80.5.3. Olomouc (Olmütz), Vlastivědné muzeum (Heimatkundliches Museum), K-14905
Bearbeitet von Franziska Stephan
KdiH-Band 8
1. Hälfte 15. Jahrhundert (
Süddeutschland / Bayern (?).
Herkunft unbekannt. In der Handschrift befinden sich mehrere Besitzeinträge sowie lose Einlagen aus dem 17. bis 19. Jahrhundert. 1r am Seitenfuß mit drei schwer lesbaren Besitzvermerken nebeneinander: Christoph Adam / Fernberger / Im Hund den 11. Vers Nov. Aº 650; Henrich Brüsauer / den 28. Jan. Aº 1650 / Im Scorpion den 11. Vers.; Janndt (?) Wahrhafner (?) / Hirsch 29. Weitere Einträge von moderner Hand in Kurrentschrift finden sich auf 21v Am 10ten Januar 1861. / 43. Frage: Wann, von wem und wo wurde dieses Buch geschrieben?/ Antw.: im Jahre 1327 – ein alter Astrolog in Holomouc. Darunter: Olmütz den 16ten Februar 1861. / 78te Fr. Wann und von wem wurden diese Papiere hier geschrieben und was ist ihr Inhalt? / Antw. Astrologische derselben Zeit wie das Buch – von demselben – Papa hat sie von einem Freimaurer. Adieu. Zudem ist der Handschrift eine Einlage aus fünf losen Blatt Papier beigegeben (Ir–Vv), darunter eine gedruckte Urkunde (V) aus dem Jahr 1774. I–IV: einseitig in Gold beschriebene, durchsichtige Blätter mit astrologischen Zeichen in fünf bis sieben Reihen am Seitenkopf, zwei Kreise mit verschiedenen Zeichen, u. a. Pentagrammen, Zahlen-Quadraten etc. Nach
2r–21v |
Losbuch mit 32 Fragen
2r Prolog durch vier antike Philosophen; 2v Liste mit 32 Fragen und daneben 32 Namen von biblischen Propheten (nicht zeilenweise einander zugeordnet, welcher Name gewählt wird, unterliegt dem Zufall); 3r–4r 32 Propheten von 2v mit Verweisen; 4v–5r Tabelle mit den sieben Planeten und 32 Himmelsrichtungen; 5v–21r 32 Losrichter in Gestalt von Tieren und Tierkreiszeichen, in der Fußleiste betitelt, jeweils mit 32 Lossprüchen in Reimpaaren, diese von I bis XXXII nummeriert
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Pergament, 21 Blätter (modern foliiert), 295 × 215 mm, Bastarda, ein Schreiber, einspaltig (2v, 5r zweispaltig), 32 Zeilen, rot und blau fleuronnierte Initialen, Rubrizierung, Strichelung.
Einband: Holz in grauschwarzem Leinen, 225 × 302 mm, in der Mitte ein Bleiring mit umklappbarem Messinggriff als Teil des Losmechanismus (ca. 35 mm Durchmesser); mit diesem kann eine Holzscheibe auf der Innenseite des Vorderdeckels gedreht werden (ca. 150 mm Durchmesser).
bairisch, mit rhein- oder mittelfränkischen Einschlägen (
76 kolorierte Federzeichnungen in variationsreichen und kräftigen Deckfarben, vorrangig in kleinen, aufwendig gerahmten Bildmedaillons, ein Zeichner.
Die Gestaltung des Losrads sowie der Illustrationen im Text entsprechen in Format, Anordnung, Stilistik und Motivik denen der Edinburgher Handschrift (Nr. 80.5.1.). Die Beschreibung des Olmützer Textzeugen konzentriert sich daher auf die abweichenden Details der Ausstattung.
Auf der Drehscheibe liegt eine kleine Messingscheibe auf, die darauf abgebildeten Gestirne sind in Gold ausgeführt und vor einen Hintergrund mit schwarzen Arabesken auf dunkelgrauem Grund dargestellt. Die konzentrischen Schmuckbänder auf der Scheibe sind in Rot, Schwarz und Weiß ausgeführt, so auch das krause Wellenband darum. Die beiden Engel darüber sind in Halbfigur dargestellt, ihre Unterkörper verschwinden optisch hinter dem Rad. Sie sind farblich gegengleich gestaltet. Diese farbliche Gestaltungsweise findet sich im gesamten Losbuch. Die männliche Figur unterhalb des Rades ist ebenfalls in diesen Farben gehalten.
2r Prolog: Katho, Aristotiles (oben), Plato, Virgilius (unten) in alternierender Farbgebung.
3r–4r Propheten: 32 Bildmedaillons mit Umschriften, in gleichmäßigen Rastern angeordnet. Die Figuren mit abwechslungsreicher, farblicher Gestaltung der Kleidung sowie der Hintergründe. Die Figuren sind bis in die Details (z. B. Barttracht, Haarfarbe, Attribute) mit Nr. 80.5.1. übereinstimmend, auch die Namen sind in leicht variierender Abfolge dieselben.
4v–5r Doppelseite mit den sieben Planeten und 32 Himmelsrichtungen als systematische Einheit innerhalb des Losmechanismus. Verso-Seite: Planetentafel, die Darstellungen ähneln denen des Losrades, jedoch sind die 17 lockenartigen Strahlen der Sonne kompakter aufgefasst, der Mond ist zusätzlich mit einem zarten Schleier versehen und die Planetensterne sind hier rot gerahmt. Die Namen der sieben Planeten sind in großen Goldbuchstaben und abweichend von der sonst verwendeten Bastarda in Textura-Schrift ausgeführt. Die rot-blauen Halbbogenmuster, die auf der recto-Seite die 32 Himmelsrichtungen zu sieben Gruppen zusammenfassen, sind zusätzlich mit Fleuronné besetzt.
5v–21r Losrichter: 32 Bildmedaillons mit Schmuckrahmen in verschiedenen Schwarz- und Rottönen, gestaltet mit Streifen, Punkten und Zacken. Darin in kräftigen Deckfarben kolorierte Federzeichnungen mit schwarzen Konturen. Schöne Modellierung der Figuren und Tiere durch Lichthöhungen in Weiß sowie einem dunkleren Farbton in den Schattenpartien.
kräftige, breite Deckfarbenpalette: v. a. Zinnober, Braunrot, Kirschrot, Gold, Goldgelb, Ockergelb, Schwarz und Weiß sowie Olivgrün, Lindgrün, Blau, Hellbraun, Hellgrau, Dunkelgrau.
http://www.manuscriptorium.com/apps/index.php?direct=record&pid=AIPDIG-VMO___K_14905_____3ULWBVF-cs
Abb. 150: Vorderspiegel. Losrad.