KdiH

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59.12.4. Zürich, Zentralbibliothek, Ms. C 70

Bearbeitet von Ulrike Bodemann

KdiH-Band 7

Datierung:

Frühes 15. Jahrhundert.

Lokalisierung:

Nordschweiz/westlicher Bodenseeraum?

Besitzgeschichte:

Wohl seit dem 16. Jahrhundert in Züricher Besitz (neueres Vorsatzblatt [I] mit Züricher Wappen als Wasserzeichen).

Inhalt: ›Züricher Historienbibel‹
1r–373r Alte Ee: Genesis bis Makkabäer II
Anfang fehlt
377r–397v Neue Ee: Marienleben, Leben Jesu, Apostelgeschichte (bis Stefanus)
bricht ab
I. Kodikologische Beschreibung:

Pergament, [I] + 397 + [I] Blätter (am Anfang fehlen zwei Lagen, also wohl 24 Blätter, die Blätter 19 und 155 fehlen bis auf kleine Reste, ferner je ein Blatt nach 143, 180, 265, 321, zwei Blätter nach 260, mehrere Blätter nach 397), 260 × 185 mm, einspaltig, gotische Buchschrift, mindestens zwei Schreiber, I ist der Hauptschreiber, II schreibt nur die Blätter 237–239, 254–262, 269–283, II oder III die Blätter 373 und 391v–393r. Rote Lombarden und Kapitelzahlen, rote Strichel bis 249r und ab 307v, 373r–376v gar nicht rubriziert. – Die Handschrift insgesamt recht defekt, abgegriffen, schmutzig, besonders auf den Bildseiten (201r ist das Motiv kaum noch zu erkennen).

Schreibsprache:

niederalemannisch.

II. Bildausstattung:

Erhalten sind 34 kolorierte Federzeichnungen, nur zur Alten Ee, wohl ein Zeichner. – Ein Bildfreiraum (254r).

Format und Anordnung:

kleine, fast vignettenartige Zeichnungen zwischen dem Text (nach der Bezugsstelle). Meist schmale ungerahmte Streifenbilder, in der Regel innerhalb der Schriftspiegelbreite (83–135 mm) und mit geringen Höhenschwankungen (41–63 mm); nur 50r (98 × 175 mm) ungewöhnlich groß. Selten noch kleinere Bildchen initialenartig in den Text eingerückt (46va, 59va, 70va, 81va, 124ra, 254ra).

Bildaufbau und -ausführung:

hintergrundlose Zeichnungen, Figuren agieren meist auf flachem Bodenstück, das nur am oberen Rand linear begrenzt ist (ockerfarbig laviert), gelegentlich auch freistehend (27r), äußerst sparsamer Szenenaufbau (raumtrennend oder -abschließend etwa eine freistehende Tür (113r, 116v, 162r). Landschafts- oder Architekturkulissen nur, wenn vom Text erfordert (65v Bundeslade vor Jericho mit kompakter Stadtbebauung, 91r Tod Abimelechs vor Hügeln mit einzelnen Laubbäumen und der Burg Tebez). Im Zentrum stehen die Personen. Mehrfach sind Inschriften ergänzt, die z.T. der Figurenidentifizierung dienen (108v die sniterdis ist frow rut […] – dis ist boos des der aker was), zum Teil als Bildüberschrift fungieren (91r die figur ist wie abymelech erworfen was mit einem stein von einer frowen ab dem Berg thebes). In sehr geübter, zarter Strichführung werden gedrungene Figuren in lebhaften Bewegungen und glaubhaften Körperhaltungen geschickt ins Bild gesetzt; modelliert wird durch feine Strichel; Physiognomien in Frontalsicht sind nur in wenigen Strichen angedeutet (Mundstrich, gebogter Nasenstrich, drei kurze Striche und Punkt für Augen), auffallend der stets etwas angehobene Kopf. Meist gelungene perspektivische Verkürzungen, manchmal sind bei versetzt nach hinten gestellten Beinen diese etwas zu kurz und unorganisch mit dem Körper verbunden.

Sehr zurückhaltend laviert, ab 65v gelegentlich etwas kräftigeres Grün, selten auch ein helles Blau (85v), beides zusammen z.B. in den Bildern 113r, 116v, 262v, die anders als das Übrige regelrecht bunt wirken.

Der Zeichnung 50r (Schätze der Bundeslade) kommt bereits durch ihr ungewöhnlich großes Format besondere Bedeutung zu, die miniaturähnlich flächenfüllende Gestaltung in deckenden Farben unter Benutzung von Silber und die Ergänzung einer Rahmung tragen zur Hervorhebung des Bildes bei.

Bildthemen:

Textbeginn (mit Bildern von der Schöpfung bis zu Jakob) fehlt; erhalten ist ein Bilderzyklus, in dem in nicht sehr dichter Streuung, doch recht gleichmäßiger Folge meist gängige, jedoch keine zentralen oder programmatischen Situationen zur Bebilderung ausgewählt sind. Nach Sauls Krönung (124ra) und David und Goliat (132r) wird die Illustrierung deutlich sporadischer (selbst wenn die verlorenen Blätter Federzeichnungen enthalten hätten): kaum ein Bild zu Salomo und seinen Nachfolgern (Ausnahme: 200r Elija am Horeb/Berufung Elischas), zu Jeremia, Ezechiel, Esra und Nehemia (Ausnahme 261v Heilung des Darius), ebenso wenig zum Alexanderauszug nach Jakob Twinger. Der Zyklus endet mit dem Kampf des Judas Makkabäus gegen Lysias (365v). – Narrative Sequenzen gibt es nicht, allerdings sind gelegentlich in kontinuierender Darstellung mehrere Szenen in ein Bild zusammengeführt (5v Josef im Brunnen/ Jakob und Josefs Rock; 132r David und Goliat/David bringt Goliats Haupt zu Saul, 162r Abschalom zündet Joabs Korn an/David umarmt Abschalom, u.ö.).

Farben:

Violett, stumpfes, fast graues Olivgrün, Olivbraun, Blassgelb (v.a. für blondes Haar).

Literatur:

Mohlberg (1951/1952) S. 40, Nr. 100. – Merzdorf (1870) S. 96–99 (Hs. a); Vollmer (1916) S. 90–94, Nr. 99, Taf. VII (287v–288r); Hilg (1981) S. 422 Anm. 62; von Bloh (1993) S. 327.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 49: 132r. Kampf Davids gegen Goliat, David bringt Goliats Haupt zu Saul.

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Abb. 49.