KdiH

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26A.21.1. Zürich, Zentralbibliothek, Ms. A 5

Bearbeitet von Kristina Domanski

KdiH-Band 3

Datierung:

Um 1480/1484.

Lokalisierung:

Bern.

Besitzgeschichte:

1486 von der Witwe Diebold Schillings nach Zürich verkauft. 2. Januar 1693 Geschenk Hans Heinrich Holtzhalbs an die Stadtbibliothek Zürich.

Inhalt:
S. 1–1036 Diebold Schilling, ›Große Burgunderchronik‹
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, 562 Bätter, davon 521 original (zu Beginn 17, am Ende 11 [gezählt 17–27] Ergänzungsblätter, bis auf Bl. 17r/v vorn leer, weitere 13 Blätter mit Ergänzungen nach Blatt 1 [3], 11, 21 [2], 25 [2], 233, 341, 531, 597, 697, vgl. Baumann [1971] S. 45–47, Ladner [1985] S. 96–97; Seitenzählung 1–1036 mit Bleistift rechter oberer Blattrand, bis S. 35 nicht in numerischer Folge [Neuordnung der Seiten bei der Faksimilierung], S. 817, 818 und 883, 884 als Blätter gezählt), 373 × 248 mm (ursprüngliche Breite mindestens 265 mm), beschnitten, bei einigen Blättern mit Rücksicht auf die Illustrationen (S. 528, 539, 621, 654, 994), einspaltig, 27–28 Zeilen auf Seiten ohne Illustration und Kapitelüberschrift, gegen Ende (etwa S. 850) zunehmend, 33–36 Zeilen, ab S. 988 über 40 Zeilen, oberrheinische Bastarda (Baumann [1971] S. 49), ein Schreiber: Diebold Schilling (zu den Ergänzungen zwischen 1736 und 1743 vgl. Baumann [1971] S. 42), Blatt 1r: D-Initiale (Prolog, 98 × 98 mm) mit Rankenbordüre, historisierte rote und blaue vierzeilige Initialen an den Kapitelanfängen, Rubrizierung.

Schreibsprache:

alemannisch.

II. Bildausstattung:

198 Textillustrationen sowie eine Zierseite mit Rankenbordüre links und oben und historisierter Initiale (S. 1), Textillustrationen (Seitenangabe folgt der Anordnung in der Handschrift, S. 9, 10, 8, 3, 18, 12, 16, 20, 21, 22, 26, 29, 30, 33, 28, 48, 64, 66, 101, 103, 104, 107, 109, 117, 121, 130, 135, 145, 150, 165, 168, 173, 176, 178, 192, 194, 195, 204, 208, 210, 211, 213, 215, 217, 222, 225, 248, 256, 257, 258, 259, 261, 263, 265, 267, 269, 271, 272, 273, 275, 277, 278, 280, 283, 285, 314, 316, 317, 320, 321, 322, 323, 324, 325, 328, 330, 332, 339, 341, 344, 346, 348, 350, 353, 365, 366, 370, 384, 386, 390, 392, 396, 399, 401, 402, 407, 412, 415, 416, 419, 425, 429, 430, 432, 433, 434, 436, 443, 445, 456, 458, 461, 462, 467, 472, 479, 483, 485, 488, 490, 492, 499, 501, 503, 504, 505, 507, 509, 511, 519, 528, 533, 534, 536, 537, 539, 542, 543, 545, 548, 551, 553, 584, 586, 587, 605, 608, 621, 623, 633, 638, 640, 645, 649, 650, 652, 654, 658, 660, 665, 670, 677, 678, 680, 701, 756, 758, 762, 764, 766, 768, 769, 772, 774, 780, 793, 798, 800, 802, 804, 807, 815, 826, 839, 885, 900, 902, 903, 908, 910, 911, 919, 936, 939, 943, 945, 949, 994). Alle Textillustrationen bis auf die letzte (S. 994), die dem Zeichner der ›Spiezer Fassung‹ der ›Berner Chronik‹ zugeschrieben wird (Nr. 26A.19.2.), stammen aus einer Werkstatt, die historisierte D-Initiale mit Rankenbordüre zum Prolog Bl. 1r dürfte einem weiteren Künstler zuzuordnen sein.

Format und Anordnung:

Die Textillustrationen entsprechen in der Breite dem Schriftspiegel (Ausnahmen: S. 543, S. 654, 660, 994), sind überwiegend hochrechteckig (ca. 210–230 × 150 mm), nehmen zwei Drittel bis drei Viertel der Seitenhöhe ein, einige ganzseitige Illustrationen (S. 26: Zug nach Waldshut, S. 121: Festmahl in Trier, S. 267: Gefecht bei Pontarlier, S. 654: Schlacht bei Murten, S. 769: Schlacht bei Nancy). Die Rahmung erfolgte mit einfacher braun-schwarzer Linie, ist meist oben nicht geschlossen, so daß der Bildtitulus den Abschluß bildet. Bei Innenraumdarstellungen wird ein geschlossener Rahmen verwendet, zum Teil mit Gesprenge ausgefüllt (S. 48, 64, 176, dagegen S. 121, 135: Wandteppich als Hintergrundfüllung). Die Illustrationen folgen jeweils unmittelbar auf die Kapitelüberschrift/den Bildtitulus, sind relativ gleichmäßig über die Handschrift verteilt, nach S. 949 allerdings nur noch eine Illustration. Im Vergleich mit dem inhaltlich übereinstimmenden dritten Band der ›Berner Chronik‹ Diebold Schillings (Nr. 26A.19.1.) ist ihre Anzahl um etwa 80 reduziert (Gegenüberstellung bei Tobler 2 [1901] S. 368–384).

