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52.1.1. Augsburg, Archiv des Bistums, Hs. 106

Bearbeitet von Nicola Zotz

KdiH-Band 6

Datierung:

1457 und Ende 15. / Anfang 16. Jahrhundert.

Lokalisierung:

Andechs.

Besitzgeschichte:

Widmungsträger Herzog Sigmund von Bayern (1439–1501, Sohn des Klostergründers Albrecht III. von Bayern). Offenbar verblieb die Handschrift jedoch in Kloster Andechs. Spätere Aufschriften des Einbanddeckels: Chronicon Andecense, membrana de anno 1457 und Liber Serenissimo Duci Bavariae Sigismundo a Patribus Benedictinis Andecensibus dedicatus Secundo anno post fundationem monasterii, ut indicant paginae 1ma et 5ta. Im vorderen Einbanddeckel (Spiegelblatt) Besitzvermerk des Klosters aus dem 17./18. Jahrhundert Montis scti. und Stempel des Ordinariats. Wohl nach der Säkularisierung nach Augsburg gelangt, zu dessen Bistum Andechs gehört.

Inhalt:
1. 1r–5r Andechser Heiltumsbuch
1r Vorrede, lateinisch, mit Widmung an Herzog Sigmund von Bayern (Schriftband); 1v Vorrede, deutsch; 2r–5r Verzeichnis der Andechser Reliquien, deutsch
2. 5r–10v Johannes Dominici de Eugubio, ›Epistola et tractatus de sacramento in monte Andechs‹, lateinisch
3. 10v–11v Bericht über die Prüfung und Bestätigung der Andechser Reliquien durch Kardinal Nikolaus von Cues 1452, lateinisch
4. 12r–19r Hye nach ist vermerckt in geschrifft von dem hochwirdigen vnd wunderlichen sacrament in drein hosti vnd anderem grossen heyltumb
Übersetzung von Text 2
5. 19r–21v Wie das hochwirdig fronsacrament vnd ander heyltumb zw zeiten hertzog Albrechts des stuels ze Rom legat beschawt hat vnd von dem Romischen stuel bestatt sey worden
Übersetzung von Text 3
6. 22r–31v ›Andechser Chronik‹, deutsch (Redaktion I)
7. 32r–37v ›Andechser Chronik‹, deutsch (Redaktion I), mit Randnotizen und Beifügung der Weisungstage des Heiltums (37v)
8. 37v–40v ›Scheyerer Fürstentafel‹
9. 41r–v Auszug aus dem Stiftungsbrief Herzog Ernsts
I. Kodikologische Beschreibung:

Pergament, [I] + 41 Blätter (moderne Foliierung, das ungezählte Blatt [I] gehört zur ersten Lage, dazu vorne und hinten je ein Vorsatzblatt, Papier), 256 × 195 mm, drei Schreiber; Blatt 1–31 Anton Pelchinger, Mönch in Tegernsee, dem Mutterkloster von Andechs, 1457 und 1458 in Andechs (zu ihm u. a. Kraft [1937] S. 7, zuletzt Schmidt [2003] S. 199f. und Beier [2004] S. 60f.); Kolophon Anno domini millesimo quadringentesimo septimo. Geschriben in dem wirdigen gotzhaws zw Andechs auf dem heyligen perg auf 5r; als Kolophon fungieren auch die Spruchbänder (siehe unten, II.), Bastarda, einspaltig, 27–29 Zeilen, abwechselnd rote und blaue Lombarden, rote Überschriften, Fleuronné- und Zierinitialen; Blatt 32–40 Schreiber 2, Bastarda, einspaltig, 35 Zeilen, rubriziert, rote Lombarden; Blatt 41r–v Nachtragsschreiber des 16. Jahrhunderts, aufgrund der Notiz 41v unten rechts I.P.R. nach Kraft (1937) S. 10 vielleicht identisch mit Johannes Pock aus Rohr, seit 1531 als Mönch in Tegernsee nachgewiesen.

Schreibsprache:

mittelbairisch.

II. Bildausstattung:

Fünf Prachtinitialen mit Ranken und Spruchbändern (1r, 1v, 5v, 12r, 22r); wegen Randbeschnitts der Blätter teilweise angeschnitten. Deckfarbenmalerei. Die Gestaltung ist der in Wien, Cod. 2676 (Nr. 52.1.2.) sehr ähnlich, doch wirkt die Ausführung in Wien kunstvoller und ausgewogener, dafür ist in Augsburg mehr Materialwert in Form von Gold und Silber verarbeitet.

