KdiH

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80.6.1. Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Ms. germ. fol. 244

Bearbeitet von Franziska Stephan

KdiH-Band 8

Datierung:

Um 1445 (12v und 16v Einträge zum Jahr 1447).

Lokalisierung:

Mittelrheingebiet / Bistum Mainz (Rheinfränkisches Kochbuch [1998] S. 94, 128–130).

Besitzgeschichte:

Nach Herrmann ist die Handschrift »offenbar das Hauptbuch eines Würzburger Sterndeuters, Geomanten und Chiromanten« (Herrmann [1893] S. 403). Diese Zuschreibung wird z. T. auch in der jüngeren Literatur übernommen (Aderlaß und Seelentrost [2003] S. 363). Nach Untersuchungen von Gloning und Ehlert deutet der Kalender der Diözese Mainz im ersten Teil der Handschrift (11r–22v) hingegen auf eine dortige Entstehung der Handschrift hin (Rheinfränkisches Kochbuch [1998] S. 94). Ehlert spezifiziert als mögliche Auftraggeber der Handschrift den Erzbischof und Kurfürsten von Mainz, Dietrich Schenk von Erbach (1390–1459), oder das Mainzer Stadtpatriziat (Rheinfränkisches Kochbuch [1998] S. 128f.). 1801 aus linksrheinischem Gebiet für die Bibliothèque nationale in Paris konfisziert, nach 1815 in den Besitz der Königlichen Bibliothek in Berlin übergegangen.

Ausführliche Beschreibung der Handschrift siehe Nr. 11.4.5.

Inhalt: Sammelhandschrift mit astrologischen, prognostischen und geomantischen Texten sowie Koch-, Farb- und medizinischen Rezepten, mit zahlreichen Kreisfiguren und Tabellen (siehe auch Nr. 11.4.5. und Nr. 87.2.2.), darin:
8. 216r–249r Losbuch mit 21 Fragen, fragmentarisch
216r–v vermutlich Teile des Losmechanismus: 216r Scheibe mit 21 Themen (je drei sind einem der sieben Planeten zugeordnet, z. B. Luna: Krankheit, eine verlorene Sache, Schuld) und Inschrift zu deren Glück oder Unglück weisender Funktion Disz rat wiset yde vre was geluckes adir ungeluckes von fragen wegen geschijt so siech an yglichen planeten in was vren ir regnere nach dem rade darnach du din frage dry nach eyn ander in eyner vren. 216v Tabelle zu den Stundenregenten einer Woche (Querformat); 217r–249r 21 Losrichter mit je 21 ein- oder zweizeiligen Lossprüchen in Prosa, diese sind voneinander abgesetzt und von I bis XXI nummeriert, thematisch passend zu den Fragethemen auf 216r. Laut bisheriger Forschung beginnt das Losbuch auf 217r (Bolte [1903] S. 309, Anm. 2; Palmer/Speckenbach [1990] S. 178f.; Aderlaß und Seelentrost [2003] S. 363f.). Die Scheibe und Tabelle fügen sich zwar gestalterisch und inhaltlich harmonisch in den vorhergehenden Teil der Handschrift mit astrologischen Prognosen ein, deren Inschriften sowie auf der Zahl 21 basierende Systematik passen jedoch genauso zum nachfolgenden Losbuch.
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, 307 Blätter (+ 7 ungezählte, leere; Bl. 8 und 9 fehlen in der Zählung, lose einliegend 8o und 9o; zwischen 91 und 92 fehlt ein Blatt, 131 und 142 vertauscht), ab 23r eigene alte Blattzählung, 370 × 260–270 mm, Textura, ein Schreiber (Rheinfränkisches Kochbuch [1998] S. 131, Anm. 3: zwei Schreiber), einspaltig, 18 Zeilen, zweizeilige ockerfarbene Initialen, schwarz oder blau umrandet, oft mit einfacher Rankenzier, Rubrizierung, Strichelung.

Schreibsprache:

rheinfränkisch.

