KdiH

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90.0.f. Augsburg: Johann Schönsperger, [1488]

Bearbeitet von Heidrun Stein-Kecks

KdiH-Band 9

Beschreibung:

4o, 112 Blätter, ohne Zählung, a–o8, erstes und letztes Blatt leer, einspaltig, 23–30 Zeilen, Blocksatz.

Bildausstattung:

70 kleiner als halbseitige, satzspiegelbreite Holzschnitte von 60 Druckstöcken, mit relativ breitem Steg gerahmt, acht annähernd passende Wiederholungen (a4v = c4r, b8v = k4r, c2v = e6v, c3v = f2v = g4v, c5r = g5v, c7v = m6v, d5v = e5r = g1r, m7v = m8v), fünf Initialen. Die Ausgabe ist ein sprachlich leicht veränderter Nachdruck nach der zweiten ›Melusine‹-Ausgabe Bämlers von 1480 (Nr. 90.0.e.; Behr/Habermann [2010] S. 314; Behr [2014] S. 142–145). Die Stöcke wurden für diese Quartausgabe von mehreren beteiligten Reißern bzw. Formschneidern (Schmid [1958] S. 147) neu entworfen und geschnitten; dabei wurden beide Ausgaben Bämlers verarbeitet und auch die dortigen Fremdholzschnitte unter Anpassung an den ›Melusine‹-Kontext teils seitenverkehrt, teils seitengleich nachgeschnitten. Die Holzschnitte folgen auf einen vom Text meist um eine Leerzeile abgesetzten, aber typografisch nicht unterschiedenen Titel (kein Titel: e6v, l3v; kein Holzschnitt zum Titel: d1v) oben, mittig oder unten auf der Seite. Einige Male steht der Titel unten auf der vorhergehenden Seite.

Bildthemen:

Die Ausgabe orientiert sich mit den Neuschnitten nach der Ausgabe Bämlers von 1480 an dem Augsburger Muster der Bilderfolge und zielt dabei mit signifikanten motivischen Änderungen gegenüber seiner Vorlage auf eine bessere Passung der Bilder zu Titel und Text. Sie verbinden sich in größerem Maß zu einer visuell nachvollziehbaren Erzählfolge. Dazu tragen auch stilistische Eigenarten bei. So führt die reduzierte Flächenfüllung durch Schraffuren und der Verzicht auf gegenständliches Beiwerk zu einer besseren Lesbarkeit der Szenen, ebenso die Betonung der Räumlichkeit durch Verkürzungen und Beziehung der Figuren zueinander, wie etwa durch Rückenfiguren mit einem entsprechenden Gegenüber im Bild oder bei stimmigen Drehungen im Raum (z. B. b4v). Bei gegenläufigen Bewegungen wenden sich die Köpfe der Figuren einander zu, wodurch die Kommunikation durch Blicke für den Betrachter überzeugend wirkt (z. B. a6v). Die Gesten werden deutlich größer und es kommt öfter zu Berührungen der Hände (z. B. b5v). Die in den Bämler’schen Holzschnitten angelegte Dynamik der Interaktionen wird dadurch noch weiter ausgeprägt. Mit den stilistischen gehen ikonografische bzw. ikonische Änderungen einher, die gerade auch bei der Entdeckung des Samstagsgeheimnisses besonders ins Auge fallen: Reymond dringt mit einem Bein durch die Tür in die Kammer der Melusine ein und tritt, statt nur durch das Guckloch zu schauen, mit seinem ganzen Körper in die Tür (h2v). Er gewährt damit sogar seinem intriganten Vetter, der sich, wie selbst sein Pferd, im Wegreiten umdreht, einen Blick auf Melusine, die ihrerseits ganz offen durch die Tür nach draußen schaut. Wiederum wird eine bei Bämler nur angedeutete Form – Reymonds Ellbogen wird dort vom Türrahmen überschnitten – zu einem neuen Bildkonzept ausgebaut. Eine bemerkenswerte Anpassung der Bildtradition an den Text gelingt mit der Szene um das Testament (Fremdholzschnitt?), das nun entsprechend dem Titel tatsächlich von Melusine diktiert wird, nicht mehr von Reymond wie bei Richel, 1473/74 und Bämler, 1474 (Nr. 90.0.a., 90.0.b.) oder einer anderen männlichen Figur wie in dem Fremdholzschnitt in Bämler, 1480. Mit einer neuen Form (d2v) greift Schönsperger die Kindbettszene der Nürnberger Handschrift 4028 (Nr. 90.0.5.) mit Hebammen und einem weiteren Kleinkind auf.

Digitalisat:

Exemplar München, 4 Inc.s.a. 1036 a

Literatur:

GW 12662, ein Ex. nachgewiesen; ISTC im00478700; BSB-Ink C-689. – Rautenberg (2006) S. 88f.; Vöhringer (2008) S. 327–342; Hespers (2010) S. 164–167, 177–181.

Weitere Materialien im Internet:

GW

Abb. 124: München, BSB, 4 Inc.s.a. 1036, h8r. Melusine diktiert ihr Testament.

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Abb. 124.