KdiH

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91.0.5. Heidelberg, Universitätsbibliothek, Cod. Pal. germ. 344

Bearbeitet von Katharina Glanz

KdiH-Band 9

Datierung:

1459 (33v).

Lokalisierung:

Konstanz.

Besitzgeschichte:

Die von Wegener (1927, S. VII) erklärte Provenienz aus dem Besitz der Margarethe von Savoyen ist nicht belegt, wird allerdings durch die Schreibsprache gestützt. Margarethe, seit 1453 mit Graf Ulrich V. von Württemberg (1413–1480) verheiratet, war literarisch interessiert und besaß zahlreiche Handschriften. Einen Teil von ihnen musste sie infolge der Mitgiftforderungen ihres Schwagers Friedrich I. von der Pfalz nach Heidelberg geben. Weitere Bücher gingen nach ihrem Tod an ihren Sohn, den Pfalzgrafen Philipp, so dass schließlich alle Handschriften in die ältere Heidelberger Schlossbibliothek gelangten (Lähnemann [2002]). Dort bei der Katalogisierung 1556/59 verzeichnet.

I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, 65 Blätter (Bl. 55 verloren; Foliierung des 17. Jahrhunderts: 1–54, 56–62, hinzugebundene Seiten 1*–2*, 63*–64* mit moderner Zählung, 4r–v mit späteren Korrekturen), 307 × 205 mm, Bastarda, eine Hand, einspaltig, 26–36 Zeilen, Lombarden in Rot über drei bzw. vier Zeilen (1r, 59r), Rubrizierung, Text versweise abgesetzt.

Schreibsprache:

westschwäbisch.

II. Bildausstattung:

41 lavierte Federzeichnungen, nach Wegener (1927, S. 58f.) von zwei Händen. 21 zu Text 1, zwölf zu Text 2, sieben zu Text 3 sowie eine zu Text 4.

Format und Anordnung:

Ausnahmslos ungerahmte, überwiegend seitenbreite Darstellungen von hoher Qualität, die ein Drittel bis die Hälfte der Seite einnehmen und sowohl vor als auch nach dem Text sowie in diesen eingefügt erscheinen.

Bildaufbau und -ausführung:

Nach Buchmalerei im Bodenseeraum (1997, S. 28f.) gehen die Illustrationen hinsichtlich ihrer Qualität weit über die von Jerchel (1932, S. 66f.) als verwandt angeführten Bilder der Augustinus-Vita (Konstanz, Rosgartenmuseum, Hs. 3) hinaus. Konrad (1993, S. 103, 133f.) schreibt sie der Konstanzer Murer-Werkstatt zu. Die Bilder sind planvoll und abwechslungsreich angelegt und von durchaus malerischer Qualität. Die Szenerien sind geschlossen, die Palette kräftig, hell und bunt. Helle Flächen wurden ausgespart, Gelb schlägt im Schatten in Grün um. Der Farbauftrag erfolgte großflächig und partiell die Zeichnung überdeckend, die Kolorierung ungleichmäßig, 38v, 40r nicht ausgeführt. Nach Wegener (1927) stammen Zeichnung und Färbung von zwei verschiedenen Händen. Modellierung durch ausgesparte Lichter, dunklere Töne im Schatten und eine charakteristische kurzstrichelige Federschraffur, die auf Licht- und Schatteneffekte abzielt. Die Szenerie erscheint in eine zeitgemäße Umgebung versetzt. Die handelnden Personen sind meist neben- oder hintereinander platziert oder zu Gruppen zusammengestellt und modisch gekleidet. Gewänder mit reichem, eckigem Faltenwurf und teils langen Schleppen. Der Protagonist der Texte, das männliche Sprecher-Ich, erscheint in allen Bildzyklen in grau-weiß-rot geteiltem Gewand und ist dadurch stets eindeutig erkennbar. Die Kleidung der Damen ist uneinheitlich. Die Mimik der kaum variierten Gesichter ist beschränkt, die Gestik der Figuren durchaus bewegt.

Besonders hervorzuheben sind die naturalistischen Landschaften aus übereinander liegenden Bodenplatten, welche in die Bildtiefe führen. Der Vordergrund ist mit Wegen, Felskanten, Gewässern und Pflanzen abwechslungsreich gestaltet. Im Hintergrund finden sich Baumketten, Berge, Stadtansichten, Burgen und Kirchen. Tiere gibt es nur auf den beiden Bildern zur Falkenjagdszene. Die Innenräume sind verschiedenartig gestaltet. Die Perspektive ist nicht schlüssig, gleiche Örtlichkeiten sind nicht übereinstimmend wiedergegeben, Details weichen ab, Gewandfarben sind vertauscht. Die Bilder illustrieren, überwiegend in Dialogszenen, die Hauptszenen der zugehörigen Texte, wobei sie in den Einzelheiten von der Schilderung des Textes abweichen können.

