44.12.a. Nürnberg: Anton Koberger, 18.11.1491
Bearbeitet von Christine Stöllinger-Löser
KdiH-Band 6
2o, [352] Blätter (gezählt a
96 ganzseitige Holzschnitte (ca. 270 × 170 mm) hoher Qualität und komplexer Komposition von Michael Wolgemut, Wilhelm Pleydenwurff und einem anonymen Werkstattmitglied (vgl. die Zuweisung der einzelnen Bilder an Zeichner und Formschneider bei
Zweimal, im Einleitungsteil (e
In den Hauptteil (Buch 2) sind 92 Holzschnitte mit Szenendarstellungen und inhaltlichem Bezug zum Text integriert, zumeist mit Themen des Alten und des Neuen Testaments, die oft kontrastiv gegeneinander gesetzt werden, aber nicht im Sinne der Typologie als Vorläufer und Vollendung, sondern zur Veranschaulichung von Christi Leiden im Kontrast etwa zu seiner Tugend oder seiner göttlichen/königlichen Hoheit. Fünf Darstellungen (figur 25, 39, 46, 68, 71) werden, der jeweiligen Textthematik entsprechend, bewusst wiederholt und dabei auch von der ansonsten fortlaufenden Zählung der figuren (von 1 bis 87) ausgenommen. Die ersten beiden figuren weisen auf den vor aller Zeit bestehenden Heilsplan Gottes für die Welt durch Christi Leiden hin, die folgenden bis Nr. 23 sind dem Alten Testament entnommen oder beziehen daraus ihre Allegorien. Ab figur 24 treten Szenen des Alten und des Neuen Testaments mit allegorischen Bildern in unregelmäßigem Wechsel auf. Die detailreichen Darstellungen verbinden oft mehrere Szenen im Rahmen eines Themas. Zehn Bilder haben rein allegorischen oder symbolisch-exemplarischen Inhalt, ohne narrativen Hintergrund einer biblischen Szene: figur 10 (Opfertiere als Sinnbilder Christi), 11 (der Sündenbock wird von zwei alttestamentlichen Priestern in die Wüste gejagt; Häupter der wilden Tiere, die ihn zerreißen werden), 12 (Opferung verschiedener Tiere), 27 (Juden, die Gott anbeten, und solche, die einen Abgott anbeten; im Hintergrund Maria mit Jesuskind und Josef, darüber Gottvater), 45 (Christus tanzt mit dem Tod), 66 (Christus mit allegorischen Tierfiguren, die seine Eigenschaften und die seiner Feinde bedeuten), 67 (vor Jesus kniet als junge Frauengestalt die schwache menschliche Natur, die auf sein Geheiß durch prächtig gekleidete Figuren ausgestattet werden soll), 71 (Allegorie der Königswürde Jesu: in einem Medaillon in der Mitte Jesus auf dem Thron, umgeben von den vier Evangelistensymbolen, um ihn herum 24 Kaiser-/Königsbilder, darunter betende Engel), 79 (Jesus holt nackte Menschen aus einem Wasser hinauf ins Himmelreich, Engel mit Musikinstrumenten), 82 (fünf Jungfrauen in einem Kreis in der Mitte und fünf weitere Personen als Allegorien der Eigenschaften Jesu und ihrer Gegenstücke). Figur 30 verbindet allegorische und narrative Darstellung (Sphärenscheibe, von Gottes Hand gehalten, mit Tierkreiszeichen und Planeten; in der Mitte die Darstellung der Geburt Christi); weitere enthalten Kombinationen von biblischen Szenen mit Sagenstoffen oder Legenden (z. B. figur 53 mit der Bergung des Kindes Moses und Romulus und Remus).
Der Druck war bereits vom Autor zur Kolorierung vorgesehen. Das eingesehene Exemplar München, Staatsbibliothek, Rar. 293a weist folgende Ausstattung auf: Die Holzschnitte sind nachträglich mit Deckfarben von Hand koloriert; im Text Rubrizierungen, einfache rote und blaue Lombarden, zwei Schmuckinitialen mit Blattgold und Deckfarben aijr und aivv.
P. Stephan Fridolin. Der Schatzbehalter. Ein Andachts- und Erbauungsbuch aus dem Jahre 1491. Mit 91 Holzschnitten und 2 Textseiten in Faksimile […]. Text und Bildbeschreibungen von
Abb. 44.18: München, Bayerische Staatsbibliothek, Rar. 293 a, k3r (figur 22). Stephan Fridolin, ›Schatzbehalter‹: Der blinde Simson zerstört das Haus der Philister.
Abb. 44.19: Ebd., q1v (figur 43). Stephan Fridolin, ›Schatzbehalter‹: Christus tanzt mit dem Tod.