KdiH

KdiH

_ (der Unterstrich) ist Platzhalter für genau ein Zeichen.
% (das Prozentzeichen) ist Platzhalter für kein, ein oder mehr als ein Zeichen.

Ganz am Anfang und ganz am Ende der Sucheingabe sind die Platzhalterzeichen überflüssig.

ß · © ª º « » × æ œ Ç ç č š Ł ł ́ ̀ ̃ ̈ ̄ ̊ ̇ ̋ ͣ ͤ ͥ ͦ ͧ ͮ Α Β Γ Δ Ε Ζ Η Θ Ι Κ Λ Μ Ν Ξ Ο Π Ρ Σ Τ Υ Φ Χ Ψ Ω α β γ δ ε ζ η θ ι κ λ μ ν ξ ο π ρ σ ς τ υ φ χ ψ ω ͅ ̕ ̔

26A.13.1. Braunschweig, Stadtarchiv, H VI 1, Nr. 28

Bearbeitet von Ulrike Bodemann

KdiH-Band 3

Datierung:

1493–1502.

Lokalisierung:

Braunschweig.

Besitzgeschichte:

Ehemals in Halberstädter Privatbesitz (auf dem vorderen Spiegelblatt Eintragungen über den Vorbesitz durch die Familie Hetling), um 1880 im Besitz der Halberstädter Familie Heine, danach Eigentum des Oberlandesgerichtsrats Hecht (dessen Exlibris ebenfalls auf dem Spiegelblatt), vgl. Cordes (1934/35). Nach dem 2. Weltkrieg im Besitz von Professor Schulz-Schaeffer, Marburg. 1957 durch Richard Moderhack für das Stadtarchiv Braunschweig erworben (Accessionsvermerk acc 57/64 auf dem Spiegelblatt).

Inhalt:
1. 1ra–399vb Hermann Bote, Niedersächsische Weltchronik (›Braunschweiger Chronik‹)

Anfang und Ende unvollständig

1ra–26ra Schöpfung bis Sibylla tiburtina

26rb–399vb Christi Geburt bis 1438

2. 400ra–443rb Geschichte der Bischöfe von Halberstadt

›ATHALOGVS oder Erzelung Der [...] bischof Der loblichen vndt weitberumpten kirchen zu Halberstet [...] Ciriacus Mantanus Quedlinburgensis sibi scribebat Den 5. Maij Anno 1610.‹

3. 443va–444vb Verzeichnis der Ratsherren von Halberstadt

›Im deme Jare nach Christi Gebordt Dusende vier hundert vunf vnd twintig. In S. Michaelis dage worden düsse nachgeschreuen In dem Rahdt tho halberstadt gebkoren‹

4. 445ra–448rb Verzeichnis der Äbtissinen von Quedlinburg

›Catalogus Abbatissarum Quedelburgensium Cyriacus Montanus sibi scribebat Quedlinburgensis den 14. octobris Anno 1610.‹

I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, 450 Blätter (neue Bleistiftzählung; am Anfang fehlen ein bis zwei, am Ende drei Blätter; von den Blättern 14 und 22 nur Teilstücke erhalten, Blatt 369 gehört vor Blatt 257, Blatt 295 gehört vor Blatt 276), 346 × 255 mm, Text 1 zweispaltig, stark variierende Zeilenzahl (maximal ca. 46 Zeilen), kursive Bastarda, ein Schreiber (Hermann Bote), rote Strichel und Lombarden. Gelegentlich sind Passagen mit Papierstücken überklebt, auf denen der überklebte Text/das überklebte Bild von Schreiberhand durch eine Neufassung ersetzt wird (z. B. Blatt 37[2×], 389). Die Texte 2–4 von jüngerer Hand (Cyriacus Montanus 1610?) nachgetragen. Ergänzungen von noch jüngeren Händen bis 1674.

Schreibsprache:

niederdeutsch (ostfälisch) (Text 1).

