konig vnd prophete, Samuel der meister, Zacharias ein prophete); in vier Bildern (29v, 31r, 36r, 50r) bleibt das Spruchband unbeschriftet. In allen acht Fällen werden die Figuren aber trotzdem durch den Text identifiziert. Beispielsweise steht vor dem Bild auf 19r die unterstrichene Phrase: dar von So schribet er david; nach dem Bild folgt dann das biblische Zitat: Der here hat kunt gethan sin heil vor dem folke vnd hat yn gesaget sine gerechtichen (Ps 98,2). Diese Formel (Nennung der dargestellten Figur, Bild, Zitat) wiederholt sich im ganzen Text durchweg. Nur die Bilder des Rabbinerpaars verdeutlichen Stellen im Text, wo Samuel eine Frage stellt oder seine Meinung ausdrückt. Bemerkenswert an den Bildern ist die Vielfalt der Bekleidung, Kopfbedeckung und Haarmode (auch Gesichtsbehaarung), die dargestellt wird. Auch wenn die gleiche Person wiederholt gezeigt wird (Jesaja erscheint in 21 Bildern, das Rabbinerpaar Samuel und Isaak in 24), wird sie neu behandelt; kein Bild ist einem anderen einfach nachgezeichnet. Die dargestellte Kleidung entspricht der zeitgenössischen Mode (nicht der alttestamentlichen). Die Bilder werden mit lavierter Farbe leicht koloriert.

Bildthemen:

Rabbi Samuels Fragen an Rabbi Isaak bestehen zum großen Teil aus einer Auflistung und Besprechung der alttestamentlichen Prophezeiungen, die auf den Messias zielen – es sind fast 200 zitierte Bibelstellen (durch Marsmann [1971] S. 211–431 und Biosca Bas [2020] S. 71–120 im jeweiligen Apparat identifiziert). Die Abbildung eines Propheten steht räumlich immer vor dessen zitierter Vorhersage, aber der Zeichner macht keinen weiteren Versuch, eine Text-Bild-Beziehung zu erstellen: Alttestamentliche Handlungen, mit denen die Prophezeiungen sich befassen, werden z. B. nicht geschildert. Vielmehr will das konsequent durchgeführte Programm die zentrale Stelle des biblischen Wortes – der Prophezeiung selbst – hervorheben. Manche Darstellungen von Propheten betonen die zentrale Stelle des Wortes weiter, indem sie sie ein aufgeschlagenes Buch halten (6v, 15v, 19r, 31r, 42v) und auf das Buch zeigen lassen. Auch das Rabbinerpaar wird oft mit einem aufgeschlagenen Buch dargestellt. Folgende Propheten sind vorhanden: Jesaja (21), David (20), Jeremia (7), Daniel (5), Maleachi (5), Amos (4), Sacharja (4), Salomo (3), Ezechiel (1), Hiob (1), Hanna, die Mutter des Königs Samuel und einzige dargestellte Frau (1), Habakuk (1), Joel (1), Mose (1) und ein ander prophet (1). Eingestreut sind die 24 Darstellungen des Rabbinerpaars fast immer am Ende eines Kapitels, auch manchmal am Anfang, und immer, wenn Rabbi Samuel eine Frage stellt oder zu einer Schlussfolgerung kommt.

Farben:

Olivgrün, Hellblau, Hellbraun, Rosa, Rot, Grau.

Literatur:

Bruun 3 (1890) S. 210f. – Gyllene Böcker (1952) S. 64f.; Keller (1992) S. 23f.

Weitere Materialien im Internet:

https://handschriftencensus.de/5285

Abb. 105: 35r. Salomo.

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Abb. 105.