Bildaufbau und -ausführung:

Überwiegend Handlung in Landschaftsraum situiert, hohe Horizontlinie ohne Andeutung von Himmel, einzelne Bildelemente stark schematisiert: Baumkronen oval, durch kleine Bögen strukturiert (nur ausnahmsweise Blattwerk ausgearbeitet: S. 654, 660, 670), Städte und Burgen mit hohen Mauern, Zinnen oder gedeckte Wehrgänge, zuweilen durch charakteristische Bauten topographisch präzisiert (vgl. auch Wyss [1985] S. 17–25). Zierliche schlanke Figuren in vielfältigen Körperhaltungen; Waffen, Rüstungen, Feldzeichen, Details der Kleidung differenziert ausgearbeitet (vgl. Schneider, in: Schmid [1985], S. 37). Die wenigen Innenraumdarstellungen (S. 48, 68, 121, 135, 176) sind nicht perspektivisch angelegt.

Von Carl Gerhard Baumann wurden die Illustrationen dem jungen Hans Fries zugeschrieben (Baumann [1971] S. 52–59, zur Kritik daran Wyss [1985] S. 26–27). Die Illustration auf S. 994, die einzige in den Nachträgen bis 1484, wird aufgrund stilistischer Übereinstimmung dem Zeichner der ›Spiezer Fassung‹ der ›Berner Chronik‹ zugeordnet (Nr. 26A.19.2., bereits Zemp [1897] S. 44; Wyss [1985] S. 26; kritisch dazu Baumann [1971] S. 92–93; vgl. auch Saurma-Jeltsch [1990] S. 41).

Die Abfolge mehrerer Arbeitsetappen sowie Unterschiede in der Feinheit der Ausarbeitung sprechen für eine arbeitsteilige Herstellung der Illustrationen mit Beteiligung mehrerer Hände. Zunächst erfolgte eine Skizzierung der Bildstruktur, Hügel, Bauwerke, Bäume, mit dünner Feder (auf S. 194 sichtbar), dann die Lavierung mit einer dünnen Farbschicht in Braun und Gelbgrün, die auf Wegen sichtbar bleibt, sowie Rosa für Häuserdächer. An dritter Stelle erfolgte das Nachziehen der Konturen mit breiterer Feder und die Ausarbeitung der Binnenstruktur (Bäume, Figuren, Pferde, Helme) mit sehr feiner, locker geführter Feder, in strichelnden Schraffuren, dichte parallele Strichlagen für verschattete Partien, insbesondere an Bäumen, Felsen, Stadttoren, Hauseingängen, Ufer- und Wegböschungen. Danach Auftrag weiterer und stärker deckender Farben, besonders Rot, Blau, Gelb, Schwarz, v. a. für aus dem Hintergrund hervorstechende Einzelfiguren, Figurengruppen sowie Fahnen und Geschütze. Für die weitere Ausgestaltung (Details an Gewändern und Tierkörpern) wurde eine feine Feder verwendet. Gewänder gern in Farbkombinationen (manchmal auch Mi-parti): rot-blau, gelb-rot, so daß ein feinteiliges Farbmuster entsteht. Zuletzt Auftrag von deckendem Smaragdgrün für die Hügel, das vielfach die Konturen anderer Bildelemente wie Rahmung und ausgearbeitete Binnenzeichnung der Landschaft überlagert, bevor schließlich die Rubrizierung (rote Kreuze, Blut, Flammen) erfolgte. S. 501 ist ein deutlicher Farbunterschied zu bemerken (nachträglich fertiggestellt?). Ab S. 701 ist ein Wechsel der Rottöne festzustellen, da nun Lachsrosa für Dächer und ein blasserer Rosaton für Gewänder verwendet wird.

Ein Großteil der Darstellungen – insbesondere zu Beginn, im späteren Teil der Handschrift vor allem Personengruppen – zeichnet sich durch differenzierte Ausgestaltung mit extrem feiner Feder aus. Bei einigen Illustrationen ist die Mitarbeit einer schwächeren Hand erkennbar (S. 29, 165): gröbere Gesichter, eine unsichere Federführung und fehlende Subtilität bei der Ausarbeitung (besonders bei den Bäumen, Zäunen), wenn etwa letztere nicht dem Volumen der Körper folgt (S. 117).