II. Bildausstattung:

Mehr als 400 Zeichnungen; davon 127 Stadtansichten (2va, 2vb, 3vb, 4va, 4vb, 5vb, 7rb, 7va, 7vb, 8va, 9rb, 10ra, 11va, 16vb, 17rb, 18va, 19vb, 21va, 23ra, 24ra, 26vb, 27va, 28va, 30ra, 30va, 31ra, 32va, 32vb, 33ra, 34rb, 34va, 35rb, 30ra, 40ra, 41va, 42rb, 46vb, 47rb, 48va, 49ra, 50va, 51ra, 51va, 54rb, 55vb, 57ra, 60rb, 60vb, 63rb, 64rb, 67vb, 71va, 78va, 84rb, 85va, 87va, 87vb, 94rb, 96va, 97vb, 99vb, 100va, 105ra, 105va, 106vb, 110va, 111vb, 118ra, 119vb, 122rb, 122va, 124ra, 127rb, 132vb, 133rb [2], 143ra, 145vb, 150va, 151va, 155va, 156rb, 158ra, 160ra, 160rb, 166va, 167va, 169rb, 172va, 174ra, 176ra, 178vb, 186va, 188ra, 191rb, 191vb, 195vb, 196vb, 198ra, 200ra, 205rb, 215vb, 216va, 217vb, 222rb, 222vb, 223va, 231vb 246rb, 257rb, 258rb, 272va, 274vb, 277va, 284rb, 286vb, 287ra, 287rb, 295vb, 301ra, 306vb, 307rb, 309rb, 312vb, 313rb, 316ra, 318vb; wegen Blattdefekts fehlt die Darstellung Londons Blatt 22), ferner fünf Darstellungen aus dem Motivkreis der Bibel und der Historienbibeln (1rb, 4ra, 25va, 26rb, 33vb), 13 Halbfiguren von Aposteln und Evangelisten (37va, 39va, 40va, 41ra, 41vb, 42ra, 43ra, 44vb[2], 45ra, 47vb, 49vb). Dazu zahlreiche Rundscheiben mit den Namen geistlicher und weltlicher Herrscher und gezeichneten, meist auch kolorierten Herrschaftssymbolen (Krone, Tiara, Mitra, Wappen), sowie ab 37vb zahlreiche ungerahmte Zeichnungen von Kometen und Eklipsen. – Bis 287rb kolorierte, ab 295vb unkolorierte Federzeichnungen, ein Zeichner (Hermann Bote).

Format und Anordnung:

Der Schreiber strukturierte die Seiten durch Linien in Kolumnen, Text- und Bildräume vor und trug Text und Bilder wohl innerhalb ein und desselben Arbeitsgangs ein. Bis auf die Rundscheiben ungerahmte rechteckige Zeichnungen, deren seitliche Begrenzung durch die Kolumneneinfassung vorgegeben ist (ca. 98–105 mm); die untere, manchmal auch die obere Begrenzung entspricht meist der linearen Einfassung von Zwischenüberschriften, die auch als Bildtitel fungieren. Die Höhe der Stadtansichten und Porträts variiert stark, sie erreicht bis zu 165 mm (11va: Rom). Bei den Herrscher-Rundscheiben gibt es zwei Formate: kleine, einfach eingefaßte Kreise (Dm ca. 35 mm) und große, dreifach eingefaßte Kreise (Dm ca. 85 mm). Die Rundscheiben stets innerhalb der Kapitel zur Territorialgeschichte mit Territorial- oder Volksname als Zwischenüberschrift, Veduten und andere Darstellungen den Berichten über Stadtgründungen und anderen Ereignissen stets vorausgehend.