1r S über neun Zeilen auf Goldgrund (gerahmt mit Perlfleuronné in schwarzer und roter Tinte), der Initialkörper blau mit weißen Höhungen und schwarzer Schraffur, so dass ein plastisches blätterartiges Muster entsteht (ähnlich Wien, Cod. 2676, 1r, doch ohne sich um den Buchstaben windendes Spruchband); aus diesem wachsen, den Text zweiseitig umfangend, ornamentale Pflanzen mit goldenen Stempeln und Punkten, dazu zwei Pflanzen (Nachtschatten) rechts unten auf der Seite. Am unteren und rechten Rand (mit Blüten verziert, nachträglich von anderer Hand?) schlängeln sich Spruchbänder: rechts mit roter Tinte Widmung und Lokalisierung Serenissimo et illustrissimo principi et domino domino Sigismundo comiti dignissimo palatino clarissimo duci Bavarie fratres qui sunt in monte Andechs obedientia et debite subiectionis deuotissimum famulatum, unten mit schwarzer Tinte Text mit Anklängen an das Griechische und mit Schreibersignatur in griechischen Buchstaben ΔΕΛΦΟϹΑΝΖVΡ ΑΝΘΩΝΙVϹ ΟΛΟϹ VΕϹΗΡ ΑΛΛΑ ΟΥ ΚΕΝΤΙ ΜΟV Ο ΘΕΩϹ ΜΕV. – 1v S auf gelb-rotem Fleuronné-Grund, Initialkörper rosa mit weißer Höhung und schwarzer Schraffur, daraus wachsen Akanthusranken in Rosa und Grün, mit ehemals silbernen, nun oxidierten Punkten und Stempeln. Links unter dem Text Spruchband, griechischer Text (Trisagion mit lateinischer Übersetzung der ersten zwei Wörter) in griechischen Buchstaben ΑΓΙΟϹ Ο ΘΕΟϹ ϹANCTVϹ ΔΕVϹ ΑΓΙΟϹ ΥϹΚΙΡΩϹ ΑΓΙΟϹ ΑΘΑΝΑΘΟϹ ΕΛΕΥϹΟΝ ΥΜΑϹ. – 5v S über neun Zeilen auf silbernem und gelb-rotem Grund, Initialkörper grün mit weißer Höhung und schwarzer Schraffur, links und oben entlang dem Text ornamentale Blütenranke (Rosen, Nachtschatten u. a.). Am unteren Blattsteg Spruchband, lateinischer Text (Schreibersignatur) in hebräischen Buchstaben בראטער אנטאניוז פעלכ (transliteriert: FRATER ANTONIUS PELC). – 12r O über neun Zeilen mit silberner Rahmung auf gelb-rotem Grund, Initialkörper rosa mit weißer Höhung und schwarzer Schraffur, Akanthusranken mit Nachtschattenblüte links und Akelei rechts oben, dazu Silberstempel und -punkte. Zwei Spruchbänder: unten in lateinischen Buchstaben (misericordias domini in eternum cantabo), rechts oben deutschsprachige Widmung und Schreibersignatur in griechischen Buchstaben (ΔΕΜ ΗΟΧΗ ΓΕΠΟΡΕΝ ΦVΡϹΤΕΝ VΝΔ ΗΕΡΡΕΝ ΠΡVΔΕ ΑΝΘΟΝΙ[VS]). – 22r H über zehn Zeilen auf Goldgrund mit grünem Rahmen. Initialkörper rot mit goldenen Höhungen, umwunden von einem Schriftband Die Croniken von dem heyligen perg Andez, dazu Akanthusranke mit goldenen und silbernen Punkten und Stempeln sowie ornamentalen Blüten.

Beier (2004) S. 61 rückt die Initialen in die Nähe der Werke des Augsburger Künstlers Heinrich Molitor. Zweifel sind angebracht an ihrer Identifizierung des Schreibers Anton Pelchinger als Initialmaler (S. 60f.), insbesondere in Hinblick auf die unterschiedliche Malweise in den drei von ihm geschriebenen Heiltumsbuch-Handschriften.

Farben:

Gold, Silber, Blau, Grün, Rosa, Rot, Gelb.

Literatur:

Benedikt Kraft: Die Handschriften der Bischöfl[ichen] Ordinariatsbibliothek in Augsburg. Augsburg 1934, S. 96. – Virgil Redlich: Tegernsee und die deutsche Geistesgeschichte im 15. Jahrhundert. München 1931 (Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte 9), S. 146f.; Kraft (1937) S. 6–12; Der Schatz vom heiligen Berg Andechs (1967) S. 80, Nr. 81.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Taf. 52.I: 12r. Textseite mit Initiale und Spruchbändern.

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Taf. 52.I.