KdiH

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91.0.4. Heidelberg, Universitätsbibliothek, Cod. Pal. germ. 313

Bearbeitet von Katharina Glanz

KdiH-Band 9

Datierung:

1478 (439v).

Lokalisierung:

Oberrheingebiet.

Besitzgeschichte:

Die Wappen der Miniatur auf 1r deuten auf eine Entstehung im Umfeld der pfälzischen Herrscherfamilie hin. Möglicherweise aus dem Besitz Philipps des Aufrichtigen. Nach Rosenberg (1980, S. 5f.) und Kerth (1986, S. 51) wird die Herkunft vom Hof der Erzherzogin Mechthild von Österreich durch die Schreibsprache nicht bestätigt. Handschrift der älteren Heidelberger Schlossbibliothek. Dort bei der Katalogisierung 1556/59 verzeichnet. Eine Abschrift des 19. Jahrhunderts durch Johann Georg Lehmann befindet sich unter der Signatur ms. 1936 (All. 19) in der Bibliothèque nationale et universitaire de Strasbourg.

Inhalt: Sammelhandschrift mit 56 Minnereden (verzeichnet bei Miller/Zimmermann [2007] S. 48–55), darin zu Beginn:
1. 1r–43r Johann von Konstanz, ›Minnelehre‹
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, 498 Blätter (Foliierung des 15. Jahrhunderts: I–CXXIII, CXXV–CCLXXIX, 280–496, Bll. 1*, 1**, 2*–3*, 497*–499* mit moderner Zählung), 275 × 190 mm, Bastarda (496r I. D. [?]), einspaltig, 28–31 Zeilen, eingangs 1r W-Initiale über vier Zeilen in Violett mit Palmettenbesatz auf blauem Grund, ebenda den linken Seitenrand flächiger ausfüllender Blumenrankendekor, am unteren Blattrand mittig Wildmann mit drei Wappenschilden, Cadellen bzw. Lombarden über zwei bis vier Zeilen an den Textanfängen in Rot; 4v, 6v, 8v Cadellen in Blau; 1r–25r Rubrizierung, ab 25v nur noch partiell, ab Bl. 192 nicht mehr ausgeführt; alte Überschriften in Schwarz (1r, 121r) und Rot (338v, 346r), sonst Platz für Überschriften überall freigehalten, diese jedoch nur partiell ausgeführt, rote Seitenüberschrift nur bei Versoseiten 1–10.

Schreibsprache:

niederalemannisch.

II. Bildausstattung:

1r Cupido auf Säule, darüber aufgerolltes Spruchband.

Format und Anordnung:

Ungerahmte Deckfarbenmalerei in buntem Kolorit, am rechten Blattrand, etwa zwei Drittel der Seitenhöhe einnehmend.

Bildaufbau und -ausführung:

Cupido nackt auf einer gedrehten und unten angeschnittenen Säule als nach links stehende, geflügelte und gekrönte weibliche Gestalt mit offenem Haar. Trotz der detailreichen Ausführung mit den herausgearbeiteten Federn, den lodernden Flammen und dem Einsatz verschiedener Farben wirkt diese Zeichnung eher plump und die Bewegung steif. Die Hände sind klein. Die Konturen der Zeichnung deutlich erkennbar, keine Modellierung mittels Farbauftrag oder aufgesetzten Lichtern, Versuch einer tiefenräumlichen Gestaltung durch Körperhaltung und plastische Gestaltung der Säule. Das frei schwebende Spruchband erhält Plastizität durch Schraffur und verschieden dichten, partiell verlorenen Farbauftrag. Insgesamt durchaus lebendige wie sorgfältige, jedoch in einigen Details ungeschickt wirkende Arbeit.

Bildthemen:

Das Bild von Cupido als nackte gekrönte Liebesgöttin mit offenem Haar, Flügeln, gespanntem Bogen, Köcher, drei Pfeilen und brennender Fackel in der Linken illustriert jene Passage der ›Minnelehre‹ des Johann von Konstanz, in welcher der Sprecher Frau Minne auf einer goldenen Säule (V. 189) begegnet. Möglicherweise waren die Augen ursprünglich verbunden.

Farben:

Federzeichnung in Grün, Hell- und Dunkelblau, Violett, Grau, Braun, Rotbraun und Ocker koloriert, an zahlreichen Stellen Farbverluste.

Literatur:

Bartsch (1887) S. 69–72; Wegener (1927) S. 58f.; Miller/Zimmermann (2007) S. 47–55. – Brauns/Thiele (1938); Brandis (1968) S. 234; Rosenberg (1980) S. 56–122; Kerth (1986) S. 29–34; Klingner/Lieb (2013) Bd. 2, S. 60f. (He3).

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 142: 1r. Cupido auf Säule.

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Abb. 142.