Bildthemen:

Zu Text 1: 1r: Mann klagt über die abweisende Haltung seiner Minnedame; 2r: Rückzug in die Natur; 3r: Waldlandschaft, Begegnung mit der vom Minnegericht verurteilten Dame; 8v: Bericht der Dame von ihrer Verhandlung vor dem Minnegericht, in dessen Verlauf sie in Ungnade fällt und sich beim Urteilsspruch entkleiden muss. Dementsprechend die Dame links nackt, klagend und mit aufgelöstem Haar. Frau Venus zeigt mit dem Finger auf sie, ihr überfließendes grünes Gewand bildet zugleich den Bodengrund; 9v: Nach ihrem Bericht fragt die Dame den Sprecher nach seinem Leid; 11v, 12r: Abschied von der Dame und Aufbruch zum Minnegericht; 13r: Begegnung mit Frau Liebe, die sich in Begleitung zu Pferd auf Balzjagd befindet; 14r: Gespräch des Mannes mit Frau Venus; 16r: Frau Liebe erklärt dem Sprecher die von Frau Venus’ Hofgesellschaft bewohnten Zelte sowie die Ordnung der Zeltstadt; 18r: Der Mann schreitet in Begleitung zweier Frauen auf die Zelte zu; 18v: Der Mann wird zu den Stufen geleitet, die in das erste Zelt führen; 19r: Minnegericht; 20v: Minnegericht; der Sprecher wird gebeten, zugunsten aller Liebenden zum Diener der Liebe zu werden; 21r: Der Sprecher bittet Frau Venus erfolglos um Entlassung; 22v: Im Raum, in dem sich das Buch der Liebe und des Minnerechts befindet, verkündet Frau Venus die dreizehn Gebote der Minne; 29r: Die Minnetugenden setzen den Unterricht fort, der um 32 Regeln der Liebe sowie eine letzte Regel erweitert wird; 30v: Der Sprecher bedankt sich für die Lehre und bittet um Erbarmen für die im Wald klagende Dame, fragt nach der Entscheidung über seinen Fall und wird unterrichtet; 32r: Abschied; 32v: Der Sprecher kündigt seine Absicht an, die Gebote und Regeln der Minne in der Öffentlichkeit zu verbreiten; 33v: Schlussbild: Der Sprecher Arm in Arm mit seiner Dame stehend. Unter diesem Bild ehemals eine große, dann weiß übermalte Federzeichnung, Frau in Kapelle eintretend, von gleicher Hand.

Zu Text 2: 37r: Der Sprecher beobachtet, wie der bärtige Pfennig Frau Minne ins Wasser stößt; 38r: Der Sprecher eilt Frau Minne zu Hilfe und zieht sie aus dem Wasser; 38v: Der Sprecher im Zelt der kranken Frau Minne; 39r: Der Sprecher und die anderen Tugenden im Zelt um das Bett der nackten Frau Minne herum stehend; 40r: Im Zelt Frau Minne, nackt im Bett liegend, im Gespräch mit Frau Gerechtigkeit und dem Sprecher; 40v: Geräumiges Zelt mit zwei Betten und einer Truhe, Frau Minne im Gespräch mit Frau Weisheit und dem Sprecher; 41v: Geräumiges Zelt, Frau Minne im Dialog mit Frau Frömmigkeit und dem Sprecher; 42v: Zelt mit zwei Betten, Frau Minne im Gespräch mit Frau Adel und dem Sprecher; 43v: Fahnengekröntes Zelt mit Holzboden, Frau Minne im Dialog mit Frau Geistlichkeit und dem Sprecher; 45r: Zelt, die kranke Frau Minne umringt von sechs Damen und dem Sprecher; 45v: Botenauftrag der Personifikationen an den Sprecher; 46v: Verabschiedung des Sprechers von der kranken Frau Minne.

Zu Text 3: 48r: In einer weiten Landschaft der Sprecher und seine Dame, stehend; 48v: In einer weiten Landschaft der Sprecher, stehend; 49v: Vom Sprecher belauschtes Streitgespräch zweier Damen; 50r: Belauschtes Streitgespräch; 52r: Belauschtes Streitgespräch; 53v: Zwei Frauen im Gespräch; 56v: Schlichtung des Streits durch den Sprecher.

Zu Text 4: 58v: Illustration des Traumgesprächs. Der im Freien schlafende Mann, vor ihm die ganz in Rot gekleidete Dame, stehend.

Die Bilder sind zumeist in der Nähe der entsprechenden Textstellen platziert. Der Bildzyklus des Cod. Pal. germ. 344 diente als Vorlage für die Drucke Straßburg: Matthias Hupfuff, 1499 (GW 01619; Nr. 91.0.a.) und Straßburg: Matthias Hupfuff, um 1510 (GW 0161910N; Nr. 91.0.b.).

Farben:

Die Palette ist kräftig, hell und bunt. Zum Einsatz kommen Grün, Gelb, Rot, Zinnober und Grau. Kein Blau.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 143: 19r. Im Gerichtszelt.

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Abb. 143.