Die Annahme, die ›Große Burgunderchronik‹ sei als Entwurf für den inhaltlich übereinstimmenden dritten Band der ›Berner Chronik‹ zu betrachten (Baumann [1971] S. 2, 38, 50; Bodmer [1976] S. 41; Walder [1986] S. 95), wird von den Autoren der Faksimile-Ausgabe abgelehnt, da neben der Abweichung der Bildzyklen auch die aufwendige Bildausstattung sowie das Fehlen von Korrekturen im Zürcher Manuskript gegen einen Entwurf sprechen und auch die motivischen Übereinstimmungen nicht für die Begründung eines Kopienverhältnisses ausreichen (Wyss [1985] S. 26–31; Ladner [1985] S. 6 f. Anm. 89, Schmid [1985] S. XI). Dennoch wird im Vergleich mit dem dritten Band der ›Berner Chronik‹ ein »Qualitätsgefälle« konstatiert (Wyss [1985] S. 31). Angesichts der sorgfältigen Ausführung ist allerdings zu fragen, ob in der ›Grossen Burgunderchronik‹ nicht vielmehr die Orientierung an anderen stilistischen Vorbildern zum Tragen kommt, die eine zierliche, höfische Eleganz beabsichtigt. Zu denken wäre an die illustrierten Handschriften der Roman-Übersetzungen Elisabeths von Nassau-Saarbrücken aus dem Besitz des Grafen Johann III. von Württemberg mit ihren kleinteiligen, vielfigurigen Darstellungen (z. B. ›Loher und Maller‹, siehe Stoffgruppe 79.). Ein weiteres Indiz dafür bietet die historisierte D-Initiale (1r), deren monochrom schwarze, nur mit Gold und wenig Weiß gehöhte Federzeichnung eines gewappneten Reiters mit Berner Banner einfarbige Maltechniken wie Grisaillemalerei und Handschriften auf schwarzem Pergament imitiert, die sich am Hof Karls des Kühnen von Burgund besonderer Beliebtheit erfreuten (vgl. Karl der Kühne [2008] S. 184–185.

Bildthemen:

Überwiegend kriegerische Thematik: Auszüge, Gefechte, Erstürmung von Burgen und Städten, auch Plünderung (Bilderläuterungen: Schneider, in: Schmid [1985], S. 53–91), ganzseitige Darstellungen zu entscheidenden Schlachten: S. 267 Gefecht bei Pontarlier, S. 654 Schlacht bei Murten, S. 769 Schlacht bei Nancy (ganzseitig noch: S. 26 Zug nach Waldshut, S. 121 Festmahl in Trier). Wenige thematische Ausnahmen: drei Illustrationen zum Twingherrenstreit (S. 48, 64, 66), Brand- und Naturkatastrophen (S. 839, 910, 949), Reisewagen der Erzherzogin Eleonore (S. 204), Triumphzug der Berner und Luzerner (S. 285).

Farben:

Grundfarbigkeit der Landschaft besteht aus deckendem Smaragdgrün für Hügel, laviertem abschattiertem Grüngelb für Blattwerk, manchmal ergänzt durch gelbbraune Lavierung bei einzelnen Hügeln. Dünne braune Lavierung für Soldatengruppen, Wasserflächen, Mauerwerk, Zelte und Wege. Dächer in Farbwechsel von deckendem Altrosa und Grün. Stärker deckende Farben: Blau, Rot, Gelb, Rosa, Schwarz.

Literatur:

Mohlberg (1951/1952) Nr. 1, S. 3. – Haller 4 (1786) Nr. 617, S. 312–314; Zemp (1897) S. 44–49, Abb. 11; Tobler 2 (1901) S. 331–332, 342–350, 368–384; Gessler (1919) S. 330–335; Gagliardi/Forrer (1931–1982) Sp. 4; Muschg/Gessler (1941) S. 176–178, Abb. 89–95 (S. 48, 121, 633, 130, 259, 321, 900); Burgunderbeute (1969) Kat. Nr. 12, S. 58–59; Baumann (1971) S. 40–66, Abb. 2–27 (S. 8, 3, 21, 22, 103, 121, 210, 280, 317, 332, 396, 519, 543, 621, 623, 650, 652, 654, 660, 774, 793, 807, 900, 943, 994); Bodmer (1976) S. 41–45, Abb. 2, 3 (S. 217, 332); Walder (1986) S. 87–95; Ott (1989) S. 84–89, Abb. 10–12 (S. 332, 121, 793); Saurma-Jeltsch (1990) S. 41; Cattani (1991) S. 38–41; Himmelsbach (1999) S. 229–231; Eggenberger (2000) S. 57–58, Abb. 7 (S. 267); Karl der Kühne (2008) Kat. Nr. 145a, S. 331, Taf. 75 (S. 654), Abb. 104, 126, 127, 130 (S. 121, 543, 545, 660, 654).

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 168: S. 519. Zürich, Zentralbibliothek, Ms. A 5, S. 519. Diebold Schilling, ›Große Burgunderchronik‹: Die Berner greifen mit Schiffen Grandson an.

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Abb. 168.