II. Bildausstattung:

Insgesamt 158 kolorierte Federzeichnungen, davon 21 zu Text 8 (217r, 218v, 220r, 221v, 223r, 224v, 226r, 227v, 229r, 230v, 232r, 233v, 235r, 236v, 239r, 240v, 242r, 243v, 245r, 246v, 248r), ferner ein Kreisdiagramm und eine Tabelle (216r–v). An der Handschrift waren insgesamt drei Zeichner beteiligt, die nach Wegener aufgrund technischer und qualitativer Unterschiede nicht derselben Werkstatt angehören. Im Losbuch v. a. 217r–227v Zeichner C, 229r–248r Zeichner B, die Rahmen auf 217r–227v von Zeichner A (Wegener [1928] S. 58f.).

Format und Anordnung, Bildaufbau und -ausführung, Bildthemen:

217r–249r Losrichter: 21 halbseitige Darstellungen, alternierend oben auf der recto- oder verso-Seite. Diese zeigen männliche Standfiguren in typisierter Darstellung, mit einem aufwehenden und verschnörkelten Spruchband in der Hand, auf einfachen Bodenstücken stehend, ohne weitere Hintergrundgestaltung, nur die ersten acht Darstellungen sind mit einem schwungvollen, blau-roten Blumenrankenornament gerahmt (217r, 218v, 220r, 221v, 223r, 224v, 226r, 227v). Zeichner B: kaum schraffierte Federzeichnungen mit Wasserfarben, geringe Modellierung mit vielen ausgesparten Lichtern, stellenweise ist die Bleistiftvorzeichnung sichtbar; Standfiguren mit unsicheren Proportionen, ohne expressive Charakteristika und Ausdruck, nur verhaltene Zeigegestik und z. T. in ausschreitender Bewegung dargestellt; bürgerliche Tracht um 1450 mit halb rundem, halb eckigen Faltenwurf; das einfache Bodenstück in flüchtiger, olivgrüner Lavierung. Zeichner C: leicht schraffierte Federzeichnungen, vorwiegend mit Wasserfarben in hellem und leuchtendem Kolorit, Bleistiftzeichnung stellenweise sichtbar; kräftige Modellierung durch ausgesparte Lichter und einen dunkleren Farbton in den Schattenpartien; untersetzte Standfiguren mit ausdrucksvollen, individualisierten Köpfen und lebhaften Bewegungen, auch in Rücken- (220r) und Profilansicht (221v) dargestellt; z. T. mit bodenlangen Tuniken und Mänteln, z. T. in bürgerlicher Tracht aus der Zeit um 1450 gekleidet, eckiger Faltenwurf; die insgesamt einfach gehaltenen Bodenstücke auf 223r mit Baum. Die Illustrationen des Zeichners C sind vermutlich später hinzugefügt worden (Wegener [1928] S. 59). Nur die ersten fünf Figuren sind auf den Spruchbändern benannt (217r Jacobus, 218v Saul, 220r Ananias, 221v Elyas, 223r Enoch), alle jedoch von eins bis 21 nummeriert.

Farben:

Zeichner A: Orangerot, Rotbraun, Blau, Schwarz. Zeichner B und C: Olivgrün, Kobaltblau, Zinnober, schmutziges Karmin, Gelb; bei Zeichner C zusätzlich: Rotbraun, Grau, schmutziges Gelb.

Literatur:

Degering 1 (1925) S. 35; Wegener (1928) S. 55–59. – Herrmann (1893) S. 403; Bolte (1903) S. 309, Anm. 2; Hauber (1916) S. 82; Palmer/Speckenbach (1990) S. 178f. (D II 5); Speckenbach (1995) Sp. 1025; Rheinfränkisches Kochbuch (1998) S. 93–96, 122–134; Aderlaß und Seelentrost (2003) S. 363–366 (Nr. 173); Jurchen (2014) S. 242 (C.b.5); Heiles (2018) Nr. 8.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 151: 217rJacobus propheta I (Losrichter).

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Abb. 151.