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97.3.1. Bressanone / Brixen, Klarissenkloster, Cod. 4º Perg. 87

Bearbeitet von Sarah Glenn DeMaris

KdiH-Band 9

Im 19. Jahrhundert wurden wenigstens 70 Brixener Handschriften in einen handgeschriebenen Katalog eingetragen und mit Signaturen, die aus S + Nr. bestanden, versehen (Hallauer [1971] S. 1f.). Eine spätere Systematisierung (vermutlich in Hall, wohin mindestens 26 der Handschriften 1915–1963 ausgelagert waren) versah die Handschriften mit Signaturen, die mit MS begannen. Hallauers Liste von 26 Handschriften (S. 3–11), die er 1971 im Klarissenkloster einsehen konnte, enthält weder Nr. 97.3.1. noch 97.3.2. Keine Signatur war am 30.5.2018 auf Nr. 97.3.1. auffindbar, aber Straganz (1919, S. 149) kennt 1919 die Signatur Cod. 4º Perg. 87. Die spätere Literatur folgt ihm – außer Andergassen, der die Handschrift als »ohne Signatur« bezeichnete (Icones Clarae [1999] S. 135).

Datierung:

1517 (86r).

Lokalisierung:

Brixen.

Besitzgeschichte:

Die Handschrift wurde von Anna Nymelpergerin (Äbtissin in Brixen 1509–1511 und 1513–1517; Straganz [1919] S. 150 und Icones Clarae [1999] S. 135) im Brixener Klarissenkloster zur hl. Elisabeth geschrieben, seitdem vermutlich dort.

Inhalt:
1. 1r–32r Urban IV., ›Urbanistinnenregel‹
Augsburger Fassung
2. 32r–68r Johannes von Lor, Statuten für Klarissen
1455?
3. 68r–85v Arnold von Pelagrua, ›Die pull des Cardinals Arnoldi zu den ministernn‹ (2.3.1317)
4. 85v–86r Gregor IX., ›Etsi omnis illa cura‹ (25.3.1237)
Bulle über die Beobachtung der Klausur, deutsch
I. Kodikologische Beschreibung:

Pergament, I + 87 Blätter, 190 × 152 mm, Textura, eine Hand (geschriben … pey der wirdigen mutter Anna Nymelpergerin 86r–v), zweispaltig, 17–19 Zeilen, eine neunzeilige Deckfarbeninitiale A (Buchstabenkörper in Blau mit weißem Blattschmuck, der Querbalken in Mäandern in Blau und Schwarz, auf rotem Grund mit goldenem Filigran, der Rahmen mit abwechselnd lila und grünen Farbtönen, 1r), eine fünfzeilige Deckfarbeninitiale D (Buchstabenkörper in Mäandern in Blau und Schwarz mit lila Akanthusblättern im Buchstabeninneren und lila Fleuronné, 32v), zahlreiche zweizeilige vorgezeichnete Lombarden (abwechselnd in Rot oder Blau, einmal Grün [1r] und oft mit cadellenhaften Verzierungen), Rubrizierung (rote Strichelung, Kapitelüberschriften und Unterstreichungen), rote und manchmal blaue Alineazeichen.

Schreibsprache:

südbairisch (Brett-Evans [1960] S. 137).

II. Bildausstattung:

Eine Deckfarbenillustration (1r).

Format und Anordnung, Bildaufbau und -ausführung, Bildthemen:

Zwischen den zwei Spalten auf 1r befindet sich ein Stamm, der oben und unten in je zwei Äste auseinanderläuft. Die Äste sind mit Blättern, Blumendolden und Blumenknospen verziert. Weiteres Rankenwerk befindet sich am linken Seitenrand, dazu 17 goldene (Blattgold) sonnenähnliche strahlende Kreise auf allen Seitenrändern. Dass der Stamm ein Baum ist, wird durch zwei weitere abgeschnittene Äste angedeutet, die allerdings wegen der Textspalten nicht durchgeführt wurden.

Der Baum kann als bloßer Buchschmuck, aber auch als Stammbaum des Ordens verstanden werden. Ordensgründer und frühe Vorsitzende der jeweiligen Orden wurden nicht selten als Stamm und Äste eines Baumes dargestellt. Auf ähnlicher Weise können die Basistexte des Ordens Stamm (Regel) und Äste (Statuten und Bullen) des Ordens sein.

Farben:

Braun, Rot, Blau, Grün, Blattgold, Gelb, Schwarz, Weiß, Lila.

Literatur:

Straganz (1919) S. 149f.; Brett-Evans (1960) S. 137; Caritas Pirckheimer (1982) S. 67f., Nr. 39a, Tafel II (1r); Icones Clarae (1999) S. 134f., S. 31, Abb. 26 (1r).

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 195: Ir. Stammbaum des Ordens.

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Abb. 195.