KdiH

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59.7.1. Berlin, Staatliche Museen – Preußischer Kulturbesitz, Kupferstichkabinett, Min. 4095–4169; Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Hdschr. 399; Edinburgh, National Gallery of Scotland, D 3182; Wien, Albertina, Graphische Sammlung, Inv.Nr. 31036; ehem. Inv.Nr. 30634–635; dass. (ehem. Berlin, Antiquariat Hermann Ball / Paul Graupe, Nr. 1930,24); ehem. London, Sotheby’s, 2008, Nr. 15

Bearbeitet von Ulrike Bodemann

KdiH-Band 7

Datierung:

»Frühestens« (Schmidt 1992/2005) um 1430.

Lokalisierung:

Vermutlich Wien.

Besitzgeschichte:

Früher mehrheitlich nach Salzburg lokalisiert wird die Handschrift in jüngerer Zeit (Ziegler [1986 und 1988] und Schmidt [1992/2005]) aus stilistischen Gründen nach Wien verortet. Es sind ausschließlich silhouettierte Federzeichnungen erhalten: Ohne Rücksicht auf Text (oder auch Bild, vgl. Albertina Nr. 31036/9) der Rückseite auf neues Papier oder Karton aufgeklebt (in Edinburgh abgelöst). Ziegler (1988) vermutet den Zeitpunkt der »Zerlegung« der Handschrift in Einzelminiaturen bereits im 16. Jahrhundert.

a) Berlin, Staatliche Museen – Preußischer Kulturbesitz, Kupferstichkabinett, min. 4095–4169.

1898 erworben.
75 Einzelblätter.

b) Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Hdschr. 399

1993 erworben aus der Sammlung Dr. Jörn Günther, Hamburg (Exlibris mit Signatur MS 18).
Ein Blatt (Jakob segnet die Söhne Josefs?).

c) Edinburgh, National Gallery of Scotland, D 3182

1799 unter der Nr. L.2318 in der Sammlung des Mailänder Kaufmanns Giuseppe Storck (1766–1836); 1881 aus der Sammlung des im selben Jahr verstorbenen schottischen Sammlers W. F. Watson erworben.
Drei Blätter: 1. Martyrium der sieben Brüder und ihrer Mutter (nach II Makkabäer 1), 2. entweder Artaxerxes gibt Esra einen Brief (nach I Esr 7) oder Artaxerxes gibt Nehemia einen Brief (nach Nehemia 2), 3. Raguel übergibt seine Tochter Sara an Tobias (nach Tobias 7).

d) Wien, Albertina, Graphische Sammlung, Inv.Nr. 31036 (Cim. II, Nr. 1a)

1950 durch Tausch mit dem Metropolitan Museum, New York, erworben.
200 Fragmente, auf Karton aufgeklebt und in einen Band gebunden, modern gezählt 1–200.

e) ehem. Wien, Albertina, Graphische Sammlung, Inv.Nr. 30634 und 30635

U. U. aus der Sammlung J. Seligmann (vgl. Wescher [1931] S. 198). 1948 aus dem Kunsthandel erworben, 1999 restituiert.
Zwei Einzelblätter (Die drei jüdischen Stämme in ihren Städten/Josef deutet die Träume von Mundschenk und Bäcker).

f) ehemals Wien, Sammlung Edwin Czeczowiczka

Zuvor (bis 1925?) Sammlung Benno Geiger (1882–1965). Die Sammlung des jüdischen Textilindustriellen Edwin Czeczowiczka (1877–1971) wurde 1930 versteigert (Eine Wiener Sammlung. 11. Auction Ball and Graupe, Berlin 12. Mai 1930, Nr. 241); danach Verbleib unbekannt.
Vier Einzelblätter, darunter (nach Benesch) Tod Jakobs und Rückkehr der Kundschafter mit der Traube.

Inhalt: Historienbibel IIIa, Alte Ee
Genesis bis Makkabäer II
mit dem ›Hiob‹ des Österreichischen Bibelübersetzers
Identifizierung durch Kornrumpf (1991) S. 373, Textbestand im einzelnen unklar.
I. Kodikologische Beschreibung:

Ehemals Papierhandschrift unsicheren Umfangs (wohl um 300 Blätter); kodikologische Angaben sind kaum möglich (vermutlich zweispaltige Foliohandschrift).

Schreibsprache:

bairisch-österreichisch.

II. Bildausstattung:

Nachgewiesen sind bislang 285 kolorierte Federzeichnungen. Im ursprünglichen Zustand waren die Zeichnungen vermutlich ungerahmt, ungefähr schriftspiegelbreit (ca. 85–95 mm) und unterschiedlich hoch.

Bildaufbau und -ausführung:

Vermutlich waren mehrere Hände an dem Bilderzyklus beteiligt, die Haupthand identifiziert Schmidt (1992/2005) mit dem Maler des »Kussbildes« im Missale des Wiener Collegium Ducale (Los Angeles, Getty Museum, Ms. Ludwig V 6); damit scheint eine Lokalisierung in eine Wiener Werkstatt, die bereits Ziegler (1986 sowie 1988) vermutete, gesichert zu sein (hierher auch München, Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 254). Verwandtschaft mit Wiener Stiltraditionen bestätigt auch die Nähe zu der 1413 in Wien entstandenen Handschrift der ›Concordantiae caritatis‹ (Budapest, Bibliothek des Piaristenklosters CX 2). In deren Nachfolge sind die Historienbibelillustrationen anzusiedeln. Die sieben Zeichnungen der Universitätsbibliothek Erlangen (E. Bork: Die Zeichnungen in der Universitätsbibliothek Erlangen. 2 Bde. Frankfurt 1929, S. 4–6, Nr. 6–12), die Andrews (1991) ebenfalls zur Bilderfolge rechnet, stammen zwar vermutlich aus demselben Stilzusammenhang, gehören jedoch nicht in die Historienbibel.

