KdiH

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51.11.3. München, Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 65

Bearbeitet von Ulrike Bodemann

KdiH-Band 6

Datierung:

1444.

Lokalisierung:

Nürnberg, Klarissenkloster.

Besitzgeschichte:

Besitzvermerk (15. Jahrhundert) auf dem Vorsatzblatt [I]r: B [= Pultsignatur] Gent sant clarn in nurnberg. Nach der Auflösung des Klara-Klosters 1556 im Münchner Klarissenkloster St. Jakob am Anger. Von Benutzern: 167r neuzeitliche Skizze eines Mädchenkopfes, einliegendes Andachtsbild: Muttergottes-Kupferstich, bez. Joseph:Kempter:sc.exe.A:V:.

Inhalt:
2r–164r Leben des heiligen Franziskus (nach Bonaventura, Legenda maior), deutsch

Ruh (1978) Sp. 943: überarbeitete Fassung; vgl. auch Nr. 51.11.6.

2r–4r Vita, Prolog Die gnad gotes ist erschinen pei disem Jungsten Zeiten…

4v–114v Vita Ez waz ein man in der stat ze assis des man pilleichen gedenken schol …

114v–116r Mirakelsammlung, Prolog In den eren vnd in dem lobe des almehtigen …

116r–146r Mirakel Ein myner pruder der waz gar tugenthaft …

146r–v Franziskus-Gebet Frewͤ dich sicherleichen edler trager dez krewtz…

146v–164r Brief des Bischofs Thybaldus von Assisi über den Portiuncula-Ablass Ich pruder thibaldus vor gotes genaden pischof zu assis …

I. Kodikologische Beschreibung:

Pergament, 169 Blätter (Blatt 1 und 95 sind Zusatzblätter außerhalb des Lagenverbands; neuzeitliche Zählung ab dem zweiten Blatt 1–164, das ungezählte Vorsatz- und die drei ungezählten Nachstoßblätter leer; mehrere Einlegezettel mit zeitgenössischen Textergänzungen [nach 29 lateinisch, nach 150] bzw. jüngeren Gebeten [nach 101]; 94v und 95r leer), 205 × 155 mm, einspaltig, 19 Zeilen, Textualis, eine Schreiberin: Adelheid Strosserin (164r Das puch hat geschriben swester adelheydis strosserin zu lob vnd eren got dem almehtigen vnd dem heiligen vater sant franciscen vnd zu trost dem conuent leuͤterlich durch got vnd ist uolent worden da man zalt von Christi gepurt M CCCC XLIIII Jar zu sant franciscen tag), Kapitelinitialen der Vita in Deckfarbenmalerei, daneben rote, blaue oder rot-blaue Lombarden über zwei bis drei Zeilen, meist mit Fleuronnée in den Gegenfarben, in den Mirakeln ab 114v anspruchsvollere Lombarden mit z.T. figuralen Aussparungen (Phantasietiere), rote Überschriften, rote Strichel.

Schreibsprache:

nordbairisch (nürnbergisch).

II. Bildausstattung:

Zwei ganzseitige Deckfarbenminiaturen: 1v, 95v. – 16 Deckfarbeninitialen meist über vier bis fünf Zeilen mit Rankenausläufern und Fleuronnée: 4v, 11r, 18v, 25r, 33v, 42r, 52r, 60v, 69v, 74r, 79v, 86r, 96r, 104r, 109v, 114v, die Eingangsinitiale 4v über acht Zeilen, historisiert. Zwei(?) Hände.

Format und Anordnung:

Die Bildseiten sind dem Text auf Separatblättern beigefügt; dabei geht aus der Text-Bild-Anlage hervor, dass die Stigmatisationsdarstellung 95v bereits im Abschreibprozess eingeplant wurde: Kapitel 13 endet 94r, 94v bleibt leer; vielleicht anstelle des dort vorgesehenen Bildes wird vor Kapitel 14 (96r: Von den fünf mynnen zaichen …) das Zusatzblatt 95 mit Bild eingefügt. Während dieses genau Schriftspiegelformat hat (127 × 91 mm), ist 1v deutlich größer (152 × 100 mm). Beide in roter bzw. schwarz-roter Einfassungslinie.

Bildaufbau und -ausführung:

die Initialen sehr sorgfältig angelegt und koloriert, Buchstabenkörper meist Ton in Ton ornamentiert (Flechtband u. a.), auf vielfach mit Gold damasziertem Grund, oft Kastenrahmen; von den Initialen gehen sehr unterschiedlich lange wie üppige Deckfarbenranken aus, die sich zusammensetzen aus schlanken, langgezogenen Blattranken und dichten Verschlingungen mit Phantasieblüten und Goldfüllungen, von Fadenwerk begleitet: typisch dabei eine häufig wiederkehrende Komposition aus vier Deckfarbenpunkten, die durch Spiralfäden zu einer stilisierten Blume zusammengefügt werden ( 18v, 25r, 33v u. ö.). Die kleinformatige Darstellung der Stigmatisation in der Initiale 4v (der Seraph außerhalb der Initiale) strahlt trotz identischer Konzeption der Franziskusfigur wesentlich mehr Innigkeit aus als die wesentlich breiter angelegte ganzseitige Darstellung des Motivs 95v in sehr konventionellem Aufbau: Franziskus im linken Vordergrund vor bergiger Landschaft mit Kirchlein, Hintergrund als damaszierte Farbfläche, empfängt auf einem Knie kniend, mit erhobenen Händen, vom über ihm schwebenden Gekreuzigten mit Seraphsflügeln die Wundmale durch Strahlen, stiller Zeuge als lesende Begleitfigur. Sehr streng, jedoch mit gegenläufigen Fluchtlinien konstruiert ist dagegen die vielleicht nicht von derselben Hand gemalte Innenraumdarstellung 1v mit den zwei statuarisch hinter dem Altar im Bildmittelpunkt platzierten Geistlichen und dem Jesuskind mit Ochs und Esel am unteren Bildrand.

Bildthemen:

Neben den beiden Stigmatisationsbildern 4v und 95v wurde einleitend 1v die Darstellung der Krippenfeier von Greccio gewählt: Franziskus als Diakon in rotem, grün abgesetztem Habit, mit Messbuch am Altar, assistiert von einem Mönch (Johannes von Greccio?) in rotem Obergewand über weißer Alba – ein Motiv ohne programmatische Aussage und möglicherweise eher zufällig an diese Position gelangt, wofür auch das nicht dem Schriftspiegel entsprechende Bildformat spricht.

Farben:

für die Initialen breite, hell-gedeckte Palette mit vielen Ausmischungen und Abtönungen mit Deckweiß, Blattgold. Die Miniaturen ohne Blattgold.

Literatur:

Petzet (1920) S. 107–109. – Wilhelm (1907) S. 228; Ruh (1956) S. 243; Stange 9 (1958/1969) s. 32; Bayerns Kirche im Mittelalter (1960) S. 52, Nr. 263; 800 Jahre Franz von Assisi (1982) S. 569, Nr. 10.42; Caritas Pirckheimer (1982) S. 92, Nr.73, Abb. 17 (95v); Schraut (1987) S. 76, Nr. 28 und S. 38 mit Abb. 24 (1v); Schneider (1994) S. 7, Abb. 166.167 (Textseiten).

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 51.32: 4v. Leben des heiligen Franziskus: E-Initiale mit Stigmatisation.

Abb. 51.33: 95v. Leben des heiligen Franziskus: Stigmatisation.

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Abb. 51.32.
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Abb. 51.33.