103a.5.2. Kraków, Biblioteka Jagiellońska, Rkp. Przyb. 35/64
Bearbeitet von Marco Heiles
KdiH-Band 10
Nach 1523 (vgl.
Passau (?).
Ausführliche Beschreibung der Handschrift siehe Nr. 49a.5.2.
9a. | 43r–v | Chiromantie |
9b. | 44r–v | Physiognomie |
9c. | 45r–46r | Geomantie |
9d. | 46v–48v | Nigromantie (Die schwartz khünst) |
10a. | 56v | Wünschelrute, Siebdrehen, gedrückte Daumen, Messer unter einem Bett |
Papier (Bl. 19 Pergament), 116 Blätter, 300 × 220 mm, Bastarda und Textura, ein Schreiber, Benedikt Rughalm.
mittelbairisch.
Textierte Bildtafeln in kolorierter und getuschter Federzeichnung.
siehe Nr. 49a.5.2.;
9a. Chiromantie: Kolorierte Federzeichnungen der Innenflächen einer männlichen rechten (43r) und einer weiblichen linken Hand (43v), jeweils in einem seitenbreiten runden Bildrahmen. Darüber und darunter jeweils erläuternde Texte. Beischriften im Bild informieren über die Benennung der Linien und Berge und die Korrespondenz der Fingerglieder zu Planeten und Lebensaltern. Durch die auf 43v im Bildrahmen wiedergegebenen chiromantischen Zeichen mit ihren Bedeutungen wird der kurze Text auch eigenständig prognostisch nutzbar.
9b. Physiognomik: Kolorierte Federzeichnung eines männlichen Kopfes im Profil in einem runden Bildrahmen. Bildumschrift: die augbra so sy zam gent ist vast böß. Der Haupttext der Physiognomie folgt auf 44v mit Angaben dazu, welche Körpermerkmale (Stimme, Hände, Hals, Haare, Nase etc.) mit welchen Charaktereigenschaften verbunden sind.
9c. Geomantie: 45r rundes Horoskopschema zur Bedeutung der zwölf Häuser in der Geomantie, in dessen Zentrum Darstellung der vier Elemente. 45v–46r Kreisschemata zur Auslegung der verschiedenen Kombinationen der Zeugen und Richter des geomantischen Orakels, in dessen Zentrum auf 46r eine Sonne mit Gesicht. Trotz der Kürze des Abschnitts genügen einem Rezipienten mit Grundkenntnissen in der Geomantie die Angaben zur Erstellung einer Prognose.
9d. Nigromantie: 46v Bildtafel zu den Mitteln der ritualmagischen Prognostik (schwartz khünst): kindliches Medium, Spiegel, Beryll, Kristall, Wasser, Hand mit Fingernagel des Daumens, Flasche mit Dämon darin. 47r magischer Kreis mit vier Schwertern und einem Lehnstuhl in der Mitte. Umschrift: der das experiment list oder macht solt in dem sesl sitzen der ander solt sten. Darum herum in vier Kreisen sowie auf 47v–48r in Kreisdiagrammen Angaben zu Teufelsnamen, ihren Titeln und Legionen. 48v Kreisschema mit bildlichen Darstellungen der sieben schwarzen Künste Pyromantie (Feuer), Aeromantie (Wolken und Nebel), Hydromantie (Wasser und Wolken), Geomantie (Rasen und Wolken), Chiromantie (Hand), Haruspicium (Pferdekadaver), Augurium (Vogel in Landschaft). Die Angaben zur Ritualmagie sind für eine Prognose alleine nicht ausreichend, sondern geben einen enzyklopädischen Überblick über die Praktiken der gelehrten Ritualmagie.
10a. Wünschelrute etc.: 56v Bildtafel zu den Mitteln der ritualmagischen Prognostik und des apotropäischen Aberglaubens: zwei Hände mit einem Holzstab, Sieb mit Schere, zwei Hände mit gedrückten Daumen, Bett mit Messer darunter (sehr ähnlich auch in Nr. 103a.5.1., 99v). Die stichwortartigen Angaben zum Rutengehen informieren über Zweck (zü süechen pruͦn schaͦtz), die Art der Ruten (heslen rüeten jaͦrig), den zu sprechenden Text (miserere meo d[omini]) und die anzurufenden Heiligen (petri pauli) der Praktik. Die weiteren Mittel werden nicht kommentiert. Sieb und Schere werden beim Siebdrehen zur Identifikation von Schuldigen genutzt (vgl. auch Nr. 103a.4.3.), die gedrückten Daumen bringen Glück (vgl.
Abb. 68: 56v. Wünschelrute, Sieb und Schere, gedrückte Daumen und Messer unterm Bett.