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97.3.2. Bressanone / Brixen, Klarissenkloster, Cod. 8º S. 13

Bearbeitet von Sarah Glenn DeMaris

KdiH-Band 9

Siehe Nr. 97.3.1.

Datierung:

Nach 1459 (siehe Einleitung zur Untergruppe 97.3.).

Lokalisierung:

Nürnberg.

Besitzgeschichte:

Die Handschrift wurde im Klarissenkloster Nürnberg geschrieben und zusammengestellt (sant clarern orden hie zu nurnberg, 41r), bald danach im Klarissenkloster zur hl. Elisabeth in Brixen, wo sie wohl seitdem aufbewahrt wird.

Inhalt: Ausführlicher zum Inhalt siehe Mattick (1987) S. 183–188.
1. 1r–4r Urban IV., ›Beata Clara virtute clarens‹ (18.10.1263)
Bulle zur Bestätigung der Urbanistinnenregel, deutsch
2. 4r–41r Urban IV., ›Urbanistinnenregel‹
Augsburger Fassung
3. 41r–42v Anweisung zur Psalmodie im Kapitel, lateinisch
sieben Orationen für Konvent und Äbtissin
4. 43r–50v Kurzfassung der Urbanistinnenregel
5. 50v–58v Ergänzung der Kurzfassung der Urbanistinnenregel
6. 59r–61r Innozenz IV., ›Solet annuere‹ (9.8.1253)
Bulle zur Bestätigung der ›Forma vitae‹ von Klara von Assisi, deutsch
7. 61r–83r Klara von Assisi, ›Forma vitae‹, deutsch
8. 83v–98v Barbara-Legende aus ›Der Heiligen Leben‹
98r–v lateinisches Gebet
9. 99r–126r Apollonia von Alexandria (Legende, Mirakel, Gebet)
10. 126v–157v Margaretha von Antiochien (Legende, Mirakel, Gebet)
11. 157v–177v Onuphrius (Prosalegende)
12. 177v–197v Portiunkula-Ablass
13. 198r–222r ›Beichttraktat Es sind vil menschen, den ir peicht wenig oder gar nichts hilf
14. 223r–224r Predigt
15. 224r–247v ›Der înslac‹
16. 249r–251r ›Christus als Koch‹
17. 251r–v Ps.-Engelhart von Ebrach, ›Das Buch der Vollkommenheit‹
Texte 87, 99, 100 (Schneider [2006b] S. XLIX, 44, 48)
18. 251v–253v Vier Verhaltensregeln im Leiden
19. 255r–hinteres Spiegelblatt (=257r) Über zehn Ordensgründer
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier (Bl. 256 und hinteres Spiegelblatt Pergament), I + 256 Blätter, 156 × 107 mm, kleine Bastarda, eine Hand, in der Mitte des hinteren Spiegelblattes (=257r) steht in roter Schrift swester barbara freydungin hat daz puch geschriben und am unteren Blattrand in schwarzer Schrift swester barbara freidungin hat daz puchlein geschriben pit got fur mich, einspaltig, 18–21 Zeilen, der Name barbara durchgehend (84r–98v) rubriziert (das Innere der Buchstaben b und a mit roter Tinte gefüllt), rote Überschriften und Rubrizierung einzelner Buchstaben, rote vornotierte zweizeilige Lombarden. Eine ausführliche Beschreibung der Handschrift bei Mattick (1987, S. 180f.), die auch noch den alten Einband beschreiben konnte, bevor er durch einen neuen ersetzt wurde.

Schreibsprache:

bairisch (Mattick [1987] S. 173).

II. Bildausstattung:

Eine eingeklebte Wasserfarbenminiatur (83v). Vier andere wohl auch Wasserfarbenminiaturen wurden entfernt (58v, 126v, 157v, 177v), wofür ein Loch in Bl. 157 und Leimreste auf allen vier Blättern sprechen.