Sehr geschickte Zeichnung und Kolorierung; charakteristisch die weiche, zeichnerisch sehr gekonnte Einbeziehung des Papiergrunds, die zu geschickter Hell-Dunkel-Schattierung führt, was vor allem den menschlichen Figuren in äußerst plastischer Weise Volumen verleiht. Herausragend ist die Figurenzeichnung: Die Gestalten sind untersetzt, ihr Körperbau (Muskulatur, Gelenke etc.) ist korrekt in weichen Linien und genau modellierender Farbabtönung wiedergegeben, sie agieren in lebhafter Körpersprache, Gestik und Mimik, Standpositionen meist im Halbprofil, dabei mit leicht angehobenem und über runder Schulterpartie nach vorn geschobenem Kopf; kennzeichnend die duftigen Locken und die sich in weichen Falten der Körperbewegung anpassenden Gewandungen. Handlungskulisse bilden verschachtelte Stadtarchitekturen oder sich in weichen Aufschiebungen erhebende Hügelformationen, oft mit Einzelbäumen bestückt. Hintergrund ist nicht angegeben. Die Zeichnungen waren, abgesehen von einer feinen, oft nur den unteren Teil des Bildes umgebenden Linieneinfassung, nicht gerahmt. Neben den handlungsbegleitenden figurenreichen Szenenkompositionen fallen einige Einzeldarstellungen besonders auf: Im Ganzporträt werden etwa Aaron in seinem Ornat als Hoherpriester (Albertina 31065/24) oder der thronende David (oder Salomo? Albertina 31065/27) in Frontalansicht präsentiert.

Bildthemen:

Der äußerst umfangreiche Zyklus ist noch nicht rekonstruiert; zahlreiche Motive lassen sich nicht auf spezifische Textstellen beziehen. Mit der Fülle der Bildthemen weist die Handschrift durchaus auf die Weiterentwicklung der Historienbibel IIIa in der Redaktion IIIb voraus (vgl. etwa die zahlreichen Ijob-Illustrationen: mindestens Albertina 31065/104, 106, 121, 152, 168). Keine historisierten Initialen (etwa Prophetendarstellungen).

Farben:

leuchtendes Karmin, Blau, Grün, Oliv, Braunrosaviolett, Umbra, Grau, Ockergelb.

Literatur:

Otto Benesch: Zur Altösterreichischen Tafelmalerei: Der Meister der Linzer Kreuzigung. Jahrbuch der k.h. Sammlungen in Wien, NF 2 (1928) S. 63–76, bes. S. 75 (mit Abb. 126) [wieder in: Otto Benesch: Collected Writings, Bd. III. London 1972, S. 16–72, hier S. 26 (mit Abb. 24)]; Wescher (1931) S. 195–198, Abb. 198 (min. 4112). 199 (min. 4144); Von der Gotik bis zur Gegenwart. Neuerwerbungen. Albertina, Wien, aus den Jahren 1947–1949. [Ausst.Kat. Wien 1949/50, bearb. von Otto Benesch]. Wien 1949, S. 5 f., Nr. 2; Ross (1971) S. 120 f.; Musik im mittelalterlichen Wien. [Ausst.Kat. Wien, Historisches Museum 1986/87]. Bearb. von Adelbert Schusser. Wien 1986, S. 160, Nr. 141 (Charlotte Ziegler), Abb. Titelbild (31036/18). S. 157 (31036/50); Ziegler (1988) S. 27. 48, Abb. 10 (31036/9). 11 (60). 12 (52). 14 (101). 15 (44). 30 (nicht die Königin von Saba!); Kornrumpf (1991) S. 354 mit Anm. 28, S. 373 (Korrekturnachtrag); Keith Andrews: Catalogue of German Drawings in the National Gallery of Scotland. Edinburgh 1991, S. 1f. mit Abb. 3a–c; Gerhard Schmidt: Anmerkungen zu dem Missale des Wiener »Collegium Ducale«. Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte 45 (1992) S.183–194, bes. S. 192– 194, Abb. 11 (Berlin Nr. 4099) [wieder in: Gerhard Schmidt: Malerei der Gotik. Fixpunkte und Ausblicke. Hrsg. von Martin Roland. Bd. 1: Malerei der Gotik in Mitteleuropa. Graz 2005, S. 389–400, bes. S. 399–400, Abb. 10]; Becker/Brandis (1995) S. 12; Anna Boreczky: Imitation and Invention. Beobachtungen zur Entstehungsgeschichte der Illustrationen der Budapester Concordantiae caritatis-Handschrift. Acta historiae artium Academiae scientiarum Hungaricae 41 (1999/2000), S. 1–62, bes. S. 20–25, Abb. 36 (31036/59). 41 (134).

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Taf. VIb: Wien, Albertina, Inv. Nr. 31036/181. Nahas lässt den Gesandten Davids den halben Bart und den halben Rock abschneiden.

Abb. 30: ebd., Inv. Nr. 31036/182. Tod Elis.

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Taf. VIb.
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Abb. 30.