3.2.2. Frankfurt a. M., Universitätsbibliothek, Ms. germ. qu. 4
Bearbeitet von Norbert H. Ott
KdiH-Band 1
Um 1425.
Nordbaden.
Widmungsexemplar für Bernhard Graf von Eberstein (1381–1440), wohl entstanden zur Vermählung Bernhards mit Agnes von Vinstingen 1420 (in den Schmuckinitialen Allianzwappen der Familien Eberstein und Vinstingen; die Widmungsformel des Textbeginns variiert Vers 5 dîn cristenheit behüete in die Ebersteiner grefen behuͤte). Die Handschrift kam 1844 mit anderen aus den Klöstern Bronnbach und Neustadt a. M. in die Fürstlich Löwenstein-Rosenbergische Hofbibliothek in Klein-Heubach. 1930 auf der Versteigerung J. Baer, Frankfurt a. M., von der Stadtbibliothek erworben.
1ra–228rb | Ulrich von Etzenbach, ›Alexandreis‹ |
Papier, II + 228 + II Blätter, 280 × 205 mm, Bastarda, zwei Hände (I: 1–178; II: 179–228 [Anndreas Rös de Bissingen, 228rb]), zweispaltig, 27–34 Zeilen, Eingangsverse des 1., 2., 4.–6., 9. und 10. Buchs sowie die Verse 1906, 6339, 9187 und 19007 in Textura; rote Initialen (zwei- bis dreizeilig zu Beginn der Abschnitte, vier- bis zehnzeilig zu Beginn der Bücher 2–6 und 9), Rubrizierung.
westalemannisch.
Fünf Figureninitialen (1ra, 10rb, 129va, 138vb, 172rb) zu Beginn der Bücher 1, 7, 8 und 10 sowie zu Vers 1155 (10rb: Neuansatz der Erzählung nach einem mit der Weltalterlehre abschließenden welthistorischen Abriß), ein Zeichner.
Die Initialen zu Beginn der Bücher sechs- bis achtzeilig (40–65 × 45–60 mm). Auf grünem, mit einfacher oder doppelter Pinsellinie gerahmtem und mit Blattwerk oder floralen Ranken belegtem Grund rote Buchstabenkörper, 1ra Buchstabenkörper rot-blau ornamental geteilt. In den Binnenfeldern Allianzwappen der Familien Eberstein und Vinstingen (in Silber rote blaubesamte Rose; in Blau ein silberner Balken) im gemeinsamen Schild (138vb, 172rb) oder in zwei Schilden (1ra, 129va); 129ra und 138vb Engel als Schildhalter; 172rb auf dem Wappenschild zwei Bügelhelme mit wachsendem Mann (vorne) und Hundekopf (hinten) als Helmzier; 1ra unter den Wappen Maria mit Blumenzweig und auf Bodenstück sitzendem Jesusknaben. A-Initiale 10rb zweizeilig: rot-blau geteilter, außen und im Binnengrund mit Ranken verzierter Buchstabenkörper, unter dem Querbalken des A die beiden Wappenschilde.
Zeichnung der Figuren: durchgezogene Umrißlinien, Parallelfalten, z. T. Schattenpartien mit Pinselstrichen in dunkleren Tonwerten modelliert, grobe Gesichter mit Knollennasen.
Die vier- bis zehnzeiligen einfachen roten Initialen zu Beginn der Bücher 2–6 und 9 (41ra, 50vb, 81va, 102va, 118ra, 152vb) stehen z. T. auf einer von Federlinien begrenzten, leeren quadratischen Fläche; die Eingangsverse rechts (senkrecht) und unten (waagrecht) in Textura rahmen (wie 1ra und 172rb) den Außenraum der Initiale. Vermutlich sind diese Initialen bis auf die Buchstabenkörper unvollendet: die Begrenzungslinien der relativ großen Leerräume um die Buchstaben sollten wohl ebenfalls mit Rankenwerk belegt werden; der Binnenraum war für Ausmalung mit Wappen und figürlichen Darstellungen vorgesehen.
Blau, Rot, Grün, Gelb, Weiß, Schwarz.
Abb. 46: 129va. D-Initiale mit dem Allianzwappen der Familien Eberstein und Vinstingen und einem Engel als Schildhalter zu Beginn von Buch 8.