Bildaufbau und -ausführung:

Zeichnung in kräftigen Linien mit abgeschrägter Feder, die Veduten bestehen aus unperspektivisch ineinandergeschachtelten Architektur- und Landschaftsteilen, die gelegentlich durch (vorgeblich) charakteristische Details spezifiziert werden (z. B. Baukräne ohne historischen Bezug bei Florenz 19vb und Regensburg 35rb). Figuren mit der für Bote typischen Physiognomie (flächiges Gesicht mit betonten Backenknochen und fliehendem Kinn, mandelförmige Augen mit Punkten; im Profil nahezu karikaturistisch verzerrt mit verwachsener Nase und vorspringendem Unterkiefer), weiche Körpermodellierung, die oft »aufgeplustert« wirkenden Gewänder schaffen runde Konturlinien. Zeichnerische Modellierung nur gelegentlich bei Gewändern, die mit Stricheln, manchmal mit kreuzweisen Schraffen versehen sind. Die Federzeichnungen blieben zunächst unkoloriert, wurden in einem weiteren Arbeitsgang zusammen mit dem Text lediglich rubriziert (Dachstrichelung in Rot u. ä.); erst dann folgten die Farben.

Eine einheitliche Farbausstattung reicht nur bis 224v: anfangs einfach und flächig in durchscheinenden Tönen, aus denen nur Rot hervorsticht; Deckweiß dann zunehmend (auch in Abtönungen) für die Gestaltung des Mauerwerks in den Stadtansichten eingesetzt, allmählich abwechslungsreichere Farbgestaltung (Modellierung durch Übermalungen, z. B. blaues Raster über Deckweiß 49ra zur Kennzeichnung von Gemäuer; neu hinzutretende Mischtöne: 40v Ocker, 42rb Oliv, u. ä.). Ab 224v entfällt die Kolorierung (bis auf die Schwarz-Rot-Zeichnung), die folgenden Stadtansichten, gelegentlich auch die Wappen scheinen erst nachträglich koloriert worden zu sein (die Farben werden kreidig-pastellig ausgemischt und viel pastoser aufgetragen, hervorstechend dabei das leuchtende Blau, z. B. 231vb: Uelzen). Ab 295vb entfällt auch diese Kolorierung.

Bildthemen:

Dominierend sind Stadtansichten. Zwischen die Städte der fünf ersten Weltalter (von Babylon, Jerusalem und Ninive bis Köln) mischen sich lediglich zwei biblische Motive (1rb Noah in der Arche, 4ra Abraham und Isaak). Der Zeitenwechsel wird markiert durch ein Doppelbild: 25va (Sibylla tiburtina mit Kaiser Augustus, zwischen ihnen Rundscheibe mit Halbfigur: Maria mit Kind im Strahlenkranz) und 26rb (Christi Geburt). Danach setzt sich die Städtereihe mit der Ansicht der Stadt Worms 26vb fort. Die Serie der Stadtveduten reicht bis Wismar (318vb). Im Vordergrund stehen zunehmend norddeutsche Städte, die Veduten sind nicht individualisiert, nur selten mehrere Stadtansichten in einem Bild kombiniert (198ra Dordrecht – Eluerde – Amsterdam – Leiden; 321vb Heilbronn – Esslingen; 313rb Reval – Dorpat, 316ra Roermond – Arnheim). Ab Blatt 37vb sind Darstellungen von Himmelserscheinungen eingestreut (darunter 142vb die Eklipsis 620 mit Erscheinung eines blauen Drachen, 399va die kreisförmige Himmelserscheinung 1438, aus der große Tropfen fielen). Eingefügt sind darüberhinaus lediglich: – die an das Kreuzigungsbild 33vb anschließende Serie von Apostel- und Evangelistendarstellungen, stets textparallel zur Schilderung ihres Todes (Halbfiguren mit Attributen, meist auf ihr Martyrium verweisend); die Reihe wird 49vb beschlossen durch Johannes (Apostel und Evangelist, mit Kelch), – Herrscherrundscheiben, mit denen der annalistischen Schilderung ein lineares Geschichtsbild unterlegt wird. Innerhalb der Herrscherreihe räumt Bote Heinrich dem Löwen durch eine ausnahmsweise figürlich gestaltete Rundscheibe einen besonderen Status ein: Dargestellt ist 228vb in einem Medaillon neben dem Doppellöwenwappen der Braunschweiger Löwe, dazu ein Spruchband mit Namensinschrift.

