KdiH

KdiH

_ (der Unterstrich) ist Platzhalter für genau ein Zeichen.
% (das Prozentzeichen) ist Platzhalter für kein, ein oder mehr als ein Zeichen.

Ganz am Anfang und ganz am Ende der Sucheingabe sind die Platzhalterzeichen überflüssig.

ß · © ª º « » × æ œ Ç ç č š Ł ł ́ ̀ ̃ ̈ ̄ ̊ ̇ ̋ ͣ ͤ ͥ ͦ ͧ ͮ Α Β Γ Δ Ε Ζ Η Θ Ι Κ Λ Μ Ν Ξ Ο Π Ρ Σ Τ Υ Φ Χ Ψ Ω α β γ δ ε ζ η θ ι κ λ μ ν ξ ο π ρ σ ς τ υ φ χ ψ ω ͅ ̕ ̔

51.13.3. Zürich, Zentralbibliothek, Ms. A 164 (ehem. B 95; ehem. 192)

Bearbeitet von Ulrike Bodemann

KdiH-Band 6

Datierung:

1475 und 1476, Nachträge bis ca. 1493.

Lokalisierung:

Zürich.

Besitzgeschichte:

Zunächst Eigentum Gerold Edlibachs (seit 1473 Verwalter des Klosterbesitzes in Zürich und Constaffler, seit 1487 im Kleinen Rat in Zürich, gleichzeitig Säckelmeister), der die chronikalischen Einträge bis ca. 1493 fortführt; späterer Besitzverlauf unbekannt.

Inhalt:
1. I, 1r–71v ›Das Buch vom heiligen Georg‹

Williams-Krapp (1986): Georg (1)

1r Prolog Es spricht ssant paluus [!] wer da volhoͤret vntz an dz end der gewúnt die kron deß siges …

1r–71v Vita Es wz gar ein edler margraff zuͦ palastin der hiess goͤryus …

2. II, 2r–9r Gerold Edlibach, ›Waldmann’scher Auflauf‹

fragmentarisch

3. II, 9v–11v Gerold Edlibach u. a., Chronikalische Einträge zu den Jahren 1475–1493

weitere chronikalische Einträge auf den Vorsatzblättern *1 und 94 sowie in den Einbanddeckeln

4. III, 1r–93v Chronik der Stadt Zürich
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, 71 + 11 + 93 Blätter (drei Faszikel mit je eigener Foliierung, I: 1–71 [zwischen I,4 und 5 fehlt ein Blatt mit Textverlust, Blatt 7 defekt], II: 1–11 [II,1 herausgeschnitten], III: 1–93), dazu Vorsatzblätter *1 und 94, 216 × 145 mm, Text 1 und 2: einspaltig, 22–28 Zeilen, kursive Bastarda bzw. Kurrentschrift, ein Schreiber: Gerold Edlibach (I,71v: vff samstag vor sant iörgentag als man zalt 1475 han ich gfrpld fdlkbbch diß uss geschriben vnd gemallet myt myn eignen hend etc; somit wohl die älteste bekannte Handschrift Edlibachs). Text 4: einspaltig, 17–20 Zeilen, Bastarda, ein Schreiber (III,93v 1476), Text 3 von Gerold Edlibach und einer(?) Nachtragshand (von dieser auch ein Nachtrag 93v). Text 1: rote Überschriften, anfangs Lombarden über zwei Zeilen, im weiteren Verlauf nur I als Abschnittsinitiale oft mit langem, verzierten Schaft außerhalb des Schriftspiegels; gerahmte Initialen über zwei bzw. drei Zeilen mit Silber und Federranken 59r, 60r.

Schreibsprache:

alemannisch (Text 4: mit schwäbischen Merkmalen).

II. Bildausstattung:

Text 1 mit 23 kolorierten Federzeichnungen: 18v, 20v, 22v (datiert 1474), 31r (1475), 33r, 35r, 37r, 40v, 46r, 46v, 48r, 49v, 53r, 55r, 56r, 58r, 60r, 61r, 62v, 64v, 66r, 67v, 69v; eine Hand: Gerold Edlibach.

Format und Anordnung:

halbseitig in Schriftspiegelbreite (ca. 73–80 × 108– 110mm), in einfacher oder Doppellinie eingefasst, jeweils vor Kapitelbeginn, Kapitelüberschriften fungieren als Bildüberschriften.

Bildaufbau und -ausführung:

Das Verdikt Mohlbergs (1951/1952) »sehr roh und hässlich« wird den Zeichnungen nicht unbedingt gerecht; sie sind bei ausgewogener Flächenaufteilung (keine Randüberschneidungen) sorgfältig konzipiert, wenn auch ohne Raumwirkung und mit verzerrten Perspektiven; in Innenraumdarstellungen werden Gewölbehallen bevorzugt (18v, 22v, 33v etc.), bei Außendarstellungen ist der gleichmäßig mit Steinen und Grasbüscheln bestückte Boden charakteristisch, meist ohne lineare Begrenzung nach oben. Die agierenden Figuren sind nebeneinander in den Mittelgrund gesetzt, in fester Linie, nahezu ohne abzusetzen gezeichnet, die Köpfe mit stereotypen Gesichtern proportional zu groß für den Körper; zur Personenkennzeichnung gelegentlich Namensinschriften. Kaum oder nur ansatzweise ausgeführt ist die Kolorierung in einigen Bildern ab 60r.

Bildthemen:

Im Gegensatz zur Londoner Handschrift beginnt der Züricher Zyklus erst mit der Darstellung zur ersten Marter Georgs: 18v Sant iorius erste marter wie man in mit stricken schluog und blendet die Vorgeschichte (Drachenkampf) völlig aus. Entsprechend fehlt auch jeder Hinweis auf das Rittertum Georgs: Er ist stets ohne Rüstung, als höfisch gekleideter Jüngling dargestellt. Im weiteren Verlauf des Zyklus viele Details des durch Dacian erlittenen Martyriums, dessen genaue Schilderung Edlibach offenbar auch im Text ein Anliegen war (vgl. 48r: ob er im aber alle manot ein fúr núwe martter an tette als zwoͤlff manet inn dem jar sind vnd er im dann die selben martter des andren iares ouch an taͤtte weders da sye dz kann ich nit wússen ich hab disse legent ab dreyen buͤchen geschriben vnd vinden nút mer den xij martter die er gelitten hab vnd die dritzechenden martter dz im sin heilig hopt ward abgeschlagen), wobei die Hilfe Gottes, dank derer Georg bis zur Enthauptung alle Martern unversehrt übersteht, nie ins Bild gesetzt wird, stattdessen aber Georgs Antipode Kaiser Dacian stets mit im Bild ist: Georg wird 36r gekreuzigt, 37v aufs Rad geflochten, 46v zersägt, 55r mit Pfeilen vergiftet, 56r mit Nägeln vergiftet, 61r in einem Fass mit brennendem Pech und Schwefel gerollt, 62v gerädert, 66r in einem Ofen verbrannt, 69v enthauptet. Neben weiteren Marterszenen (40v, 46r Hinrichtung der Kaiserin, 58r, 60r Hinrichtung des Königs von Magedon) einige Darstellungen zu Georgs Wirken als Heidenbekehrer durch Wunderzeichen.

Literatur:

Mohlberg (1951/1952) S. 9 f. – Bachmann/Singer (1889/1973) S. XIII (Hs. E).

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 51.40: 37r. ›Das Buch vom heiligen Georg‹: Georgs Martyrium.

51.13.3._Abb._51.40.jpg
Abb. 51.40.