44.3.2. München, Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 7364
Bearbeitet von Christine Stöllinger-Löser
KdiH-Band 6
1449.
Steiermark/Niederösterreich?
Im Auftrag Georg Krämers vielleicht in Rottenmann (Obersteiermark) geschrieben. – Die Handschrift war seit dem 16. Jahrhundert in der Sammlung des steirischen Lutheraners und Bibliophilen Ferdinand Hoffmann Freiherr von Grünbüchel und Strechau (1540–1607), die durch Schenkung von dessen letzten Nachkommen 1669 in die Fürstlich Dietrichstein’sche Bibliothek in Nikolsburg (Böhmen) gelangte (Cod. I 162). Dort verblieb sie bis zu deren Versteigerung 1933/34, wurde dann durch den Antiquar Erwin Rosenthal erworben und von diesem an die Münchner Staatsbibliothek weiterverkauft (vgl.
1. | 1ra–511rb | Heinrich von München, ›Weltchronik‹ |
2. | 512ra–515va | Ps.-Augustinus, ›De mysterio trinitatis et incarnationis‹, lat. Prosa und 300 deutsche Reimpaarverse. Inc. (Prolog): Wer mit juden well disputiern vnd kristenleichen glauben zieren |
3. | 515va–523ra | Ps.-Augustinus/Quodvultdeus, ›Sermo contra Judaeos, Paganos et Arianos‹, lat. Prosa und 632 deutsche Reimpaarverse |
4. | 524ra–525ra | ein newes ticht von der tewffen heylichait wie got mensch wart an alle mensliche hilff. Marienpreis und Lob der Gottesgeburt (lat. Anfangszitat in Prosa [Ps.-Aristoteles] und 118 deutsche Reimpaarverse; Inc. Philosophus dicit libro animalium bzw. Ein maister manigen wol erchant / Aristoteles ist genant / schreibt an ainem der pucher sein / von der aignschafft der tierlein) |
5. | 525ra | Ein churcz ticht gen werltleichen lewten (24 Verse). Inc. Es schreibt ein vil gutter tichter / Jeronimus der lerer spricht / daz gar vnmuͤgleich / gott geb zwei himelreich |
6. | 525ra–527ra | Exempelerzählung vom sterbenden Sünder, der auf Rat seines Engels Maria als Fürbitterin anruft (lat. Prosavorspruch und 239 deutsche Reimpaarverse). Inc. Nu merkcht mit andacht all gemain / wie Maria die maget rain / ein warew versunnerinn ist |
7. | 527ra–527vb | ›Sieben Freuden Mariens‹ (82 Verse) |
8. | 527vb–530rb | Ps.-Bernhard, ›Jesu dulcis memoria‹, lateinisch-deutsch |
9. | 530vab | Gedicht über die Vergänglichkeit (Ein news geticht in dem sterben gemacht; 64 Verse). Inc. Ein gar churce ler gib ich / nv siech auff mensch ez get auff dich / hewt ist ez mein vnd margn dein |
10. | 532r–554v | Konrad Steckel, deutsche Übersetzung des China-Reiseberichts des Odorico de Pordenone |
Papier, 554 + II Blätter (moderne Bleistiftzählung unten; ältere Seitenzählung des 19. Jahrhunderts in Tinte oben; zur Entfernung leerer Blätter bei der Restaurierung 1970 vgl.
bairisch / niederösterreichisch (
Von den insgesamt 248 kolorierten Federzeichnungen von einer Hand in den Texten 1–3 gehören 11 (1 + 10) zu den beiden pseudoaugustinischen Reden.
Stehende oder sitzende Personen mit Namenbändern (Autorbilder), jeweils in eine Textspalte integriert. Meist in Dreiviertelansicht, mit Aquarellfarben ohne große Sorgfalt koloriert, Gesichter weiß oder inkarnatfarbig, ohne individuellen Ausdruck, mit Hüten oder Kapuzen, langen Gewändern: 515ra unten Aaron, ca. 130 × 80 mm, hellbraun-gelber Rahmen; 516rb unten (zur Hälfte abgerissen) Isaias, ca. 120 × 80 mm, orangefarbener Rahmen; 516vb oben Daniel, ca. 125 × 85 mm, grüner Rahmen; 517va unten Moses, ca. 105 × 60 mm, ohne Rahmen; 517vb unten David, ca. 100 × 60 mm, ohne Rahmen; 518rb Mitte Habakuk, ca. 90 × 60 mm, ohne Rahmen; 518vb oben Jeremias, ca. 85 × 60 mm, ohne Rahmen; 519va Mitte Simeon, ca. 115 × 80 mm, rotbrauner Rahmen; 519vb unten Zacharias, ca. 100 × 80 mm, gelber Rahmen; 520rb oberes Drittel Johannes der Täufer, ca. 115 × 90 mm, gelber Rahmen, Hintergrund kräftig grün, Figur mit roten Konturen, mit Federzeichnung ein härenes Gewand eingezeichnet, mit Nimbus, in der Hand statt eines Namenbandes ein Kreis mit Gotteslamm und Kreuzesfahne; 521vb oben König Nabuchodonosor (Namenband ohne Namen) sitzend, vor ihm steht links ein Diener in kurzem braunen Gewand mit grünen Beinkleidern, zwischen ihnen ein Spruchband: Ave Maria Gratia Plena Benedictum, ca. 120 × 95 mm (Spruchbänder überhängend).
Grün, Orange, Ocker, Braun, Rosa, Rot, Lila, Hellblau, Gelb, Grau.
Zu Text 1 siehe Stoffgruppe 135. (Weltchroniken).
Taf. 44.Ib: 515r. Pseudo-Augustinus, ›Rede wider die Juden‹: Aaron mit blühendem Stab in den Händen.