KdiH

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86.1.1. Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 2835

Bearbeitet von Anja Eisenbeiß

KdiH-Band 9

Datierung:

1512 (1r, 41r).

Lokalisierung:

Österreich (Wien oder Wiener Neustadt?).

Besitzgeschichte:

Von Marx Treitzsaurwein im Auftrag Maximilians I. geschrieben, nach dem Tod Maximilians in die Ambraser Bibliothek des Erzherzogs Ferdinand II. gelangt (1r Signatur Peter Lambecks: Ms. Ambras. 331), 1665 durch Erbfall in die Wiener Hofbibliothek überführt (alte Signatur: Hist. prof. 151).

Inhalt: Reinschrift der Diktate Maximilians I.
1r Titel
1. 3r–25r Diktat zum ›Triumphzug‹
2. 27r–30r Diktat zur ›Andachtspforte‹
3. 31r–34v Diktat zur Verwandtschaft Maximilians I.
4. 35v–37v Liste eroberter Städte
5. 38r–39r Verzeichnis der Rennen und Stechen im ›Freydal‹
6. 39v Titel der von Maximilian verfassten Bücher
7. 40r–41r Notizen zu Gefechten Maximilians I. und seinen künftigen Plänen
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, III + 41 + III* (Bl. 2 und 26 auf Falz geklebt, aufgeklebte Korrekturzettel 32v und 33r), 317 × 217 mm, kalligrafische Kanzleischrift und Kanzleikursive, eine Hand, Marx Treitzsaurwein (1r, 41r), 39v Buchtitel vermutlich von Maximilian ergänzt, einspaltig, 33–34 Zeilen, Überschriften rubriziert mit kalligrafischen Auszeichnungsbuchstaben.

Schreibsprache:

bairisch-österreichisch.

II. Bildausstattung:

Zwei kolorierte Federzeichnungen (2v, 26v), ein Maler.

Format und Anordnung:

Der Beginn der Diktate zum ›Triumphzug‹ (2v–3r) und zur ›Andachtspforte‹ (26v–27r) in der sonst unillustrierten Handschrift jeweils besonders hervorgehoben: Einer ganzseitigen, ungerahmten Federzeichnung auf der Versoseite stehen auf der Rectoseite der mehrzeilige Titel des Diktats in rubrizierter, kalligrafisch ausgezeichneter Kanzleischrift und der Textbeginn in Kursive gegenüber. Beide Bildseiten auf Falze montiert, statt einer Bildüberschrift jeweils in die Illustration integrierte, vier- bzw. dreizeilige rubrizierte Texte (vgl. Bildthemen).

Bildaufbau und -ausführung:

Die erste Federzeichnung (2v) gibt eine Diktatszene im Freien wieder, die zweite (26v) versetzt eine ähnliche Komposition in einen Innenraum. In beiden Bildern dominiert die Zeichnung in schwarzer Feder, wobei Schatten und dunklere Stellen durch kräftige, an druckgrafische Arbeiten erinnernde Parallelschraffuren gebildet werden. Zurückhaltende, aber sorgfältige Kolorierung. Vor allem die Kleidung der Hauptfiguren setzt kräftige farbliche Akzente. Die Begleitfiguren in beiden Illustrationen deutlich kleiner als Maximilian und Treitzsaurwein wiedergegeben. Während sie in der ersten Zeichnung überlängte Gliedmaßen und bewegte Körperhaltungen zeigen, erscheinen sie im zweiten Bild kompakter. Der Zeichner ist nicht namentlich bekannt, wird aber mehrheitlich dem Umfeld des Meisters der ›Historia Friderici et Maximiliani‹ zugeordnet.

Bildthemen:

Zwei nahezu identische Autor- bzw. Schreiberbilder, in denen der auf einem erhöhten Thron sitzende Kaiser seinem auf der untersten Thronstufe knienden Sekretär den Befehl zur Verschriftlichung des Ruhmeswerkes erteilt, wie auf der Front der obersten Thronstufe in rubrizierter Kursive zu lesen: Die in meinem dienst haben gestritten Ritterlichen vnnd nach Eeren die schreib in meinen Tryümpf Jnen zu ainer gedächtnüs hie auf Erden (2v); Schreib mein grab stift vnnd sannd Jorgen Orden auch mein geschlecht vnnd stamen auserkoren (26v).

Maximilian trägt jeweils einen goldenen Prunkharnisch, in der zweiten Illustration dem Text folgend mit dem Kreuz des St.-Georgs-Ritterordens auf der Harnischbrust. Mit der rechten Hand weist er auf Treitzsaurwein bzw. den zu seinen Füßen zu lesenden Text, während er in der linken einen Reichsapfel hält. Vor dem Thron in der ersten Illustration links zwei stehende Ritter, rechts zwei stehende Landsknechte, in der zweiten links neben dem Thron ein stehendes Erzherzogspaar, rechts zwei Georgsritter, die Maximilians Devise, den Granatapfel, in der Art eines Reichsapfels mit einem Kreuz versehen präsentieren. Während im ersten Bild zwei Wappenschilde (kaiserlicher Doppeladler und österreichisch-burgundisches Wappen) an zwei den Thron flankierenden, mit Lorbeerkränzen geschmückten Bäumen hängen, werden sie in der zweiten Illustration zusammen mit dem Wappenschild des St.-Georgs-Ritterordens von auf dem Thronbaldachin ruhenden steinernen Meereswesen gehalten.

Farben:

Rot, Grün, Gelb, Grau, mehrere Braun- und Erdtöne.

Literatur:

Menhardt 1 (1960) S. 403f.; Unterkircher 4 (1976) S. 25f. – Maximilian I. 1459–1519 (1959) S. 22, Nr. 66; Maximilian I. (1969) S. 143, Nr. 531; Unterkircher (1983) Nr. 23; Kunst um 1492 (1992) S. 302–304 [Eva Irblich]; Kaiser Maximilian I. und die Kunst der Dürerzeit (2012) S. 220f., Nr. 52 [Eva Michel]; Zöhl (2015) S. 100f.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 24: 26v. Maximilian I. diktiert seinem Sekretär Treitzsaurwein.

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Abb. 24.