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26B.7.1. olim Cheltenham, Sir Thomas Philipps, MS 10381 (jetzt Privatbesitz)

Bearbeitet von Peter Schmidt

KdiH-Band 3

Datierung:

Um 1445–1450.

Lokalisierung:

Hagenau.

Besitzgeschichte:

Für ein Mitglied der Nürnberger Familie Ebner geschrieben oder – was wahrscheinlicher ist – erworben (einer der Jerusalempilger auf 236r ist mit dem Wappen der Ebner bezeichnet, doch muß noch geklärt werden, ob dieses Wappen nicht erst nachträglich angebracht wurde, freundlicher Hinweis von Martin Roland), vermutlich Matthias Ebner, der in Beziehung zu Windeck und Sigismund stand. 1778 in der Bibliothek der Ebner nachgewiesen (Christoph Gottlieb von Murr: Memorabilia bibliothecarum publicarum Norimbergensium et Universitatis Altdorfinae. Bd. 2. Nürnberg 1788, S. 65, Nr. 29 f.). Damals war die Handschrift auf zwei Bände aufgeteilt; da zwischen den heutigen Blättern 116 und 117 ein umfangreicher Teil fehlt, der – verglichen mit den fast vollständigen Wiener Handschriften – annähernd ein Drittel des gesamten Textbestandes ausgemacht haben dürfte, ist davon auszugehen, daß es ursprünglichen drei Bände gab. Mit der Auktion der Bibliothek Ebner 1813 (Christoph Gottfried Ranner: Catalogus bibliothecae numerosae ab incluti nominis viro Hieronymo Guilielmo Ebnero, ab Eschenbach rel. olim conlectae […]. Nürnberg 1813, S. 11, Nr. 82–83) an den Bibliophilen Georg Kloss aus Frankfurt verkauft, in der Versteigerung von dessen Büchersammlung (Catalogue of the Library of Dr. Kloss [Sotheby’s, 7. Mai 1835], S. 343) an Thomas Thorpe. Dieser verkaufte die Handschrift 1837 an Sir Thomas Philipps in Cheltenham, der die beiden Teile zu einem einzigen Band vereinigen ließ (vgl. Alan N. L. Munby: The Formation of the Philipps Library up to the Year 1840. Cambridge 1954 [Philipps Studies 3], S. 44–47. 166, ders.: The Formation of the Philipps Library from 1841 to 1872. Cambridge 1956 [Philipps Studies 4], S. 177). Dort wurde eine Abschrift angefertigt (heute Göttingen, Staats- und Universitätsbibliothek, Cod. Ms. hist. 98 i). Zu einem unbekannten Zeitpunkt verkauft, von H.P. Kraus, New York, vermutlich bald nach 1946 von einem Zwischenbesitzer erworben, 1954 von ihm verkauft (H.P. Kraus, Catalogue 69 [1954], Nr. 6). 2004 von Joachim Schneider (vgl. Schneider [2005] S. 172 und Schneider [2006] S. 433) in irischem Privatbesitz wieder aufgefunden, 2009 von Sotheby’s angeboten, 2011 an einen unbekannten Privatbesitzer verkauft.

Inhalt:
1v–306r Eberhard Windeck, ›Kaiser Sigismunds Buch‹ (Handschrift C = E)
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, 306 Blätter (Foliierung bis 307, da von 190 auf 192 springend), 399 × 262 mm, Bastarda von einer Hand (laut Sotheby’s, siehe unten Literatur), zweispaltig, 30–33 Zeilen, rubriziert, einfache rote Initialen. Blattverluste an mehreren Stellen, zwischen 116 und 117 fehlt eine größere Zahl von Lagen.

Schreibsprache:

alemannisch.

II. Bildausstattung:

Der erhaltene Textbestand enthält 174 meist ganzseitige oder fast ganzseitige Illustrationen sowie ein Fragment einer solchen.

Format und Anordnung:

Meist ganzseitig, nur gelegentlich noch wenige Textzeilen vom Ende des vorausgegangenen Kapitels darüber. Jeweils unter der Rubrik plaziert, die den Inhalt des nachfolgenden Kapitels bezeichnet. Zwischen Überschrift und Haupttext eines Kapitels sind häufig Diskrepanzen zu beobachten; der Inhalt des Bildes folgt dabei meist der Rubrik, mit der es als zusammengehöriger »Kopf« des Kapitels aufgefaßt wurde.

