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59.12.2. Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Ms. germ. fol. 1413

Bearbeitet von Ulrike Bodemann

KdiH-Band 7

Datierung:

Mitte 15. Jahrhundert, vielleicht 1455 (Teil I), 1404 (Teil II).

Lokalisierung:

Österreich (Raum Wien?).

Besitzgeschichte:

Federproben 227v weisen auf österreichische Provenienz, u.a. wird der Adelige wilhalm von puechhaim (Puchheim bei Vöcklabrunn/Oberösterreich, vgl. Zedlers Universallexikon, Bd. 29 [1741/1961] Sp. 1156: vermutlich Wilhelm II. von Puchaim, Obererbtruchsess, Rat und Feldherr Kaiser Friedrichs IV., † 1483) und ein Hanns List genannt (ferner Junkchfraw barbara, Junkcher Jacob). Vermutlich vor 1780 aus der Wiener Artistenfakultät in die Benediktinerabtei Seitenstetten gelangt. 1924 an den Wiener Antiquar Joseph Satinober verkauft, 1926 als Geschenk des Vereins der Freunde der Koeniglichen Bibliothek (Exlibris Vorderdeckel) in die Preußische Staatsbibliothek gelangt (acc. nr. 1926.148).

Inhalt:
1. 5r–171r Historienbibel, Alte Ee: Genesis bis Könige
Anfang fehlt; endet im Kapitel Josyas Amons Sun herschten auch vber Jherusalem xxxi Jar …
2. 175ra–225vb Heinrich von Langenstein, ›Erkenntnis der Sünde‹
3. 226ra ›Das Almosen‹
Märe (Fragment)
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, 233 Blätter (moderne Zählung; vor Blatt 5 fehlt ein Blatt, fragmentarisch sind die Blätter 5, 13bis, 30, 39, 83bis, 88, 99, 135bis, 175bis; unbeschrieben 1r–4v, 71v–74v, 226v–233v), 290 × 210 mm, zwei ursprünglich selbständige Teile (5–174/175–226), Teil I von drei Schreibern, Bastarda, I: 5r–36v, 36–39 Zeilen, mit roten Stricheln, Lombarden über drei Zeilen, II: 37r–126vb, 33–34 Zeilen, nicht rubriziert, Lombarden über drei bis sieben Zeilen nicht ausgeführt, III: 127r–171v, 33 Zeilen, ebenfalls nicht rubriziert und ohne Lombarden. Teil II: Bastardaschriften, zwei Schreiber, I: 175ra–199ra, 35–36 Zeilen, II: 199rb–225vb mit Kolophon, datiert 21. Juni 1404, 29–30 Zeilen, 214ra–rb von anderer Hand; dazu eine Nachtragshand: 226ra; Rubrizierung (Strichel, Überschriften, Lombarden) nur zum Teil ausgeführt. Die beiden Teile wurden bereits im 15. Jahrhundert zusammengebunden, dabei sind die Blätter 1–4 und 227–233 ergänzt worden; mindestens Schreiber III des ersten Teils hinterlässt auch Notizen im zweiten Teil, u.a. die Datierung 194v unterer Randsteg: anno hominis(!) M cccc l v Jar.

Schreibsprache:

bairisch-österreichisch.

II. Bildausstattung:

Zu Text 1 63 teilweise kolorierte Federzeichnungen, Freiräume für wenigstens 53 nicht ausgeführte Zeichnungen. Mindestens zwei Zeichner, A: 5r–36v, B: ab 37r (die letzte ausgeführte Zeichnung 112ra). In manche Freiräume wurden von späteren Benutzern dilettantische Zeichnungen ohne Textbezug eingefügt: 98v, 115ra, 125ra, 131rb.

