80.8.1. Heidelberg, Universitätsbibliothek, Cod. Pal. germ. 552
Bearbeitet von Franziska Stephan
KdiH-Band 8
1492.
Grünsfeld (Franken).
Geschrieben von Heinrich Meise von Würzburg im Auftrag des Grafen Asmus von Wertheim-Freudenberg (um 1453–1509) in dessen Kanzlei in Grünsfeld bei Tauberbischofsheim (56v Kolophon, 15r Wappen der Grafen von Wertheim;
1. | 1v–40v |
Losbuch (gereimt) II
Auf der Innenseite des vorderen Buchdeckels sind Teile des Losmittels erhalten; 1v–2v 24 Fragen, ihnen zugeordnet je eine Kombination aus zwei Indexbuchstaben; 3r–4v Tabellen, je Seite sechs mal zwölf Kästchen, darin die 24 Indexbuchstaben von 1v bis 2v und die Namen der zwölf Apostel, jede Kombination verweist auf eine andere Seite der nächsten Etappe; 5r–26v 24 Ringe zu verschiedenen Sachbereichen mit Verweisen auf einen Losrichter; 27r–40v 24 Bücher unter dem Namen alttestamentlicher Personen als Losrichter, diese mit je zwölf Lossprüchen aus vier paargereimten Versen, jeweils einem der zwölf Apostel in den Mund gelegt
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2. | 41r–51v | ›Sandkunst der 16 Richter‹ |
3. | 52v–54r | Lebensplaneten |
4. | 54v–55r | Verworfene Tage |
Pergament, 58 Blätter (1–56 Foliierung des 17. Jahrhunderts, 40a*–40b* mit moderner Zählung), 230 × 168 mm, Losbuch: kalligrafische Bastarda, ein Schreiber: Heinrich Meise von Würzburg (Kolophon 56v: Anno domini Tausent Vierhundert vnnd Inn dem zweyundneunczigisten ioren am freitag nach Sant pauls bekerung tag: hab ich heinricus Meise von wurtzpurgk dits buch zu Grunßfelt In des Wolgebornē herrn. Herren. Asmusen. Grauen zw Wertheims vnd Inn seiner gnaden Cantzellei vollenndt vnnd geschriben. In beywesen seiner gnadē Secretari Conradi kappels.), zweispaltig (2v–3v und 27r–40v die linke Spalte wesentlich schmaler als die rechte) und siebenspaltig (3r–4v Tabellen), 13–39 Zeilen, Lombarden in Rot und hellem Graubraun (1v–2v), Paragrafenzeichen in Rot und Blau (17r–40v), generell abwechslungsreiche Gestaltung des Textes in Rot, hellem Graubraun und Blau, Rubrizierung, Strichelung.
ostschwäbisch mit ostfränkischen und nordbairischen Elementen (
Bemalte Drehscheibe aus Messing im Buchdeckel, 24 Bildmedaillons, Federzeichnungen in Deckfarbenmalerei. Der Text ist abwechslungsreich mit verschiedenen Tintenfarben gestaltet (helles Graubraun, Rot, Blau) und durch Tabellen, Kreisschemata, Seitentitel, abgesetzte Strophen und Paragrafenzeichen gegliedert. Nach
Losrad: Mittig auf der Innenseite des vorderen Buchdeckels befindet sich eine im Durchmesser fast seitenfüllende Scheibe mit systematischen Informationen für die Losermittlung. Diese ist in schwarzer Tinte gezeichnet und in drei konzentrische Ringe sowie zwölf gleichmäßige Segmente geteilt. Im äußeren Ring ist jedes Segment mit den Namen von einem Apostel beschriftet. Über den zentralen Kreisring ist eine drehbare Scheibe aus Messing gelegt, die an einem Metallstift befestigt ist, der durch den Vorderdeckel geführt ist. Das abgerundete Ende des Stiftes ist am Außendeckel sichtbar, darum gelagerte Farbreste lassen vermuten, dass hier eine kreisförmige Applikation als Drehhilfe angebracht war. Innen ist die Messingscheibe mit einer knienden, grün gewandeten Engelsfigur bemalt. Deren rechter Zeigefinger ist ausgestreckt und dient als Zeiger. Ihre geschlossenen Augen weisen auf das verdeckte oder blinde Drehen des Rades hin, um die Zufälligkeit des Losentscheids zu garantieren.
5r–26v Ringe: 24 mittig auf der Seite platzierte Kreisschemata mit farbiger Binnengliederung (vgl. Losrad), darin inhaltlich-systematische Informationen. Der äußere Ring ist in Blau, die konzentrischen und segmentierenden Linien in Rot, der Text alternierend in Rot und hellem Graubraun gehalten. Im Zentrum jeder Scheibe befindet sich ein Bildmedaillon (30 mm Durchmesser), das das im Seitentitel angekündigte Ringthema durch ein Objekt oder eine Figur mit Attributen symbolisch repräsentiert. Das jeweilige Symbol ist meist auf einer grünen Rasenbank dargestellt, der Hintergrund ist einheitlich blau oder in einem Farbverlauf von weiß nach blau gestaltet. Es handelt sich um sehr schlichte Darstellungen in gedeckten Farbtönen ohne Schattierungen oder Höhungen, die Modellierung erfolgt durch dicke Konturlinien in blassem Schwarz. So auch bei den drei figürlichen Darstellungen ohne klare Körperkonturierung oder expressive Gestik (Losrad mit Engel, 24r Saturn, 26v Geistlicher).
5r–26v Ringe: 5r Der wurcze Rinck: weißer Sack mit gelben Körnern; 5v Der Blumen Rinck: stilisierte Sonnenblume?; 6r Der visch Rinck: springender Fisch; 6v Der vogel. Rincke: Amsel?; 7r Der Stein ringk: mit Edelsteinen besetztes Schmuckstück; 7v Der kraut rinck: Kohlkopf?; 8r Der Berck rinck: Berggipfel; 8v Der wasser ringk: Meer mit seichten Wellen; 9r Der Bawm ringk: Laubbaum; 9v Der frucht Rinck: Getreide in Gelb; 10r Der Stett Rinck: typisierte Stadtansicht, nach
insgesamt schmale Palette mit kräftigen, jedoch gedeckten Farben; Losrad: Moosgrün, Ocker, Braun, Braunrot, Graubraun, Schwarz; Bildmedaillons: vorrangig Grün, Blau, Gelb, blasses Schwarz sowie vereinzelt Rot, Rosé, Hell- und Dunkelbraun.
Abb. 155: Vorderspiegel. Losrad.