Bildaufbau und -ausführung:

Ungerahmte Bildfelder, die Figuren agieren meist auf einer grünen Bodenscholle, öfters werden die Szenen im oberen Bereich zu den Seiten hin durch Architekturen oder Felsformationen abgeschlossen. In der Regel handeln kleine Personengruppen, in deren Zentrum häufig Sigismund steht. Standardschemata sind Begegnungen von zwei Gruppen (etwa bei Begrüßungen, Verhandlungen, Vertragsschlüssen, Gerichtsszenen), Aus- oder Einritte von Fürsten mit Gefolge, Einritte in Städte oder Burgen, Schlachten- und Belagerungsszenen. Besonderes Augenmerk gilt Brief- oder Urkundenübergaben, wobei ikonographisch bemerkenswerte Lösungen gefunden werden. Meist befinden sich ein oder mehrere Wappen über oder in den Szenen, zur Bezeichnung des Königs / Kaisers oder anderer Handlungsträger (darunter auch Windeck, der in 14 Bildern auftaucht). Zeichnungen in dunkelbrauner Feder, ökonomisch koloriert (flächig, teilweise mit sehr leichten, wässrigen Farben, mit plastischen Modellierungen durch verschieden starke Verdünnung), nur im ersten Bild mit Silberauflage für Nimben sowie Krone und Gürtel Sigismunds. Die Miniaturen aus dem Betrieb Diebold Laubers, mehrere Hände, dem »Maler I« (nach der Händescheidung von Saurma-Jeltsch [2001], siehe unten Cod. 13975) ähnlich, doch in Details wie der Haar- und Augenzeichnung und der Kolorierung verschieden. Größere Nähe in der Gestaltung der Gesichter besteht zu den Illustrationen von Heidelberg, Cod. Pal. germ. 339 (»Maler O«) nach Saurma-Jeltsch [2001]); solange der Codex der Forschung nicht zur Verfügung steht, sind jedoch keine näheren Aussagen möglich.

Bildthemen:

Siehe oben Tabelle.

Farben:

Grün, Blau, Purpurrot, Braun, Ocker, Inkarnat, Gelb, Schwarz, Silber (nur 1v).

Literatur:

J. Lambert Büchler / Carl Georg Dümge: Archiv der Gesellschaft für Ältere Deutsche Geschichtskunde zur Beförderung einer Gesammtausgabe der Quellenschriften deutscher Geschichten des Mittelalters. Bd. 1. Frankfurt am Main 1819, S. 451; Wyss (1894), v. a. 456–462; Priebsch 1 (1896) S. 108, Nr. 111; Fechter (1938) S. 126.131; Illuminated Books of the Middle Ages and Renaissance [Ausstellung Baltimore, The Walters Art Gallery, 1949]. Baltimore 1949, S. 53 Nr. 144; Sigrid Krämer: Verbleib unbekannt: Angeblich verschollene und wiederaufgetauchte Handschriften. ZfdA 103 (1974), S. 118–123, dort S. 119 f.; dies.: Verbleib unbekannt: Angeblich verschollene und wiederaufgetauchte Handschriften (2. Folge). ZfdA 104 (1975), S. 251–257, dort S. 251; In Retrospect. A Catalogue of 100 Outstanding Manuscripts, Sold in the Last Four Decades by H.P. Kraus. New York 1978, S. 152 Nr. 57; Saurma-Jeltsch (2001) Bd. 2, S. 16; Schneider (2005) S. 169–180, Abb. 1 (290v). 2 (103r); Schneider (2006) S. 433–437 mit Abb. 1 (33r). 3 (229r); Joachim Schneider: Eberhard Windeck, Buch von Kaiser Sigismund. In: Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation 962 bis 1806. Von Otto dem Großen bis zum Ausgang des Mittelalters. 29. Ausstellung des Europarates in Magdeburg und Berlin und Landesausstellung Sachsen-Anhalt. Hrsg. von Matthias Puhle / Claus-Peter Hasse, Dresden 2006, Katalogband, S. 479 f. mit Abb. (2v); Sotheby’s, Western Manuscripts and Miniatures, 7. Juli 2009. London 2009, S. 48–61 (lot 26); Schneider (2010) S. 238 mit Abb. 8 (4v/5r). 242.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus; Wikimedia Commons: 1v, 3v, 4v, 1v, 49r, 67v, 88r, 89r, 104r, 140r, 144r, 212r

Taf. XXVII: 1v. Sigismund mit Gefolge in Anbetung der Trinität.

Abb. 207: 88r. Windeck misst die Größe eines in Dünkirchen gefangenen Wals.

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Taf. XXVII.
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Abb. 207.