Format und Anordnung, Bildaufbau und -ausführung, Bildthemen:

Die einzige erhaltene eingeklebte Miniatur zeigt die hl. Barbara, die sich im Stehen etwas nach links dreht. Sie trägt ein langes rotes, grüngefüttertes Gewand mit gelben gepunkteten Borten am unteren Saum, an den Ärmelstulpen und am Kragen. Sie hat langes blondes Haar, eine Krone und einen gelben Nimbus mit roter Rahmung. Sie trägt in der rechten Hand einen gelben Kelch, über dem eine Hostie schwebt; mit der linken Hand hebt sie leicht das Gewand, worunter ein zweites rotes Gewand zu sehen ist und zinnoberrote Schuhe. Hinter ihr eine Landschaft mit roten Blumen und in der Ferne ein rosa Hügel mit einem Baum. Der Himmel wird mit blauen horizontalen Streifen angedeutet. Der Rahmen besteht aus kleinen Vierecken mit abwechselnd zwei Motiven: entweder ganz in Zinnoberrot oder mit Würfelmotiv (unbemalter Hintergrund mit fünf Punkten, der innere Punkt in Zinnoberrot, die vier äußeren in Braun). Braune Streifen zwischen den Vierecken.

Als Vorlage kann ein jetzt verlorener Holzdruck gedient haben. Schreiber (Handbuch [1927] Bd. 3, S. 33, Nr. 1260a) beschreibt einen sehr ähnlichen Holzdruck, der sich einst in der Sammlung von Paul Davidsohn befand. Dessen Sammlung wurde ab 1920 in Leipzig versteigert, darunter der von Schreiber genannte Holzdruck der hl. Barbara (Versteigerungskatalog Davidsohn [1920] S. 18, Nr. 188). Schreibers Schilderung des Holzdruckes ist detaillierter als die im Versteigerungskatalog, was darauf hindeutet, dass er den Holzdruck nach 1920 noch gesehen hat. Der heutige Verbleib dieser möglichen Vorlage war nicht zu ermitteln.

Die fünf ähnlich großen Miniaturen wurden wohl nachträglich immer auf die Versoseite eines Blattes geklebt; sie dienten als Titelbilder zu den Texten, deren Beginn auf der Rectoseite des darauffolgenden Blattes war. Das eine erhaltene Papierstück und die dazugehörende Miniatur der hl. Barbara (100 × 60 mm) stand allein auf dem Blatt, wie auch die entfernte Miniatur auf 126v (ca. 70 × 60 mm). Die anderen drei Miniaturen teilten das Blatt mit den letzten Zeilen der vorhergehenden Texte. Es waren wohl die Heiligen Klara und Franziskus an erster und letzter Stelle im Buch; diese zwei Miniaturen müssen sich auf Klaras ›Forma vitae‹ (Klara, 58v [ca. 75 × 65 mm]) und den Portiunkula-Ablass (Franziskus, 177v [ca. 70 × 60 mm]) bezogen haben. Margareta von Antiochien (126v) und Onuphrius (157v [ca. 75 × 60 mm]) illustrierten vermutlich ihre jeweilige Legende.

Weil alle Miniaturen am Ende eines Textes aufgeklebt wurden, wo ein Blatt oder ein Teil eines Blattes sowieso leer geblieben wäre, ist es schwer zu beurteilen, wann sie eingeklebt wurden. Da die Nürnberger Klarissen diese Arbeitsweise pflegten (siehe Einleitung zur Untergruppe 97.3.) und wohl nicht nur für den Text, sondern auch für die Miniaturen zuständig waren, ist nicht auszuschließen, dass die Miniaturen bereits früh eingefügt wurden.

Farben:

Rot, Grün, Blau, Zinnoberrot, Gelb, Braun, Rosa.

Literatur:

Mattick (1987) S. 180–188.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 196: 83v. Hl. Barbara.

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Abb. 196.