KdiH

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85.5.4. Moskva, Rossijskaja gosudarstvennaja biblioteka (Russische Staatsbibliothek), MK (Muzej knigi, Museum des Buches = Rara-Abteilung), L 217 (ehem. Leipzig, Deutsches Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Bücherei, Klemm-Sammlung, I, 34)

Bearbeitet von Wolfgang Augustyn

KdiH-Band 9

Datierung:

15. Jahrhundert.

Lokalisierung:

Bayern (?).

Besitzgeschichte:

Das Fragment mit der Signatur N. NV2 (spätere Signatur in kyrillischer Schrift JI217) befand sich im Besitz des Dresdner Sammlers Heinrich Klemm (1819–1886) und gehörte nach dem Erwerb der Sammlung durch den sächsischen Staat 1886 als Teil der Königlich Sächsischen Bibliographischen Sammlungen zum Gründungsbestand des Deutschen Buch- und Schriftmuseums Leipzig (Klemm-Sammlung Nr. I, 34). Nach der Auslagerung 1944 auf Schloss Rauenstein gelangte es mit anderen Handschriften und Inkunabeln des Buchmuseums in die Staatsbibliothek Moskau.

Inhalt:
1r–7v Heinrich von St. Gallen, ›Marienleben‹
fünf voneinander unabhängige Textfragmente zu: Geburtsgeschichte, Hochzeit zu Kana (Kap. XIII,25–30 und Kap. XIV,1–31; Zimmermann [1941] S. 377–379, Edition 2r–3v), Einzug in Jerusalem, Abschied Christi von seiner Mutter, Erscheinung des Auferstandenen vor seiner Mutter
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier mit Pergamenteinband, Fragment aus sieben Blättern (moderne Foliierung: 1r–7v), 193 × 148 mm, Bastarda, eine Hand, einspaltig, 18–21 Zeilen, rote Initialen.

Schreibsprache:

oberdeutsch (schwäbisch) (Zimmermann [1941] S. 377).

II. Bildausstattung:

Eine sparsam kolorierte Federzeichnung (1v).

Format und Anordnung, Bildaufbau und -ausführung, Bildthemen:

Die ganzseitige ungerahmte Illustration ist vor den Text platziert und zeigt die Anbetung des Jesuskinds durch Maria. Maria mit Heiligenschein steht, betend die Hände vor der Brust gefaltet, in die Richtung der Krippe gewendet, im Zentrum der Illustration. Ihr Blick richtet sich auf das in der Krippe liegende Kind. Rechts neben Maria befindet sich eine bärtige, männliche Figur (Josef?) bei der Arbeit, Ochs und Esel stehen links hinter einem durch Flechtwerk markierten Gehege. Der Stall ist durch ein beinahe die Breite des Blattes einnehmendes Dach gekennzeichnet, in der Ferne wird durch einzelne Häuser eine Stadtsilhouette angedeutet. Im frühesten Katalog der Sammlung wird mit Recht eine »ziemlich rohe bildliche Darstellung« (Klemm [1884] S. 4) verzeichnet. Möglicherweise ist die Ausführung nicht abgeschlossen. Der Illustrator zeichnet mit raschem Strich Konturen, mit roter Farbe werden einzelne Teile (Dächer, die Zungen von Ochs und Esel, das Obergewand von Josef) hervorgehoben, ansonsten sind nur Josefs Stiefel grob mit brauner Farbe ausgeführt. Marias Wangen, Stirn und Hals sind leicht gerötet. Weite Passagen des Bodens und Himmels sind durchscheinend braun laviert.

Farben:

Rot, Braun, Schwarz.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus