Geschrieben von Nicolaus Sutor, möglicherweise identisch mit einem Nicolaus Suter aus der Diözese Mainz, der 1452 die niederen Weihen empfing (Seelbach). Die in den Verfügungen Sutors (21r) genannten Ortschaften Dachsweiler, Jugenheim, Olm und Essenheim weisen auf Rheinhessen. 135v Namenseintrag (eines möglichen Besitzers?) Melchior Geil (spätes 15./früheres 16. Jahrhundert); 1r (eingeklebte Pergamentstreifen) und 166v Besitzvermerke des Fraterherrenstifts St. Markus in Butzbach aus dem 15./16. Jahrhundert, 1r Besitzvermerk der Bibliothek der Universität Gießen aus dem 18. Jahrhundert.
Inhalt:
1.
1v–20r
Kalender mit Erläuterungen (lat.)
2.
22r–90r
Heinrich Seuse: ›Büchlein der ewigen Weisheit‹
3.
90v –94v
Berthold von Regensburg: Predigt ›Von den vier Stricken‹
4.
96r–135r
›Die Ritterschaft‹
5.
136r–163v
›Tundalus‹, Fassung D
I. Kodikologische Beschreibung:
Papier, 166 Blätter, 210 × 135 mm, Bastarda vermutlich von zwei Händen (Seelbach geht von einer einzigen aus, doch ist der unterschiedliche Duktus und Neigungsgrad auf 96r–135r kaum nur durch die breitere Feder zu erklären): I (Nicolaus Sutor, nennt sich 20r, dort mit Datierung 1469, und 163v): 1v–94v, 136r–163v, II: 96r–135r. Einspaltig, 25–34 Zeilen, rubriziert, rote und blaue Lombarden.
Schreibsprache:
rheinfränkisch.
II. Bildausstattung:
25 Rubriken, die wie typische Malanweisungen formuliert sind, am Beginn aller Kapitel der ›Ritterschaft‹, jedoch keine Leerräume für Bilder: 98v, 100r, 103v, 106v, 108v, 109v, 110r, 113r, 119r, 120v, 122r, 123r, 124v, 125v, 127r, 128r, 129r, 129v, 130r, 130v, 130v/131r, 131v, 132r, 133r, 134r.
Alle Rubriken geben Anweisungen zur Darstellung der Gegenstände, die im jeweils nachfolgenden Kapitel allegorisiert werden. Lediglich der Wortlaut der Rubrik zum ersten Kapitel (Wie der ritter sol siczen uff dem rosse, 96v) ist ohne Bezugnahme auf ein geplantes Bild formuliert. Die Dresdner Handschrift Mscr.Dresd.M.209, die den Text ebenfalls überliefert, hat dagegen einfache Rubriken, die nur kurz den zentralen Gegenstand des folgenden Kapitels benennen, nicht aber die Art seiner Darstellung (etwa: Vom hulcze zum sattel, 5v). Im Unterschied zum Druck (44.11.a.), dessen Holzschnitte die Objekte herausgelöst präsentieren, sollten sie in der Handschrift meist entweder an der Figur des Ritters oder in szenischem Zusammenhang dargestellt werden. So heißt es etwa zum dritten Kapitel, in dem es um die Zusammensetzung des Sattels aus drei Materialien geht (100r): Hie sal siczen einer der den sattel macht vnd sal bii eme han ledder hulcze vnd lyme. Zu den Armschützern (128r): Hie sal der ritter siczen uff sinem pherdt in sinem vorgemelten gezuge vnd an han dar vbirzwenfiere armgewande.
Literatur:
Joachim Ott: Die Handschriften des ehemaligen Fraterherrenstifts St. Markus zu Butzbach. Bd. 2: Die Handschriften aus der Signaturenfolge Hs 761 – Hs 1266, NF-Signaturen, Ink-Signaturen. Wiesbaden 2004 (Berichte und Arbeiten aus der Universitätsbibliothek und dem Universitätsarchiv Gießen 52), S. 327 f.; Ulrich Seelbach: Katalog der deutschsprachigen mittelalterlichen Handschriften der Universitätsbibliothek Gießen (Preprint, 2006 abgeschlossen): http://geb.uni-giessen.de/geb/volltexte/2007/4947/. – Wolfgang Georg Bayerer: Libri Capituli Ecclesiae Sancti Marci. Zur Katalogisierung der Butzbacher Handschriften an der Universitätsbibliothek Gießen. In: Wetterauer Geschichtsblätter 24 (1975), S. 57–91, hier S. 76 Anm. 28, S. 82 Anm. 43.