Format und Anordnung:

meist viertelseitig in Spaltenbreite oder halbseitig über beide Spalten, zwischen dem Text. Manchmal auch größere und unregelmäßige Formate, z.B. eineinhalbspaltig (10v, 14v, u.ö.), auf zwei bei aufgeschlagener Handschrift gegenüberliegende Seiten verteilt (18vb–19ra), ungerahmt oder mit Ansatz einer linearen Einfassung (24va, 29v, u.a.).

Bildaufbau und -ausführung:

Der Bildzyklus ist nur ansatzweise zur Ausführung gekommen. Zeichner A hat die besser geschulte Hand, er zeichnet in kräftigen, weichen Linien, entwirft durchaus lebendige Kompositionen, in denen kleine Figuren meist auf einem Bodenstück mit sehr charakteristischen igelförmigen Grasbüscheln agieren. Ohne Rücksicht auf Perspektive oder Proportionen ordnet er Szenen und Motive frei im Raum an, nutzt dabei die unterschiedlich großen Formate kreativ (kontinuierende, von rechts nach links zu lesende Darstellung des Opfergangs und der Opferung Isaaks 14v). Besonderen Wert legt er auf die zeichnerische Ausgestaltung der Gewandfalten. Anfangs (bis 10vb: Turmbau zu Babel) sind seine Zeichnungen in Grün und Rot, ausnahmsweise auch in Grau sehr leicht laviert, nach einer ersten nicht ausgeführten Zeichnung (12vb Freiraum: Hagars Vertreibung) verzichtet er nahezu ganz auf Kolorierung: 23v–24v wenig Gelb, im folgenden neben leichter Lavierung von Schattenpartien u.ä. nur noch ausnahmsweise einige Akzente in Rot (25v Dachziegeln, 36v Blut). Das letzte von A ausgeführte Bild 36va–b (Schlangenwunder vor dem Pharao) wird von B auf dem nächsten Blatt 37va–b identisch wiederholt. B ahmt den Zeichenstil von A auch im weiteren Verlauf nach, ist aber unsicherer und unbeholfener, zeichnet mit feinerer Feder und verzichtet gänzlich auf Kolorierung. Auf angemessenen Bezug zum Text legt er wenig Wert, so lässt er den Wachtelfang vor einer Stadt- und Waldkulisse stattfinden (69v). Schließlich scheinen dem Zeichner die Motive auszugehen: 79vb (Zählung der Israeliten) wiederholt nahezu identisch 78vb (Bileams Weisung: die Israeliten erheben sich). Das folgende Bild 92va (Gottvater schaufelt Moses Grab) dürfte auch von seiner Hand sein, es ist jedoch das einzige – wohl sekundär – in blassem Grün, Violett und Braun, sogar mit Blattgold (Nimbus) vollständig kolorierte Bild des Zyklus.

Bildthemen:

Das Bildprogramm wird nach den sehr ausführlich berücksichtigten Ägyptischen Plagen (38rb bis 42va–b Tod der Erstgeburt, bereits als Freiraum unbesetzt) nur noch sporadisch ausgeführt. Darstellungen zur Schöpfung fehlen (lediglich 5ra Einsetzung Adams ins Paradies, 6ra Vertreibung aus dem Paradies). Für die Bücher Genesis und Exodus sowie für die Bücher der Königreiche war eine dichte Bebilderung vorgesehen; die übrigen Bucher sind weniger bedacht worden (Josua: sechs, Richter: neun Bildfreiräume, Rut ohne Bildfreiraum).

Literatur:

Peter Jörg Becker: Kurzes Verzeichnis der von Hermann Degering nicht mehr erfassten Handschriften in Folio. Ms. germ. fol. 1384 – Ms. germ. fol. 1500 [Typoscript]. Berlin 1986, S. 12f. – Aderlass und Seelentrost (2004) S. 205 f., Nr. 104 mit Abb. (10r).

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 46: 14v. Opfergangs Opferung Isaaks.

Abb. 47: 92va. Gottvater schaufelt Moses Grab.

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Abb. 46.
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Abb. 47.