Hinzu treten Wappenseiten (85r, 116v) sowie einige kleine zeichenhafte Darstellungen als Verweis auf einzelne Begebenheiten: 13rb Schachbrett (für die Erfindung des Schachspiels unter dem Perserkönig Cyrus), 138va zwei blutige Speere (für Kaiser Mauritius 590), 328ra Löwe (zum Bericht vom Kölner Bürgermeister Hermann Gryn, der 1253 einen Löwen besiegte), 337vb Wolf (zum Bericht vom dreijährigen Kind, das 1284 von Wölfen großgezogen wurde).

Der Hypothese eines direkten Einflusses der Schedel’schen Weltchronik auf das Bildprogramm der Braunschweiger Handschrift (Krümmel [1992] S. 328–332) fehlen sichere Grundlagen: Die von Krümmel angeführten Beispiele betreffen verbreitete ikonographische Muster (Turmbau zu Babel, Sibylla tiburtina, Geburt Christi). Daß Bote die Schedel’sche Weltchronik bekannt war und daß er in seiner Braunschweiger Chronik »nach dem Vorbild der Schedel’schen Weltchronik eine Bilderchronik für den norddeutschen-hansischen Bereich« vorlegen wollte, ist nicht auszuschließen. Der Rückgriff Botes auf bekannte Bildtopoi zeugt jedoch nicht zuletzt auch von breiten ikonographischen Kenntnissen Botes.

Farben:

Grün, Rot, Orangerot, Gelb, Weiß, blasses Hellbraun, metallisches Grau, Blau.

Literatur:

Carl Schaer: Conrad Botes niedersächsische Bilderchronik. Hannover 1880, S. 12–15; Richard Moderhack, Hans Jürgen Querfurth, Gerhard Stoletzki: Stadtarchiv und Stadtbibliothek Braunschweig. Wolfenbüttel 1960, Abb. S. 30 (196vb), S. 31 (33vb); Richard Moderhack: Hundert Jahre Stadtarchiv und Stadtbibliothek Braunschweig 1861–1961. Braunschweig 1961, Abb. zwischen S. 32 und 33 (41v–42r); Helmut Plath: Die älteste Ansicht von Hannover. Hannoversche Geschichtsblätter N. F. 16 (1962) H. 1/2, S. 108–111, Abb. 1 (188ra). 2 (188rb); Gerd Spies (Hrsg.): Braunschweig – das Bild der Stadt in 900 Jahren. Geschichte und Ansichten. 2 Bde. Braunschweig 1985. Bd. 2: Braunschweigs Stadtbild. Bearb. von Franz-Josef Christiani [u. a.], S. 30, Abb. 22 (196vb); Stadt im Wandel (1985) Bd. 1, S. 563, Nr. 484; Die Hanse. Lebenswirklichkeit und Mythos. [Ausstellungskatalog] Hrsg. von Jürgen Bracker. Hamburg 1989, Bd. 2, S. 39–41, Nr. 1.15 mit Abb. (196v–197r); Krümmel (1992) S. 328–332, Abb. 51 (2va), 52 (25va), 53 (26rb).

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Taf. XV: 42r. Apostel Petrus und Paulus; Stadt Aachen.

Abb. 123: 41v. Ansicht Breslau; Hüftbildnis des Apostels Philippus.

Abb. 124: 215v. Wappen von Mindener und Osnabrücker Bischöfen; Ansicht Goslars.

26A.13.1._Taf._XV.jpg
Taf. XV.
26A.13.1._Abb._123.jpg
Abb. 123.
26A.13.1._Abb._124.jpg
Abb. 124.