6.2.4. London, The British Library, Add. 15243
Bearbeitet von Gisela Fischer-Heetfeld
KdiH-Band 1
Um 1350–1370.
Thüringen?.
Aus der Bibliothek des Herzogs von Sussex 1844 an das Britische Museum.
3ra–39ra |
›Apokalypse‹, deutsch
Hs. L;
Edition: |
Pergament, 39 Blätter (zwei Blätter mit Miniaturen zwischen Bl. 27/28 und 28/29 herausgeschnitten), 353 × 264 mm, Textura, eine Hand, zweispaltig, 26 Zeilen, verschiedenfarbige Initialen, z. T. mit eingezeichneten Gesichtern, 3ra elfzeilige Schmuckinitiale in Gold mit roten und blauen Arabesken und Randausläufern, Strichelung.
westmitteldeutsch (
14 kolorierte Federzeichnungen (2v, 4r, 10r, 12r, 15r, 19r, 21r, 23r, 25r, 31r, 32r, 34r, 35r, 36r), ein Zeichner.
Ganzseitige Illustrationen, bis auf 2v stets auf der Rectoseite, die Versoseite leer, ungerahmt, aber in die Schriftraumbegrenzung eingepaßt, manchmal sie überschneidend, Textbezug nicht immer gegeben, die letzten drei Bilder ohne eingefügten Text.
Meist freischwebende Gestalten ohne Standfläche, kaum Darstellung von Landschaft (2v die baumbestandene Höhle auf Patmos) oder Architektur (in »umgekehrter Perspektive«), die Figuren in gestreckten Proportionen, einfache Bildung von Gesichtern, Haar und Händen, runder Faltenwurf, Hakenfalten, lebhafte Bewegungen. Modellierung durch Farbschattierungen, auf Einzelheiten der Binnenzeichnung weitgehend verzichtet, Umriß- und Binnenlinien mit kräftigen Federstrichen gezogen.
Auf 16 Szenen verkürzte Bilderfolge in westlicher (englisch-französischer) Tradition; die beiden herausgeschnittenen Blätter könnten Michaels Drachenkampf und die große Buhlerin Babylon enthalten haben. – Johannes in der Höhle auf Patmos (2v); Erscheinung des Menschensohnes zwischen den sieben Leuchtern (4r); Gottesvision vor Eröffnung der sieben Siegel (rechts vom Lamm der Löwe vom Geschlecht Juda mit dem aufgeschlagenen Buch) (10r); die vier apokalyptischen Reiter (der vierte als Tod, unter ihm der Höllenrachen, dem der Hunger entsteigt) (12r); der fallende Stern und die Heuschreckenplage (15r); das apokalyptische Weib (im Typus einer Sitzmadonna) mit dem Kind und dem Drachen (19r); die Entrückung des Weibes und der wasserspeiende Drache (21r); der Sieg des Lammes über die Könige (23r) (unten rechts eine Verkündigung – versehentlich aus einem andern Kontext in die Abfolge der Apokalypsebilder eingefügt oder vom Zeichner mißverstandene Engel-Johannes-Gruppe?); Gottesernte des Gerichts (Christus mit Sichel und Buch auf dem Wolkenthron, der Engel schneidet Trauben vom Weinstock) (25r); der Engel mit dem Mühlstein und Johannes, darunter der Mühlstein im Meer (31r); der Engel in der Sonne und die Vögel des Himmels, der Reiter Treu und Wahr, Tempelmessung (?) (drei Szenen in einem Bild zusammengefaßt) (32r); die Fesselung Satans auf tausend Jahre, der Engel mit dem Schlüssel des Abgrunds durch Petrus ersetzt (34r); das Tausendjährige Reich (die erste Auferstehung): oben thronend Christus in der Mandorla, links zwei gekrönte weibliche, rechts zwei männliche Heilige, darunter der Höllenrachen, in ihm links drei männliche Auferstehende mit Nimbus, rechts eine Gruppe von sechs Frauen mit Schleier (Nonnen?), die anscheinend verdammt bleiben (35r); das Himmlische Jerusalem (36r).
Die Handschrift steht – trotz vieler Abweichungen in der Bilderfolge und in Details – in naher Beziehung zu der lateinischen Weimarer Biblia pauperum- und Apokalypsehandschrift (Herzogin Anna Amalia Bibliothek, Fol. max. 4), die mit einigen weiteren Handschriften zur jüngeren Gruppe der Weimarer Handschriftenfamilie der Armenbibeln gehört und aus dem Benediktinerkloster St. Peter und Paul in Erfurt stammt.
(laviert und deckend) Blau, Grün, Zinnober, Karmin, Rosa, Gelb, Braun, Schwarz; Blattgold vor allem für Nimben, Kronen und Sterne.
Abb. 132: 21r. Die Entrückung des Weibes und der wasserspeiende Drache.
Abb. 133: 34r. Die Fesselung Satans auf tausend Jahre.